ENTWEIHT
wir sonst gewiss vergeudet hätten … dafür danke ich dir. Aber eine wichtige Frage ist damit immer noch nicht beantwortet. Wenn Vavara sich seit nahezu drei Jahren hier befindet, wovon – beziehungsweise von wem – hat sie sich dann ernährt?«
»Wir wissen«, warf Ian Goodly ein, »dass diese Kreaturen nicht unbedingt Blut trinken müssen – es ist keine absolute Notwendigkeit – aber es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass sie sich daran ergötzen, es zu nehmen. So wie sie stets zu sagen pflegen: ›Das Blut ist das Leben.‹ Es erhält sie stark, und wenn sie über eine längere Zeitspanne ohne Blut auskommen müssten, würde sie dies mit Sicherheit schwächen. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass sie es ihren Egeln verwehren. Was wir demnach suchen, ist also ...«
»... ein kleines Dorf«, warf Manolis ein, »oder ein Weiler mit, sagen wir, hundert oder weniger Einwohnern, die allesamt unter dem Bann dieses Vampir-Miststücks stehen. Und, meine Freunde, seid versichert, es gibt eine ganze Anzahl solcher Dörfer hier auf der Insel! Ich habe mir nämlich auch den Kopf über dieses Problem zerbrochen, und jetzt bitte ich euch, mal einen Blick auf eure Karten zu werfen.«
Sein Finger stach auf seine Karte hinab, die ausgebreitet auf einem der Tische lag. »Hier, in den Ipsarion Oros-Bergen, das Dörfchen Panagia. Die Leute dort arbeiten in den örtlichen Marmorsteinbrüchen. Bevölkerung: ganze siebzig, wenn man den Angaben auf der Karte Glauben schenkt. Und hier, in Theologos, fünfzig Ausgräber an einer archäologischen Stätte aus der Zeit vor der römischen Besatzung. Und hier, Kastro, ein Urlaubsort in den Bergen, dort kann man in einer heißen Quelle baden, um Beschwerden und Schmerzen zu lindern. Ständiges Personal: siebzehn Personen. Vavara könnte sich an jedem dieser Orte aufhalten und in doppelt so vielen anderen, die genauso sind, ebenfalls.«
»Chung und ich sind zu mehr oder weniger der gleichen Schlussfolgerung gelangt«, nickte Trask. »Selbst in den dichter besiedelten Städten liegt die Einwohnerzahl nur bei wenigen Tausend. Hier kennt nicht nur jeder jeden, sondern man weiß auch noch, was der andere treibt! Befände Vavara sich dort – was, diese merkwürdige, wunderschöne, fremde Frau, die sich immer nur nachts blicken lässt? – würde sie schon ein großes Risiko eingehen. In diesem Punkt stimmen wir also überein: So, wie es aussieht, hat sie sich mit ihren Verlockungen in eine abgelegene oder abgesonderte Gemeinschaft, aller Wahrscheinlichkeit nach in den Bergen, eingeschlichen und diese nach und nach übernommen. Auf diese Weise hatte sie es nicht nötig, ihre erst kürzlich rekrutierten Knechte zu töten, die einfach dazu da sind, ihre abscheulichen Bedürfnisse zu befriedigen . Aghhh! «
»Damit ist also entschieden, wie wir anfangen«, sagte Goodly. »Wir müssen diese Orte aufsuchen – natürlich bei Tageslicht – und zusehen, ob wir irgendetwas Ungewöhnliches entdecken.«
»Wir müssen alle derartigen Orte aufsuchen«, nickte Trask. »Nicht bloß diejenigen, auf die Manolis uns hingewiesen hat, sondern auch jeden anderen Ort, der Vavaras Erfordernissen entsprechen könnte. Und wir müssen das Ganze mit äußerster Vorsicht angehen. Bis unsere Verstärkung aus London eintrifft, sind wir lediglich zu acht, und ich habe nicht vor, irgendjemanden hinzuzuziehen, ehe wir nicht eindeutige Ziele vorweisen können. Darum schlage ich vor, wir teilen uns in drei Teams auf.«
»Wie steht es mit Fahrzeugen?«, fragte Liz.
»Chung und ich haben bereits einen Wagen gemietet«, erklärte ihr Trask. »Wir brauchen noch zwei weitere. Und, Manolis, du und deine Leute, ihr braucht etwas Passendes zum Anziehen – du weißt schon, Touristenklamotten –, damit eure Tarnung den letzten Schliff erhält. Können deine Männer sich darum kümmern?«
»Kein Problem«, erwiderte Manolis. »Sie können es sofort in Angriff nehmen, noch während wir uns hier unterhalten. An der Haltestelle, an der wir aus dem Bus stiegen, habe ich ein Schild gesehen, eine Mietwagenfirma in Skala Astris.« Indem er Andreas und Stavros seine Anweisungen gab, schickte er sie los, ins Dorf. Dazu brauchte er nur eine Minute.
»Dann also zu den Teams«, meinte Trask. »Ich möchte unsere mit Talenten begabten Mitarbeiter, so gut es geht, aufteilen.«
»Talente? Begabt?« Fragend hob Manolis eine Augenbraue, doch dann schnippte er mit den Fingern. »Ach, ja – natürlich! Der Lokalisierer, der
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