Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)
die Augenbrauen hoch.
„Soll das etwa eine Übernachtungseinladung sein?“, fragte ich sarkastisch und ich wunderte mich selbst über die gleichgültige Ironie in meiner Stimme, aber irgendwie war mir auf dem Weg hierher die Angst abhanden gekommen und eine seltsame Gleichgültigkeit hatte sich in mir breitgemacht.
Ich hatte die letzten Wochen so viel Seltsames und Erschreckendes erlebt, dass ich das Gefühl hatte, nichts konnte mich mehr schocken. Oder vielleicht war ich auch einfach nur müde, denn ich fühlte mich gerade sehr erschlagen und das Bett übte eine erstaunliche Anziehungskraft auf mich aus, auch wenn ich eigentlich alles andere als begeistert über diese unfreiwillig aufgedrängte Übernachtungsmöglichkeit sein sollte. Doch im Moment spürte ich nur Gleichgültigkeit in mir.
Flavius grinste mich an. Meine furchtlose Reaktion schien ihm zu gefallen. „Ja, es ist doch ein wenig spät geworden, um sich zu unterhalten, und wie gesagt möchte ich nicht, dass man mich für einen schlechten Gastgeber hält. Deswegen biete ich dir dieses wunderschöne Zimmer an. Mach es dir bequem, fühl dich ganz wie zu Hause. In dem Kühlschrank sind Getränke und Snacks, falls es dich danach gelüstet“, dabei warf er mir einen prüfenden Blick zu, um meine Reaktion zu testen, doch ich blieb ungerührt und sah mich in dem Zimmer um.
Ich entdeckte ein Wandtelefon, das aber wahrscheinlich wohl mehr so etwas wie eine Sprechanlage war und wohl kaum einen Anruf nach draußen ermöglichen würde. Ansonsten bot der Raum nichts „Wunderschönes“ und ich war weit davon entfernt, mich darin zu Hause zu fühlen, auch wenn das Zimmer bei weitem größer und besser eingerichtet war als mein tatsächliches, aktuelles zu Hause.
Ich zog anstelle einer Antwort missgünstig die Augenbrauen hoch. Flavius zeigte in Richtung der Tür am Ende des Zimmers. „Dort befindet sich ein kleines Badezimmer, in dem es dir hoffentlich an nichts fehlen wird. Wir unterhalten uns später.“
Ich fragte mich unwillkürlich, was er unter „später“ verstand und hatte so eine Ahnung, dass Zeit bei ihm eine andere Bedeutung hatte. Doch ich war zu müde, um Einspruch zu erheben und vermutete auch, dass es nicht viel gebracht hätte, deswegen nickte ich nur.
Dann fiel mein Blick auf David , der nun hinter Flavius stand mit den beiden anderen Dunklen im Rücken, die sich sichtlich unwohl von ihm weglehnten, als würde er einen äußerst unangenehme Geruch aussenden. Ich fragte mich, was Flavius mit David vorhatte und ob er ihn auch in ein solches Zimmer einsperren wollte.
Als hätte Flavius meine Gedanken erraten , warf er David einen belustigten Blick zu. „Und was darf ich dem hochwohlgeborenen Monsieur de Montfort anbieten? Will er immer noch bei seinem Mädchen bleiben? Obwohl sie ihn gar nicht haben will? Es hätte seinen Reiz, euch zusammen in ein Zimmer zu stecken und zu sehen, was dabei herauskommt. Wie lange du dich hältst“, fügte er mit boshafter Stimme hinzu und sah David herausfordernd an.
Anscheinend fühlte er sich hier unter der Erde sicher und glaubte nicht, dass David ihm gefährlich werden konnte. Oder dass David und ich gemeinsame Sache gegen ihn machen würden. Anscheinend hatte er meine feindliche Haltung David gegenüber für bare Münze genommen und war tatsächlich davon überzeugt, dass ich ihn nicht ausstehen konnte. Was ja auch irgendwie der Wahrheit entsprach, allerdings sagte mir meine innere Stimme, dass es cleverer war, David in meiner Nähe zu behalten. Sei es, um ihn zu beobachten, sei es, um ihn für meine eigenen Zwecke zu nutzen, auch wenn ich mir im Moment noch nicht vorstellen konnte, wie das genau aussehen sollte. Dennoch fühlte ich mich wohler bei dem Gedanken, ihn um mich zu haben.
Da ich Flavius als einen Typ einschätzte, der gerne das Gegenteil machte von dem, was man ihm riet, rümpfte ich angewidert die Nase und sah David ablehnend an.
„Ich habe wenig Interesse daran, das Zimmer mit einem überheblichen Wachhund zu teilen, der sich für einen reinrassigen Schäferhund hält, in Wahrheit aber nur ein keifender Straßenkötermischling ist.“ Ich hatte nicht gewusst, dass ich so überheblich klingen konnte und ich meinte, David bei meinen Worten zusammenzucken zu sehen, doch ich konzentrierte mich auf Flavius und schaute ihn auffordernd an.
Flavius lachte rau auf. „Dieses Mädchen gefällt mir. Sie scheint ein Gespür für Aufschneider zu haben“, dabei warf er David einen höhnischen
Weitere Kostenlose Bücher