ENTWEIHT
rings um die mit Glasplatten versehenen Bambustische bequeme Korbsessel gleichmäßig verteilt waren. Die Wände waren mit maritimen Szenen bemalt.
Alles in allem war die Anlage von »Christos Appartements« – mit ihren abgeschirmten, schattigen Unterkünften und dem »Schiffswrack« am Strand – eine äußerst angenehme und zufriedenstellende Operationsbasis. Das ging Trask durch den Kopf, während er mit seinen ESPer-Kollegen die Stühle umstellte, drei Tische zusammenrückte und sich setzte. Der Einzige, der fehlte, war Chung. Er hing immer noch am Telefon.
Äußerst angenehm, in der Tat, dachte Trask. Das konnte er nur bestätigen – in dieser Hinsicht war Liz Merricks Bemerkung, dass der Ort »perfekt« sei, zutreffend …
… Andererseits galt dies aber auch – aller Wahrscheinlichkeit nach – für Ian Goodlys Wahrträume. Immerhin setzte Trask recht großes Vertrauen in das »ungebändigte Talent« des Hellsehers, und zwar aus gutem Grund. Doch was auch immer kommen mochte, Sonne, Sand und Meer waren nicht der Anlass, aus dem sich das E-Dezernat hier befand. Was ihnen bevorstand, war eindeutig keine Strandparty.
»Ah, Zivilisation!«, sagte Manolis, als er mit seinen beiden Männern pünktlich die Bar betrat.
Manolis’ Leute machten, wie Trask bereits aufgefallen war, einen fähigen Eindruck. Der eine, der die Statur eines Rammbocks hatte – vergleichsweise kurze Beine, dafür breite Schultern und einen breiten Brustkorb – hieß Andreas. Er hatte Augen so blau wie das Meer, das Haar auf dem runden Schädel war kurz rasiert, und ein gefährliches Lächeln ließ ihn bedrohlich wirken. Sein Vater war Grieche gewesen, seine Mutter allerdings Amerikanerin; sie war gestorben, als er noch klein war, seitdem lebte er in Athen.
Sein Kollege, Stavros, war ein paar Jahre jünger, vielleicht siebenundzwanzig. Durch und durch ein Grieche, mit glänzend schwarzem Haar, braunen Augen und athletischem, beinahe olympischem Körperbau. Liz ertappte sich dabei, dass sie ihn mit Jake Cutter verglich. Es lag nicht an seinem Gesicht (die viel zu gerade Nase und sein südländisches Aussehen verboten den Vergleich), vielleicht also eher daran, wie er seine Jeans ausfüllte. Die Silhouette weckte … Erinnerungen, um es mal so zu sagen. Oder vielleicht lag es auch einfach daran, dass sie unentwegt an Jake dachte.
Dicht hinter Manolis und seinen beiden Begleitern folgte ein Mann, den bis auf Trask keiner kannte, ein gutaussehender junger Grieche mit kantigem Gesicht, der sich als Sohn des Besitzers vorstellte. »Ich heiße Yiannis und betreibe die Bar hier«, erklärte er seinen Gästen in perfektem Englisch. »Wenn ich nicht da bin, kümmert sich meine Frau um alles. Im Augenblick hält Katerina gerade ihre Siesta, aber heute Abend wird sie hier sein.« Und zu Manolis gewandt fügte er hinzu: »Aber was Sie gerade über ›Zivilisation‹ sagten … nein.« Noch immer lächelnd schüttelte er den Kopf. »Nicht das ›Zum Schiffswrack‹. Nicht mein Lokal.«
»Nein?« Manolis wirkte überrascht.
Yiannis deutete durch ein wie ein Bullauge gestaltetes Fenster nach draußen – den Kai entlang Richtung Osten, wo das Gewirr der Läden, Hotels und Tavernen von Skala Astris die ruhige Aussicht verunzierte – und meinte erneut: »Nein, das dort ist die Zivilisation! Wenn ich so zurückdenke, als ich noch ein kleiner Junge war, gab es nur den Strand. Zivilisation? Heutzutage, wo die Touristen ausbleiben, überrollt sie uns nicht mehr so sehr, aber sollte der Tourismus jemals wieder in Gang kommen … nun, dann werde ich mit meinem ›Schiffswrack‹ umziehen, ein Stück weiter den Strand runter. Ich kann nicht sagen, ob es ein Fluch oder ein Segen ist. Ich bestreite meinen Lebensunterhalt damit, dass meine Heimat, meine Insel langsam stirbt. Aber ich stelle mir gerne vor, dass ihr Leiden nicht unheilbar ist und der Prozess irgendwann zum Stillstand kommt.«
»Ich verstehe, was Sie meinen«, erwiderte Manolis. »Aber fassen Sie, was ich sagte, als Kompliment auf. Sie haben hier ein äußerst, äh, hübsches Lokal.«
Yiannis bedankte sich mit einem Kopfnicken und begab sich hinter den Tresen. »Dann erweisen Sie mir die Ehre, Sie auf die übliche Art als neue Gäste bei Christos Appartements zu begrüßen, und gestatten Sie mir, Ihre Bestellung aufzunehmen. Die Runde geht aufs Haus!«
»Bravo!«, meinte Lardis, vor Freude strahlend. »Für mich einen Metaxa, bitte!« Allem Anschein nach wollte er sein Versprechen, sich
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