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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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getränkt! Aber während ich dich schon aufgegeben hatte, Garzia, triumphierte ich innerlich bei dem Gedanken daran, dass Pietro Alcamo und seine Männer wie durch den Wolf gedreht tot in jener Gasse lagen. Denn nachdem sie zu Boden gegangen waren, ging ich zu ihnen und stellte mich vor sie hin, wie sie da auf dem Pflaster lagen, damit sie mich sehen konnten, solange sie noch dazu in der Lage waren. Ich weidete mich an ihren Qualen, sah zu, wie sie durch blutigen Schaum verzweifelt die Luft einsogen, lud meine doppelläufige Waffe nach, drückte ab, lud wieder nach und pustete ihnen ihre verdammten Schädel weg!
    Ach, du kannst dir nicht vorstellen, wie gut ich mich dabei fühlte! Und doch, was für eine Verschwendung, eh, Garzia? Hätte ich damals geahnt, was ich heute weiß, all das gute Blut und das frische, rohe Fleisch ... andererseits, bei solchen Schweinen wäre mir wahrscheinlich das Kotzen gekommen!
    Stattdessen war es wie eine Befreiung, die Ketten meiner Menschlichkeit fielen von mir ab. Bis dahin hatte ich mich meiner Fassade, der äußeren Erscheinung eines Menschen gemäß verhalten. Dabei war ich doch weit mehr als bloß ein Mensch. Ein Wesen aus alten Legenden? Nun, nicht länger. Ich war Wirklichkeit. Ich war real und existierte. Ich hatte getötet. Ich hatte Blut an den Händen und meine Augen leuchteten blutrot und erhellten die Nacht für mich! Ich konnte im Dunkeln sehen und meine Opfer in jener Gasse, in der ich sie zurückgelassen hatte, damit sie verfaulten, auf hundert Meter Entfernung riechen!
    Während ich dich – auf dem Rücken, mit einer Kraft, die ich zuvor nicht gekannt hatte – zum Wagen trug, stürmten all diese Empfindungen auf mich ein und vertieften nur die Gewissheit in mir, dass ich anders war. Bislang hatte ich noch keinen Namen dafür und wusste nicht, wie ich es nennen sollte, aber mir war klar, dass zwischen mir und anderen Menschen ein Unterschied bestand wie zwischen Tag und Nacht.
    Es war dein Blut, Garzia – dein Blut war letztlich der Katalysator, der ›Unfall‹, der mir zu guter Letzt klar machte, worum es ging.
    In meiner Wohnung in Palermo warst du bereits mehr tot als lebendig, aber ich wusste, was zu tun war. Wie aus dem Nichts war das Wissen darum einfach da. Du warst mein Freund (damals sprachen wir noch von solchen Dingen, Freundschaft und so weiter) und warst in Not – aber ich nicht minder! Die Ereignisse jener Nacht hatten mich wachgerüttelt. Endlich wusste ich, was mir fehlte, das letzte Stück des Puzzles lag nun an seinem Platz.
    Die Schusswunde an deinem Hals blutete stark. Doch während dein Blut mit jedem verzweifelten Herzschlag nur so aus dir herausspritzte, sah ich, dass der Strahl bereits dünner und dein Puls von Sekunde zu Sekunde schwächer wurde. Panik übermannte mich – zugleich jedoch empfand ich einen überwältigenden Drang. Ich sah zu, wie das Leben allmählich aus dir wich, und biss mir auf die Lippe. Der Geschmack meines eigenen Blutes erfüllte meinen Mund, mir war, als vernähme ich dröhnendes Gelächter, und mit einem Mal wusste ich, was zu tun war!
    Du siehst also, es war keineswegs ein Zufall, und auch kein Unfall, Garzia, als ich meinen Mund an deinen Hals presste, um von dir zu nehmen und dir im Gegenzug etwas von mir zu geben. Kein Unfall, sondern Schicksal. Mir war klar , dass du nicht sterben, sondern für alle Zeit bei mir bleiben würdest. Und zu guter Letzt wusste ich auch, wie ich dieses Ding in mir nennen sollte, das ich nun auf dich übertrug.«
    Garzias Augen leuchteten in tierhaftem Glanz. Sein Mund öffnete sich und entblößte rasiermesserscharfe Zähne. »Du warst ein Vampir!«, seufzte er.
    »Das war ich«, nickte Castellano, »und bin es noch immer! Obwohl ich annehme, dass ich mehr bin als bloß ein Vampir. Es dauerte drei Tage, drei kurze Tage, bis du dich erholt hattest, deine Wunden verheilt waren und du wieder aufstehen konntest, und seit dieser Zeit ...«
    »... bin ich genau wie du!«, sagte Garzia.
    »Nun, vielleicht nicht ganz.« Castellano bedachte ihn mit einem finsteren Blick. »Aber ganz gewiss ein Vampir.«
    Sie hörten Schritte, und im nächsten Augenblick erschien im Eingangsgewölbe ein Mann in derber Bauerntracht, ein Gewehr über der Schulter und einen Patronengurt über die Brust geschlungen.
    »Herr«, wandte er sich an Castellano, »ein Herr aus Russland ist hier, um … um Sie … um S... Sie ...« Doch als er sah, wie das tierhafte Leuchten aus den Augen seines Gebieters schwand und

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