Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)
kommt.“
„Na, nun übertreib nicht gleich“, entwich es mir genervt.
David verdrehte die Augen. „Ich weiß, dass du kein naives Mädchen bist , Josephine. Mehr als jeder andere. Aber sie sollten es nicht wissen.“
Argwöhnisch musterte ich ihn. Das Ganze ergab für mich immer noch keinen Sinn. Das erklärte seine Anwesenheit nicht. Wenn er mich für so stark und mutig hielt, wieso hatte er dann darauf bestanden, mich zu begleiten? Wenn er wusste, dass ich keinen Beistand wollte oder brauchte, warum war er dann hier? Was versprach er sich davon? Seine Worte ergaben keinen Sinn und sie standen im Widerspruch zu dem, was er bisher gesagt hatte, immerhin hatte er mich nicht nur vor den Dunklen als ein naives Mädchen bezeichnet, sondern mich von Anfang an als ein solches behandelt.
Ich warf ihm einen verächtlichen Blick zu. „Weißt du eigentlich überhaupt noch, wer du selbst bist, bei den vielen Rollen, die du spielst?“
David raufte sich stöhnend die Haare. „Oh, Mann. Langsam wünschte ich, wir hätten doch getrennte Unterbringungen. Du raubst mir am Ende tatsächlich noch den letzten Nerv.“
„Tja, so sind eben Hunde, die ständig nur bellen. Kann auch eine Waffe sein, was?“ Ich blitzte ihn kampflustig an.
David warf mir einen finsteren Blick zu. „Was ist denn dein großartiger Plan bezüglich einer Begegnung mit den Dunklen?“
Ich zuckte betont gleichgültig mit den Schultern. „Ich will sie kennenlernen. Erfahren, ob die Geschichten, die du mir erzählt hast, wahr sind. Immerhin ist ein Teil von ihnen mein Erbe.“
Daraufhin musterte David mich skeptisch. „Das ist entweder mutig oder fahrlässig. In deinem Fall wahrscheinlich beides“, fügte er sarkastisch hinzu.
„Tja, deswegen ist es ja auch mein Plan. Widersprüchlich wie mein ganzes Wesen. Kümmere du dich um deinen eigenen Plan.“
David antwortete nicht, schaute mich nur seltsam nachdenklich an. Dann schloss er die Augen und signalisierte damit, dass die Unterhaltung für ihn beendet war.
Ich ü berlegte, ob ich ebenfalls noch mal ein Nickerchen halten sollte, doch ich war hellwach und außerdem durstig. Ich sah zum Kühlschrank und fragte mich, was er wohl enthalten würde, doch zunächst verschwand ich ins Badezimmer.
Es war zwar winzig aber mit allem ausgestattet, was notwendig war, und so wusch ich mir erst mal das Gesicht, bändigte meine Haare und putzte mir, wohl so aus Gewohnheit, die Zähne. Ich ließ mir Zeit, aber als ich das Badezimmer wieder verließ, saß David immer noch genauso da wie vorhin. Wie während unseres ganzen Gesprächs. Er hatte sich keinen Zentimeter bewegt, saß reglos im Sessel und wirkte entspannt, fast so, als würde er tatsächlich schlafen.
Ich schl ich mich auf leisen Sohlen zum Kühlschrank und starrte gespannt hinein. Er enthielt Wasser, Cola, eine Flasche Orangensaft und in Plastikfolie eingeschweißte Sandwichs sowie eine Packung Kekse. Was die im Kühlschrank machte war mir schleierhaft, aber ich wusste ja wenig über die Ernährungsgewohnheiten der Dunklen außerhalb ihrer Energienahrung. Nahmen sie überhaupt andere Nahrungsmittel zu sich? Ich hatte schon des Öfteren mit David gegessen, aber so richtig beobachtet, ob er dabei tatsächlich etwas zu sich nahm, hatte ich nie. Ich war wohl in letzter Zeit zu sehr mit mir selbst beschäftigt gewesen. Ich konnte mich nur daran erinnern, dass er Kaffee getrunken hatte.
Oh, was hätte ich in jenem Moment für eine Tasse Kaffee geben! Ich schielte zu dem Haustelefon, aber ich verkniff es mir, es zu verwenden, nur weil es mich nach Kaffee gierte. Was würde das über meine Selbstbeherrschung aussagen?
Leise aufseufzend schnappte ich mir den Orangensaft und eine Flasche Wasser und die Packung Kekse. Hunger hatte ich eigentlich keinen, aber ein bisschen Zucker für die Nerven konnte wohl nicht schaden. Ich ging zurück zum Bett und lehnte mich wieder ans Kopfende, die Decke fest um mich gewickelt und trank den Orangensaft und aß die halbe Packung Kekse.
Es war immer noch ziemlich kalt in dem Zimmer. Mein Blick schweifte zu David, der nur in seinen obligatorischen Anzug gekleidet bestimmt auch frieren musste. Ich hatte meine Winterjacke an und fror trotzdem noch. Beschämt sah ich auf die Decke, in die ich mich gewickelt hatte. Es war nur die Überdecke des Bettes. Ich saß auf einer dicken Bettdecke, die bestimmt wärmer war.
Kurzerhand stand ich auf, nahm die Überdecke und ging damit zu David. Ohne lange darüber nachzudenken legte
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