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Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Titel: Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Louka
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er ihr ein Rätsel aufgeben.
    „Hey“, begrüßte ich sie schwach und erwartete eigentlich nicht, dass sie mich über die dröhnende Musik hinweg gehört hatte, doch sie sah zu mir herüber und schenkte mir ein Lächeln. Sie drehte sogar die Musik leiser.
    „Na? Wie war deine erste Woche an der Uni?“ Wir hatten uns die ganze Woche über so gut wie nicht unterhalten. Da ich ihr nicht unnötig auf die Nerven fallen wollte, war ich bis spät Abends in der Bibliothek geblieben und wenn ich dann nach Hause gekommen war, da hatte sie mir nur wenig kommunikativ vom Sofa aus zugewunken, während sie irgendeine US-Serie im Fernsehen angesehen hatte, die mir zuwider waren. Also war ich immer gleich in mein Zimmer verschwunden.
    Unschlüssig ging ich auf sie zu. „Hmm, ganz okay.“
    „Ganz okay?“ Marianne zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Ich dachte du hast dein ganzes Leben lang davon geträumt, an der Sorbonne zu studieren und jetzt findest du es ganz okay?“
    „Naja, es ist toll aber eben noch neu und ungewohnt. Ich muss mich da erst noch einleben.“
    Marianne runzelte nachdenklich die Stirn. „Ist eben anders als das Leben in einem trist en Kaff am Ende der Welt, was?“
    Was das betraf, waren wir uns ausnahmsweise einig. Keine von uns beiden würde je wieder freiwillig einen Fuß in unseren Geburtsort setzen. Dennoch zeigte ich meiner Schwester nur ein müdes Lächeln auf ihren Kommentar, denn im Moment war ich mir nicht sicher, ob Paris mir wirklich mehr bieten würde.
    „ Aber heute Abend gehst du doch bestimmt feiern, oder? Du wirst sehen, Paris hat mehr zu bieten, als die Uni.“
    Ich versuchte mein Unwohlsein zu verbergen. Marianne war immer schon kontaktfreudiger gewesen als ich. Im Gegensatz zu mir, hatte es ihr nie an Freunden gemangelt. „Ich weiß noch nicht“, flunkerte ich ausweichend. „Ich bin ziemlich müde.“
    Marianne warf mir einen prüfenden Blick zu. „ Du wirst dich doch hier nicht genauso vor der Welt verkriechen, wie zu Hause? Du fängst ein neues Leben an! Wird Zeit, dass du Spaß hast.“
    Ich gab nur ein unverständliches Grummeln zurück, das sie anscheinend als Bestätigung ihrer Befürchtung empfand, denn sie sah mich auffordernd an.
    „Los, geh dich umziehen. Ich nehme dich heute Abend mit. Ich treffe mich mit meinen Freunden und mit uns lernst du das wahre Paris kennen.“
    Ich zögerte. Nicht, dass ich keine Lust gehabt hätte, auszugehen, immerhin war Freitagabend, ich war eine junge Studentin in Paris und suchte dringend Ablenkung von meinen tristen Gedanken, aber ich war mir nicht sicher, ob ich den Abend mit meiner Schwester verbringen wollte. Ich kannte keinen von Mariannes Freunden, aber wenn sie ähnlich wie die waren, die sie früher gehabt hatte, dann lagen wir wohl kaum auf einer Wellenlänge. Einige weitere Stunden mit Menschen zu verbringen, die mich geflissentlich ignorierten oder gar als das unerwünschte fünfte Rad am Wagen betrachteten war nicht gerade das, wonach mir gerade zumute war, doch ich bemerkte Mariannes herausfordernden Blick und ich wusste nur zu gut, dass sie es mir nie wieder anbieten würde, falls ich jetzt ablehnte.
    Ich sah an mir herunter. „Was ist an dem, was ich anhabe, nicht in Ordnung?“ Ich trug verwaschene Bluejeans und ein ebensolches verwaschenes, ehemals dunkelblaues Sweatshirt.
    Marianne verdrehte die Augen. „Zieh dir wenigstens ein hübsches Oberteil an. Ich will mich nicht wegen dir schämen müssen. So kommst du nirgendwo rein.“
    Ich trottete missmutig in mein Zimmer zu meinem Kleiderständer und betrachtete meine mickrige Auswahl. Ich besaß nicht gerade viele Kleidungsstücke. Der Sinn der Mode ging völlig an mir vorbei. Ich hatte nur bequeme, unauffällige Klamotten. Jeans, T-Shirts, einfache Sweatshirts, Sneakers. Da war mit Sicherheit nichts dabei, was den Vorstellungen meiner Schwester auch nur annähernd entsprechen würde, zumal unser Modegeschmack Welten auseinander lag. Was nicht besonders schwierig war, denn ich hatte ja gar keinen.
    Um wenigstens guten Willen zu zeigen, zog ich mir ein langärmeliges, graues Shirt an und darüber ein schlichtes, weißes T-Shirt. Besser ging’s nicht. Damit musste sie sich zufrieden geben. Ich steckte meinen Geldbeutel in meine Jeanstasche, schnappte meine Jacke und ging zurück ins Wohnzimmer.
    „Mach dein Haar auf“, war Mariannes einziger Kommentar, doch ich tat so, als hörte ich sie nicht und ging in die Küche, um ein Glas Wasser zu trinken.
    Ich mochte

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