Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
waren und doch auf sonderbare Weise glänzten und aus einem gewissen Blickwinkel gar etwas Wildes an sich hatten. Trotz der exakten Bügelfalte seiner schwarzen Slacks, trotz der auf Hochglanz polierten Schuhe, des Seidenhemdes und seiner modischen Sommerjacke – all diesen Insignien ganz alltäglicher Zivilisation zum Trotz – hatte er etwas Urwüchsiges, Raubtierhaftes an sich. Und wer auch immer ihn ansah, spürte die Gefahr und wandte den Blick rasch wieder ab.
    Derart fiel es nicht schwer, seine Integrität zu wahren, das heißt körperlich in Ruhe gelassen zu werden – doch was die mentale Seite anging ...
    Lord Nephran Malinari von den Wamphyri! Malinari das Hirn, aye! Nicht umsonst hatte man ihm auf der alten Sternseite diesen Namen gegeben. Für ihn war es ein Segen und zugleich auch ein Fluch gewesen; dies verhielt sich immer noch so, doch nun erwies es sich in der Mehrzahl der Fälle als Fluch. Ein Talent, das sich in sein Gegenteil verwandelte und sich gegen ihn kehrte. Und heute Abend, hier und jetzt … konnte er sie hören.
    Ihre Stimmen in seinem Geist. Ihre zahllosen Gedanken – voller Lust, Gier, Bosheit, Schmutz, Blut, Hass und finsterer Intrigen – es war genauso schlimm wie damals auf der alten Sternseite zur Zeit der Blutkriege, ehe er seine große Niederlage erlitt und in den Norden verbannt wurde!
    Ja, Malinari schien es, als bestünde der einzige wirkliche Unterschied zwischen den Wamphyri und den Menschen – abgesehen von ihrer Körperkraft – darin, dass die Großen Vampire sich zu ihren ungeheuren Leidenschaften bekannten, sie auslebten und in ihren Exzessen schwelgten, während die Menschen die ihren verbargen und so taten, als existierten sie nicht. Doch das Gegenteil war der Fall!
    Eben aus diesem Grund gaben menschliche Wesen perfekte Wirte ab. Ganz bestimmt war dem so, andernfalls gäbe es ja keine Wamphyri!
    Und all ihre geheimen Stimmen, die in seinem Kopf durcheinander nuschelten und brabbelten, sich in seinem Geist breit machten! Die drei dickbäuchigen, schmierigen Kerle zum Beispiel, die am Tresen saßen und zu der Bauchtänzerin aufblickten.
    Der eine dachte: Wie gerne würde ich da mitmachen. So viel nacktes Fleisch. Ich würde sie in ihren Arsch ficken, ihre Titten, ihre Achselhöhlen … überallhin, bloß nicht in ihre verschwitzte Fotze!
    Der andere richtete sich schwankend auf und strebte den Toiletten zu, wo er seinen dicken Schwanz zu wichsen gedachte, bis er spritzte. Das Einzige, woran er noch zu denken vermochte, war das Pulsieren in seiner Hose!
    Der dritte hingegen saß einfach nur da mit schlaffem Glied und wünschte, wünschte es sich verzweifelt ! Doch da Wünsche ihm nun mal nicht weiterhalfen, drang er in seinem Hinterkopf mit einem imaginären Messer auf die Bauchtänzerin ein, schnitt tief in diejenigen Körperteile, für die er keine Verwendung mehr hatte, und schlitzte sie auf wie einen toten Fisch. Und nicht bloß die Tänzerin, nein, jede Frau – der arme, impotente Bastard ...
    Ihre Gedanken – die ihren , keineswegs diejenigen Malinaris – all ihre Gedanken und dazu noch hundert weitere, die genauso waren, befielen aus nah und fern seinen Geist. Lautes Gebrüll auf der einen Seite und leises Geflüster auf der anderen vermischten sich zu einem geistigen Aufruhr, der ihn wahnsinnig machte. Es trieb ihn in den … Wahnsinn!
    Er vernahm ein leises Knacken und stellte fest, dass er sein Glas so fest umklammert hielt, dass es gesplittert war. Das war ein äußerst schlechtes – ein unheilvolles – Zeichen, das ihn davor warnte, dass sein altes Problem wieder an die Oberfläche drängte. Doch er konnte es sich nicht gestatten, dies zuzulassen, nicht heute Nacht.
    Bebend saß er da, schob das gesprungene Glas auf die andere Seite des Tisches und sah eine Zeit lang zu, wie die rote Flüssigkeit herausrann, während er aus der Flasche weitertrank. Doch der verschüttete Wein erinnerte ihn bloß an Blut, an das prächtige, rote Blut der fetten Bastarde in diesem Lokal und unten auf der Straße, in der Stadt, in allen Städten dieser Welt!
    Sodass Malinari, als der Barkeeper mit einem Mal aus dem Nichts auftauchte und ein neues Glas vor ihn auf den Tisch knallte, um ein Haar aufgesprungen wäre, ihn gepackt hätte und … er war sich nicht sicher, was noch alles hätte passieren können! Doch als der Barmann seine Augen sah, das unheimliche Leuchten darin, wich er vor ihm zurück und kehrte nicht wieder. Selbst später, als Malinari das Lokal

Weitere Kostenlose Bücher