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Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Titel: Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Louka
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mein Gesicht und meine Hände herausschauten und fing an zu lesen. Bücher hatten mich immer schon abgelenkt. Es würde auch diesmal funktionieren.
    Ich schreckte aus dem Schlaf hoch, als plötzlich ein schrilles Klingeln im Zimmer ertönte. Ich war erstaunt, dass ich eingeschlafen war, aber anscheinend hatte das viele Lesen mich müde gemacht. Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit ich angefangen hatte zu lesen, aber ich war ein gutes Stück vorangekommen in dem dicken Buch und gemeinsam mit dem Nickerchen mussten wohl ein paar Stunden vergangen sein. Mit klopfendem Herzen setzte ich mich auf und sah mich im Zimmer um.
    David saß immer noch in der exakt gleichen Haltung da, hielt die Augen geschlossen und schien auf das Klingeln in keinster Weise zu reagieren. Ich hatte ihn während des Lesens völlig vergessen. Er hatte sich seit unserem letzten Gespräch auch nicht mehr gerührt und keinerlei Geräusche von sich gegeben. Leicht beunruhigt deswegen, versuchte ich das Klingeln zu orten und identifizierte es schließlich als das Läuten der Telefonanlage. Langsam stand ich auf und nahm zögernd den Hörer ab.
    „Ja?“, fragte ich angespannt in den Hörer hinein.
    „Wie geht es meinem Ehrengast?“, tönte mir die scheinheilige Stimme von Flavius entgegen.
    Ich kniff die Augen zusammen und warf einen Blick auf David, doch der rührte sich immer noch nicht. „Der Zimmerservice lässt stark zu wünschen übrig“, entgegnete ich scharf.
    Flavius lachte. „Wieso? Was fehlt den Herrschaften denn?“
    Mir fielen Davids Worte ein, von wegen er wollte die Dunklen irritieren, was mein wahres Wesen anging , und so erwiderte ich in überheblichem Ton: „Eine warme Mahlzeit am Tag wäre wohl mehr als angebracht, denn in dem Zimmer herrschen arktische Temperaturen, was nicht sonderlich gastfreundlich ist.“
    Wieder ertönte ein raues Lachen aus dem Hörer. „Wärmt dich der Gedankenschupser denn nicht? Warum überrascht mich das nicht. Er ist kalt wie ein Eisklotz. Soll ich kommen und dir ein wenig einheizen? Der Eisklotz darf zugucken.“ Seine Stimme klang so schmierig, dass ich unwillkürlich angeekelt vom Hörer wegzuckte, doch ich versuchte, meine Stimme so unberührt wie möglich klingen zu lassen.
    „ Ich bin hier, weil du dich mit mir unterhalten wolltest. Also rede“, forderte ich ihn auf, ohne auf sein widerliches Angebot einzugehen. Er lachte wieder nur. Das war ja eine richtige Frohnatur. Ich musste mich beherrschen, ihn nicht unflätig anzubrüllen, stattdessen ballte ich meine linke Hand zu einer festen Faust, um mich abzureagieren.
    Ich musste versuchen, meine Beherrschung zu wahren, nur so konnte ich diesen Flavius irritieren, denn wenn er glaubte, ich wäre das Mischwesen, dann rechnete er wohl damit, dass mein Temperament mit mir durchging. Leider ging mein ach so cleverer Plan nach hinten los. Denn Flavius deutete meine gespielte Coolness auf seine Weise.
    „Du bist eindeutig noch zu gefasst“, erwiderte er hinterlistig. „Ich warte lieber noch ein bisschen. Ich hab es gern temperamentvoll.“ Und damit legte er einfach auf.
    „Hey“, schrie ich in den toten Hörer, obwohl ich wusste, dass es nichts brachte. „Verfluchter Mistkerl ! Warte nur, bis ich hier rauskomme“, schickte ich zornig hinterher, dann ließ ich den Hörer krachend zurück auf die Telefonstation fallen.
    Dabei hatte mir Flavius Davids Verdacht eben bestätigt. Er rechnete wohl tatsächlich damit, dass ich, sollte ich das Mischwesen sein, durch den vermeintlichen Nahrungsentzug heißblütig wurde und nach Körperenergie lechzte und deswegen nicht mehr ganz zurechnungsfähig wäre und damit lenkbar. Für ihn. Wenn ich an die Momente zurückdachte, an denen mich diese Gier nach Körperenergie befallen hatte, so musste ich mit Beunruhigung feststellen, dass ich dann tatsächlich nicht sonderlich bedacht gehandelt hatte, sondern mich von der Gier hatte hinreißen lassen, um mir zu holen, was ich vermeintlich brauchte.
    Dieser Gedanke machte mir Angst. Schaffte es dieser Flavius am Ende tatsächlich, mich, beziehungsweise meinen Willen, zu bezwingen? Indem er mich wütend machte? Dem musste ich unbedingt etwas entgegensetzen. Ich durfte mich von meinem Zorn nicht leiten lassen, das war gefährlich. Ich sollte meine Zeit nicht mit Lesen verschwenden, sondern mich genauso wie David mental stärken. Immerhin hatte er mir das beigebracht, als Schutz gegen die gierige Attacke aus meinem Bauch heraus und es hatte ja

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