Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)
mit tonloser Stimme fragte: „Was versprichst du dir hiervon?“
Ich verstand seine Frage nicht und fragte mich irritiert, auf was genau si e sich bezog. „Ich habe dich nicht gebeten, mitzukommen“, entgegnete ich schnippisch.
Da holte David tief Luft und stieß den Atem laut aus. Ich meinte , plötzlich Erschöpfung in seinem Gesicht zu lesen. Er wandte den Blick von mir ab, fuhr sich mit einer Hand aufseufzend durch die Haare und sah sich im Zimmer um. Er brabbelte irgendetwas ganz leise vor sich hin, was sich verdächtig nach „Verdammter Schlamassel“ anhörte, doch ich war mir nicht sicher, denn sein Blick war wieder völlig undeutbar, als er schließlich wieder auf mir landete.
„Und was gedenkt Madame jetzt zu tun?“
Ich stand auf und ging erhobenen Hauptes auf das Bett zu. „Ich werde eine Runde schlafen, ich bin müde.“ Ohne ihn eines Blickes zu würdigen nahm ich meine Umhängetasche ab und legte mich, weil es in dem Raum ziemlich kalt war, samt Schuhen und Jacke auf das Bett, wobei ich die Tagesdecke, die darüber geworfen war, nachlässig zur Seite schob und mich so hinlegte, dass ich ihm den Rücken zuwandte.
I ch schloss sogar die Augen, um ihm zu signalisieren, dass ich tatsächlich vorhatte zu schlafen. Dabei war ich meilenweit davon entfernt, meiner Müdigkeit nachgeben zu wollen, auch wenn ich tatsächlich sehr erschöpft war.
David erwiderte nichts. Ich meinte , seinen Blick auf mir zu spüren und ich musste mich schwer beherrschen, mich nicht umzudrehen, doch schließlich ließ er wohl von mir ab, denn ich hörte, wie er sich auf die Sessel zubewegte und scheinbar auf einem davon Platz nahm, denn anschließend herrschte absolute Stille.
Es war kein Mucks zu hören außer meinem eigenen Atem, der mir plötzlich unglaublich laut und hektisch vorkam. Ich bemühte mich, meine Atmung ruhiger wirken zu lassen und konzentrierte mich ganz auf ein tiefes Ein- und Ausatmen. Ich versuchte Davids Anwesenheit zu ignorieren und richtete meine ganze Aufmerksamkeit nach Innen und dabei stellte sich tatsächlich langsam Ruhe in mir ein.
„Warum bis du mitgekommen?“, hörte ich nach einer Weile meine eigene Stimme durch den Raum hallen. Ich wollte mehr als alles andere eine ehrliche Antwort von David, befürchtete aber, sie nicht zu bekommen, deswegen war ich einigermaßen überrascht, als David antwortete.
„Ich habe dir versprochen, dich vor den Dunklen zu beschützen. Ich halte mein Wort.“ Es klang irgendwie ergeben, allerdings ohne gleichmütig zu wirken. Eher wie eine unumstrittene Tatsache. Wie ein Versprechen, das eingehalten werden musste. Das brachte mich dazu, mich aufzusetzen und ihn anzustarren.
„Aber sie könnten dich töten “, entfuhr es mir verständnislos.
David sah mich mit einer seltsamen Mischung aus Trotz, Hilflosigkeit und Schicksalsergebenheit an, was mir ein ungutes Gefühl der Schuld durch den Körper jag te. Er zuckte mit den Schultern. „Wir werden sehen.“
Diese Ergebenheit machte mich stutzig. Die kannte ich nicht an ihm. „Wir werden sehen? Was meinst du damit?“
Wieder warf er mir einen seltsamen Blick zu. „Er weiß nicht, wer du bist. Er hat eine Ahnung, aber er ist sich nicht sicher. Meine freiwillige Anwesenheit irritiert ihn und das ist gut.“
Ich musterte ihn unsicher. „Gut für wen? Für dich? Oder für mich?“
Wieder dieser seltsame Blick. Diese Mischung aus Misstrauen und Ergebenheit. David zuckte erneut mit den Schultern. „Für dich, für mich , was spielt das für eine Rolle? Du hast deutlich gemacht, was du von mir hältst. Also was kümmert dich mein Schicksal? Du gehst offensichtlich deinen eigenen Weg.“
„Richtig“, stimm te ich ihm misstrauisch zu. „Deshalb verstehe ich auch nicht, warum du dich einmischt und mich nicht in Ruhe lässt? Du müsstest nicht hier sein. Ich habe dir deutlich gesagt, dass ich deinen Schutz nicht brauche.“
David fuhr sich fahrig durch die Haare. „Ja, das habe ich verstanden“, erwiderte er resigniert klingend. „Ich bin selbst schuld, hier zu sein. Nur weil ich mir einbildete, mein Wort halten zu müssen und dachte, das wäre ehrenhaft, sitze ich jetzt hier. Weil ich mich für einen edlen Schäferhund halte. Dabei bin ich nichts anderes als ein räudiger Straßenkötermischling, der unerwünscht ist. Ich hätte es wissen müssen, du hast mich schließlich oft genug gewarnt.“ Dabei warf er mir einen Blick zu, der wohl belustigt wirken sollte, aber nicht ganz so rüber kam, weil
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