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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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geschickt«, sagte Jake, während er an die Umrisse dachte, die er durch die regennassen Balkontüren der Manse Madonie gesehen hatte. »Wenn man bedenkt, wie sehr die Toten das Leben schätzen, hat das nicht unbedingt dazu beigetragen, meinen Ruf zu verbessern ...«
    Im Grunde, sagte Zek, hast du damit auch eine ziemliche Menge Unrat beseitigt. Du hast nämlich recht: Nicht einer von ihnen war es wert, am Leben zu bleiben. Sie waren allesamt Mörder und sind alle ausgeschlossen. Keiner von ihnen kann sich zur Großen Mehrheit zählen.
    »Sie wurden ausgestoßen?«
    Für immer, erwiderte Zek. Der Finsternis übereignet, wo sie keinen Schaden mehr anrichten können. Und nun muss ich gehen.
    Jake spürte, wie sie davontrieb. Aber erst nachdem sie weg war, fiel ihm auf, dass sie ihm auf die eine Frage, die sie ihm hätte beantworten können, nicht geantwortet hatte. Dabei war er sicher, dass sie die Antwort kannte:
    Weshalb hatte der ursprüngliche Necroscope Harry Keogh unsere Welt verlassen, um nach Starside aufzubrechen …?
    Ein Auto hupte, als es vorüberfuhr, und mit einem Mal wurde Jake klar, dass er sich auf der Straße befand und im gleißenden Sonnenschein des Ionischen Meeres nach Argasi spazierte. Er hatte sich im Gehen unterhalten, genau so, als wäre seine Gesprächspartnerin körperlich anwesend. Hatte man sich erst einmal an die Totensprache gewöhnt, war es nun mal nicht anders. Doch jetzt war er wieder allein, ohne erkennbaren Grund zu Fuß unterwegs nach Nirgendwo.
    Korath erschien, kaum dass Jake ihn gerufen hatte. »Wo warst du?«, wollte Jake wissen.
    Na, wo schon?, sagte Korath düster.
    »Hast du geschlafen?«
    Geschlafen, geruht, das Alleinsein genossen. Weißt du, du bist nicht der Einzige, den das Ganze ziemlich mitnimmt. Diese Sache im Möbiuskontinuum war … das war ganz schön anstrengend, um es gelinde auszudrücken.
    »Schlafen und jammern«, meinte Jake. »Willst du mir damit etwa sagen, du hast schon wieder eine Gelegenheit versäumt, in meinen Kopf zu gelangen?«
    Ich habe nichts versäumt!, schnaubte Korath. Und ich habe auch unseren Pakt nicht vergessen. Was er nicht sagte, war, dass er es zu einem Zeitpunkt, zu dem Jake unter Schock stand beziehungsweise sein Inneres in Aufruhr war, für besser gehalten hatte, sich von ihm fernzuhalten. Wie dem auch sein mag, weshalb riefst du mich? Was kommt als Nächstes? Sollte es möglich sein, dass du nun, da dir klar geworden ist, welche Gefahren mit einer Vendetta einhergehen, deinen Rachefeldzug aufgibst? Doch nein, ich sehe schon, da hatte ich mir zu viel erhofft. Er verstummte.
    »Bist du fertig?«, fragte Jake. »Schön! Danke, dass du nach meinem Befinden fragst. Mir geht es gut, vielen Dank. Um ein Haar hätte man mir zwar den Kopf weggeblasen, aber das wird schon wieder. Nun muss ich zurück nach Paris, mich ein bisschen frisch machen, etwas Anständiges essen und meinen Heilschlaf halten. Heute Abend haben wir nämlich ...«
    … wieder zu tun, stöhnte Korath.
    »Ganz recht«, sagte Jake.
    Und traust du dir zu, das Möbiuskontinuum zu benutzen? Bist du sicher, dass so etwas nicht wieder passiert?
    »Die Koordinaten sind alle wieder an ihrem Platz«, sagte Jake. »Und zwar besser als vorher. Und ein paar neue sind auch dabei. Aber keine Sorge, ich habe nicht vor, sie alle zu überprüfen. Jedenfalls vorerst nicht.«
    Huh!, grunzte Korath, während er die Möbiusgleichungen vor Jakes geistigem Auge abrollen ließ. Diesmal war die esoterische Mathematik schon etwas vertrauter; Jake konnte sogar einige Muster darin erkennen. Die merkwürdigen Ziffern und Symbole flößten ihm keine Ehrfurcht mehr ein. Sie waren ein Schlüssel zum metaphysischen Möbiuskontinuum, mehr nicht, und er hatte so eine Ahnung, als würde er diesen Schlüssel auch selbst bald begreifen.
    Bis dahin – und keinen Moment länger – blieb Korath der Pförtner. Diese Gedanken waren geheim, Jake behielt sie in den innersten Gewölben seines Geistes, zu denen Korath sich bislang noch keinen Zugang verschafft hatte, unter Verschluss. So hatten sie also beide – Mensch und Kreatur – Geheimnisse voreinander, von denen der jeweils andere nichts wusste. Zek hatte vollkommen recht: Bisher hatte Korath noch keineswegs die Oberhand gewonnen.
    Noch nicht ...
    In Paris war es 12:40 Uhr, bis Jake sich frisch gemacht, ein paar Aspirin geschluckt, sich ein Pflaster auf den Kopf geklebt und den Kopf vorsichtig in die Kissen gelegt hatte. Da ihm nicht gut war und er einen

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