ENTWEIHT
muss.«
Und Bomben, die alles verbrennen.
»Genau«, nickte Jake.
Explosionen und chemisches Feuer, sagte Korath.
»Ganz recht.«
Dir ist natürlich klar, dass dieser Castellano dich diesmal mit absoluter Sicherheit erwarten wird?
»Wahrscheinlich«, sagte Jake, während er zu Ende aß. »Aber ich hoffe, ich kann ihn trotzdem überraschen. Das Möbiuskontinuum verschafft mir den Vorteil, den ich brauche.«
Bei der Manse Madonie reichte dieser Vorteil allerdings nicht aus, rief Korath ihm ins Gedächtnis.
Jake seufzte. »Wie ich sehe, bist du so gut aufgelegt wie immer. Wie dem auch sein mag, was geschehen ist, war mein Fehler, und es kommt nicht wieder vor. Aber wo wir gerade über die Manse Madonie sprechen, es ist an der Zeit, uns das Haus einmal anzusehen, um festzustellen, was für einen Schaden ich angerichtet habe.«
Bis auf seine Neun-Millimeter Browning Automatik und ein Ersatzmagazin nahm Jake nichts mit. Er begab sich mit Korath nach Italien, an die Koordinaten, wo die steile Zufahrtsstraße zur Manse Madonie – beziehungsweise zu dem, was davon übrig war – von der Landstraße abbog.
Der Himmel war klar, der Glanz der Sterne erhellte den Ort. An der Stelle, an der sich hoch über dem Ligurischen Meer die Manse Madonie erhoben hatte, war nur noch blankes, nacktes Gestein zu sehen, eine leuchtend weiße Narbe im Felsen. Sonst befand sich dort nichts mehr. Der Zubringer endete vor einem sich bis hinab zur Straße erstreckenden Abgrund. Die gesamte Felswand war weggesprengt worden und mit ihr die Manse Madonie. Unten waren Bulldozer damit beschäftigt, die letzten Trümmer von der Straße nach Imperia zu räumen.
Das hat keiner überlebt!, meinte Korath, ganz offensichtlich beeindruckt. Wer auch immer auf dich geschossen hat, jetzt ist er nicht mehr.
»Eigentlich hatte ich gehofft, dass es vielleicht doch noch einen Überlebenden gibt«, sagte Jake. »Er hätte die Nachricht von meinem Tod verbreiten können.«
Er spürte Koraths »Kopfschütteln«. Nein, mittlerweile dürfte Castellano wissen, dass du nicht so leicht totzukriegen bist. Und ich bin mir sicher, dass er schon auf dich wartet.
»Wahrscheinlich hast du recht«, sagte Jake. Doch das sollte ihn nicht aufhalten. Irgendetwas in ihm – die Kraft, die ihn vorwärts trieb – ließ das nicht zu. Nein, schließlich hatte der ursprüngliche Necroscope, Harry Keogh, sich weitaus schlimmeren Gefahren gestellt …
… oder etwa nicht?
Im Westen Australiens, in der ausgedehnten Gibsonwüste, irgendwo auf den fast fünfhundert Kilometern zwischen Wiluna und dem Lake Disappointment trat Jake aus dem Möbiuskontinuum. Die Koordinaten kannte er von seinem kurzen Einsatz beim E-Dezernat und dem grausigen Job, den sie dort erledigt hatten.
Es war noch früh am Morgen und vergleichsweise kühl. Jake stand am Straßenrand – eigentlich eher ein Feldweg – und blickte nach Nordosten über die zerklüftete Landschaft, die vor ihm lag. Als er das letzte Mal hier gewesen war, hatte er Liz an seiner Seite gehabt und durch ein Fernglas geblickt. Das brauchte er jetzt jedoch nicht; er kannte den Weg ziemlich gut, vielleicht sogar zu gut.
Sein Aussichtspunkt war der Kamm einer Erhebung, hinter der die Straße sich zu einem in prähistorischer Zeit ausgetrockneten Flussbett hin absenkte. Und er blickte auf den Beginn einer Anhöhe, die sich am Fuß einer gewaltigen Felsnase oder vielmehr Spitzkuppe wölbte. Die Straße (beziehungsweise das alte Flussbett) wand sich um den steinigen, ansteigenden Fuß der Kuppe Richtung Norden, wo sie am Horizont verschwand.
Auf dem Felssockel oberhalb der Straße, gleich am Beginn der Anhöhe, hatte vor noch gar nicht allzu langer Zeit die »Tankstelle an der Alten Mine« gestanden, eine Fassade für Nephran Malinaris vampirisches Treiben. Dann war das E-Dezernat dahintergekommen und nun ...
… nun war der Hang der Anhöhe feuergeschwärzt, jeder Bewuchs auf dem Boden ringsum weggesengt und die Eingänge zu den Schächten der alten Mine von Hunderten Tonnen herabgesprengten Felsgesteins versperrt. Sie hatten ihre Arbeit gut gemacht, nicht anders als Jake im Falle der Manse Madonie.
Jake wusste, dass er auch auf jüngere Spuren stoßen würde, wenn er sich näher an den eigentlichen Standort der Tankstelle begab, und zwar von letzter Nacht, als das E-Dezernat und Major Toms Leute den Ort noch einmal überprüft, alles noch einmal geöffnet, minuziös durchsucht und dann wieder verschlossen hatten, diesmal für alle
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