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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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hoffte. Doch womit er nicht gerechnet hatte, war, eine leere Kammer vorzufinden, in der das einzige Leben in der kriechenden, den ganzen Boden bedeckenden Abscheulichkeit bestand und den mittlerweile anschwellenden Pilzen mit ihren aufgeblähten, zum Bersten vollen Lamellen, die jeden Augenblick ihre todbringenden Sporen freisetzen konnten.
    Allerdings war die Kammer nicht gänzlich leer und schon gar nicht ohne Leben, wie er einen Augenblick später feststellte, als Lord Nephran Malinari, Malinari das Hirn, aus den tiefen Schatten hinter Zarakis trat und dessen Kopf mit seinen Händen umfasste.
    Es dauerte nur eine Sekunde.
    Zarakis öffnete den Mund, um zu schreien – war jedoch nicht dazu in der Lage. Mit einem Ruck wollte er sich losreißen – nur um festzustellen, dass er sich nicht zu bewegen vermochte. Während er auf die Knie sank, ließ Malinari von ihm ab, gerade lange genug, um sich mit einem raschen Schritt vor ihn hinzustellen, ehe er erneut seinen Kopf packte.
    »Ah! Agh! Ar ghhh! Leckerbissen?«, ächzte Zarakis. Denn abgesehen von seinem Entsetzen war dies sein letzter klarer Gedanke gewesen, ehe Malinaris Hände sich um ihn schlossen, und somit auch der erste Punkt seiner Erinnerung, der ausgelöscht wurde. »M-m-mein Leckerbissen?«
    Seine Gliedmaßen verkrampften sich und begannen zu zucken, als jage ihm jemand Stromstöße durch den Leib, ein heftiges Zittern durchlief seinen Kopf – unwillkürliche Reaktionen auf Malinaris vorbereitende Untersuchung.
    »Nein, nein!«, sagte Malinari. »Halt’ still, sonst tue ich dir nur noch mehr weh.« Indem er mit seinen halb verflüssigten Zeigefingern Zarakis tief in die Ohren fuhr und dabei nacheinander die Gehörknöchelchen – Hammer, Amboss und Steigbügel – löste, durch den Vorhof zur Hörschnecke vordrang und sich von dort entlang der Nervenverbindungen zum Gehirn weitergrub, meinte er: »Was den Leckerbissen für dich angeht – das war leider eine Lüge. Hier gibt es keine Leckerbissen, Zarakis. Zumindest nicht von mir. Aber vielleicht hast du mir ja etwas zu bieten? Nun, wir werden sehen.«
    Er lachte. »Allerdings war nicht ich derjenige, der dich betrog, sondern deine Gebieterin – wenigstens glaubtest du das. Denn ganz ähnlich, wie Vavaras hypnotische Kräfte es ihr gestatten, ein Abbild nahezu vollkommener Schönheit zu erschaffen, ahmte ich Vavara nach! Zwar nicht körperlich, aber in deinem Geist! Beziehungsweise in dem, was einst dein Geist war, der nun mir gehört!«
    Malinaris Hände, durch seine metamorphen Kräfte nunmehr völlig verwandelt, umfingen Zarakis’ Kopf wie ein rot geädertes Netz – wie die Blätter einer riesigen fleischfressenden Pflanze, während die grässlichen Fortsätze, die einmal seine Zeigefinger gewesen waren, weiterhin das lautlos schreiende Gehirn ihres Opfers erforschten. Aus seinem geschändeten Hirn tropfte Zarakis das Blut in den Nacken und durchtränkte seinen Kragen, während ihm der furchtbare Druck von innen die Augen aus dem Gesicht treten ließ …
    … bis Malinari die Daumen einsetzte – lang und bleistiftdünn mittlerweile –, um seine Auen beiseitezuschieben und in die blutenden Höhlen einzudringen, um Zarakis’ Erinnerungen besser in sich aufsaugen zu können.
    »Was hast du gehört und gesehen, was weißt du?«, murmelte Malinari. »Genau das suche ich nämlich.«
    »Urk! … Uk! … Argh! «, gurgelte Zarakis, während er wieder zu zucken und zu zappeln begann.
    Doch Malinaris eiskalte Hände brachten ihn bald wieder unter Kontrolle. »Oh, nein!«, sagte der Große Vampir. »Versuche nicht zu antworten! Ich benötige keine physische Antwort von dir, Zarakis. Die Antworten befinden sich alle in deinem Kopf. All die geheimen Orte, die du hier unten in diesem unterirdischen Labyrinth entdeckt hast, wo ein Mann sich bei Bedarf verstecken kann. Die Schlupflöcher, die von hier wegführen und die du selbst vor Vavara geheim hältst. Wo ihr Boot liegt und wie man dorthin gelangt. Wo sich ihr verborgenes Treibstofflager befindet und wie man es bedient. Aaah! «
    All dies floss aus Zarakis heraus, wurde aus ihm herausgesogen in Malinaris Geist. Allerdings nicht all seine Erinnerungen, nicht alles, was er wusste, keineswegs genug, um ihn zu töten. Immerhin war er ein Vampir; ein Leutnant, der den Aufstieg anstrebte – beziehungsweise angestrebt hatte – und Wamphyri werden wollte. Ihn auf diese Art umzubringen, wäre kein leichtes Unterfangen. Selbst mit einem zu drei Vierteln

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