ENTWEIHT
Zeiten. Doch so nah musste er nicht heran.
Von der Straße aus führte eine Rampe aus festgetretener Erde zu dem vor der Anhöhe liegenden Plateau. Direkt vor der Rampe fand er, wonach er suchte, einen Hartholzpfosten mit einem Warnschild, auf dem stand:
VORSICHT! GESUNDHEITSGEFAHR!
GIFTMÜLL! ZUTRITT VERBOTEN!
Knapp dreißig Zentimeter vor dem Pfosten lag frisch aufgeworfene Erde. Jake warf noch einmal einen Blick auf das Schild und dachte: Gesundheitsgefahr? Na ja, was hier vergraben liegt, gefährdet hundertprozentig die Gesundheit gewisser Leute!
Er hatte zwar keinen Spaten dabei, aber die Erde war noch immer sehr locker. Er ließ sich auf die Knie nieder und schaufelte mit bloßen Händen Erdreich und kleinere Steine beiseite. Schon bald hatte er sich zu den leinenen Schulterriemen der drei in Segeltuchbeuteln verwahrten Thermitladungen hinuntergegraben. Danach ging es leicht vonstatten. Indem er einfach an den Riemen zerrte, zog er die Beutel allmählich Stück für Stück aus dem losen Grund.
Jetzt kannst du loslegen, meinte Korath.
»Stimmt«, sagte Jake. »Aber uns bleibt noch jede Menge Zeit, bis es auf Sizilien, in Bagheria, ein Uhr morgens ist. Und genau dann will ich zuschlagen: in den frühen Morgenstunden, wenn alle anständigen Leute in ihren Betten liegen.«
Auf anständige Leute mag das ja zutreffen, erwiderte Korath. Aber was ist mit Monstern? Nach allem, was du über diesen Castellano erzählt hast, muss er ja ein wahres Ungeheuer sein. Nun ja, für einen Menschen zumindest.
Jake konnte ihm da nur beipflichten. Doch weder er noch sein toter Gefährte ahnten, wie nahe Korath damit der Wahrheit kam.
So in etwa standen die Dinge, als sie die Möbiusroute zurück zu Jakes Hotel in Paris nahmen ...
Einige Stunden zuvor hatten die Ereignisse auf der Insel Krassos eine rasante Wende genommen.
Als die Sonne unterging und die düstere griechische Dämmerung einsetzte, verließen Trask und seine Leute die Anhöhe, von der aus Liz und Chung den Palataki und das Kloster beobachtet hatten, und kehrten zu den »Christos Appartements« zurück, wo sie mit ihren Notfallplanungen für die bevorstehende Nacht begannen.
»Wir wissen nun mehr oder weniger, womit wir es zu tun haben«, erklärte Trask den anderen, die sich in seiner und Chungs Unterkunft versammelt hatten. »Das Kloster mitsamt seinen Nonnen ist in Vavaras Hand. Sie können euch leid tun, so viel ihr wollt, aber das wird ihnen nicht helfen. So stehen die Dinge nun mal, für keine von ihnen gibt es noch Hoffnung. Ian wird euch bestätigen, dass er sie bereits brennen sah – beziehungsweise dass er vorhergesehen hat, wie sie verbrennen werden. Aber das könnte durchaus auch eine symbolische Sache sein wie ja schon einige seiner Vorhersagen in der Vergangenheit, schließlich verfügen wir über, Gott weiß, nichts, womit wir sie verbrennen könnten! Es mag zwar brutal klingen, aber ich wünschte, es wäre anders!«
»Äh, entschuldige«, warf Manolis ein. »Aber unter Umständen stehen uns, was das angeht, noch andere Optionen offen. Aber fahre doch bitte fort. Das kann ich erklären, wenn du fertig bist.«
Trask nickte. »Also gut: Das Kloster muss zerstört werden, zumal Vavara auch noch einen Gast beherbergt, Lord Nephran Malinari. Nun, dies ist eine Tatsache: Wir wissen, dass sowohl Vavara als auch Malinari sich dort aufhalten und dass das Kloster für seine rechtmäßigen Bewohner wohl zu einer regelrechten Hölle geworden sein muss … sie brennen also bereits, wenn ihr versteht, was ich meine. Vielleicht ist es das, was unser Hellseher sah.« Er hielt inne, um einen Blick auf Goodly zu werfen. Doch Goodlys Gesicht war hager, noch bleicher als sonst und vollkommen ausdruckslos.
»Dann hätten wir da noch den Palataki«, fuhr Trask fort, »beziehungsweise den ›Kleinen Palast‹, wie die Einheimischen ihn nennen. Wir können uns zwar nicht hundertprozentig sicher sein, was sich dort befindet, aber was auch immer es sein mag, es dürfte Vavaras Werk sein. Sie ist jetzt lange genug hier, um wieder so eine Art Garten angelegt zu haben wie jene albtraumhafte Höhle unter dem Pleasure Dome-Kasino in Xanadu. Das ist natürlich reine Vermutung, zugegeben, aber nach dem, was Liz und Chung dort anscheinend entdeckt haben, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch. Malinari, Vavara und vermutlich auch Szwart … wie es aussieht, haben sie sich bedeckt gehalten, während sie ihre verdammten Vampir-Pilzzuchtfarmen errichteten. Ich habe nicht vor,
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