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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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verließ, verzichtete er lieber aufs Kassieren, so entsetzt war er von dem Ausdruck aufgestauter Gewalt in Malinaris Blick ...
    Malinari riss sich zusammen.
    Er unterdrückte sein Zittern, festigte seine mentale Abschirmung, um alle äußeren Einflüsse abzulenken, und bekam sich allmählich wieder unter Kontrolle. Der Bildschirm war mittlerweile leer, die Bauchtänzerin verschwunden und vom Balkon her wehte die kühle Nachtluft herein und beruhigte Malinari und sein erhitztes Gemüt.
    Gerade zur rechten Zeit.
    Denn unter ihm fuhr Vavaras schwarze Limousine auf dem Weg zurück zum Kloster in östlicher Richtung die Strandpromenade entlang. In seiner derzeitigen Verfassung hätte Malinari sie ohne Weiteres übersehen. Doch nun ging es ihm wieder gut und es wurde Zeit, dass er aufbrach.
    Von dem Barkeeper war nirgends etwas zu sehen. Da es Malinari gleichgültig war, ob sein Wein nun bezahlt wurde oder nicht, erhob er sich einfach und ging die Treppe hinab, stellte sich an den Straßenrand und winkte dem nächsten Taxi, das frei war.
    Der Uhr auf dem Armaturenbrett zufolge war es etwa eine Minute vor zehn, und immer noch rechtzeitig ließ Malinari sich auf der Küstenstraße zurück nach Skala Astris fahren. Oder genauer, zum Palataki …
    Eine gute Stunde später stand Vavaras Leutnant, Zarakis Hohnsknecht, im Schatten des verfallenden kleinen Palastes und blickte vom Vorgebirge hinab auf die verstreute Handvoll Lichter und das Straßenband, die Skala Astris ausmachten. Die wenigen Tavernen, die um diese Jahreszeit noch geöffnet waren, hatten mittlerweile Feierabend und die letzten Fischerboote waren nach Hause geschaukelt und lagen sicher vertäut an der Mole.
    Im Westen erstreckten sich die wie Juwelen funkelnden Lichter von Portos, Peskari und Sotira entlang der Küste und verloren sich allmählich in der Ferne, ein strahlender Halbmond warf seinen glänzenden Schein übers Meer. Bis auf das gelegentliche Rattern des Verkehrs auf der Straße war alles ruhig.
    Zeit, die Runde durch die überwucherten Gärten des Palataki zu machen, um nach etwaigen Eindringlingen Ausschau zu halten und sicherzugehen, dass Vavaras Kerze in dem kleinen, mittendrin gelegenen Schrein noch brannte.
    Es lag an der Eitelkeit seiner Gebieterin, so viel war Zarakis klar – es war ihre Vorstellung von einem Scherz, die dortige Kerze am Brennen zu halten, ihre Art, Glaubenssymbole zu verhöhnen, nicht anders als die Gestalten, die sie annahm, ein Hohn für jede Form wahrer Schönheit und Weiblichkeit waren. Denn noch nie war für Vavara je eine solche Kerze entzündet worden, weder auf der Sternseite noch sonst irgendwo … es sei denn eine Kerze aus Leichenfett, deren besonderen »Wohlgeruch« sie mit Vorliebe einatmete.
    Selbst Zarakis überlief (obwohl er ein Vampir war und mehr als bloß ein Knecht, in der Tat ein Leutnant) dabei ein Schauder. »Hohnsknecht« hatte sie ihn genannt, so wie all ihre Knechte, und er akzeptierte, ohne dies zu hinterfragen, seine Stellung als erster, und zur Zeit einziger, Leutnant jenes Inbegriffs blanken Hohns, des Trugbildes Vavara. Denn Zarakis’ Leben oder vielmehr sein Untod war ja an sich nichts anderes als eine Farce in ihrem Dienst. Doch wie auch immer, schließlich war es immer noch weit besser als der wahre Tod und gar kein Leben …
    Es war eine merkwürdige Nacht, dachte Zarakis, während er den vertrauten Pfaden durch die Gärten folgte und die über den Boden kriechenden Nebelschwaden aufwirbelte, die ihm um die Knöchel waberten. Es war ungewöhnlich ruhig, so als läge eine seltsame Erwartung in der Luft oder als wäre sie aufgeladen mit der statischen Energie eines sich zusammenbrauenden Gewitters … was durchaus der Fall sein mochte. Denn eine sanfte Brise brachte vom Meer her Kühlung und es schien, als wäre dieser verrückte Sommer endlich vorüber.
    Doch als er sich dem kleinen Schrein näherte, in dem die erste Kerze der Nacht bereits erloschen war … Was war das? Eine Präsenz, hier im Palataki!? Mitten im Schritt hielt Zarakis inne. Stocksteif blieb er stehen und sog witternd die Luft ein. Während er seine Vampirsinne schweifen ließ, hielt er den Atem an, um abzuwarten, worauf sie wohl stoßen würden.
    Irgendwo in der Nähe erklang der verzweifelte, einsame Schrei einer Eule, wie ein Tropfen geschmolzenen Goldes hing er in der reglosen Luft. Reglos, fürwahr, denn selbst die sanfte Brise hatte sich mittlerweile gelegt. Doch …
    … da war niemand – es sei denn, er bewegte

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