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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Gelegentlich knarzte auf einem Segelboot ein Mast, oder er hörte auf einer der Jachten ein Telefon klingeln. Mitunter drangen von einem der Nachtclubs an der Promenade ein, zwei Töne oder ein paar Trommelwirbel herüber. Das Rauschen des Verkehrs riss nicht ab. Aber sonst war es still. Und so war es Hatch auch lieber, obwohl das in finanzieller Hinsicht eine magere Woche bedeutete.
    Wenn er nicht noch ein Boot draußen gehabt hätte, hätte er heute Abend vielleicht früh zugesperrt und wäre heimgegangen. Er hatte das 25-Fuß-Boot an ein paar Kids vermietet, falls man gut Zwanzigjährige noch als Kids bezeichnen konnte. Im Vergleich zu ihm waren sie es. Zwei Jungs, ein Mädchen. Auf alle Fälle eine brisante Kombination, wie Hatch befand.
    Die Kids sahen gut aus, waren braun und schlank und mit einem Selbstbewusstsein ausgestattet, das fast an Arroganz grenzte. Vermutlich hatten alle drei zusammen noch keinen Tag ihres Lebens mit ehrlicher Arbeit verbracht. Sie stammten von hier, oder waren wenigstens auf Dauer hierher verpflanzt. Er hatte sie schon des Öfteren gesehen.
    Als sie kurz vor Sonnenuntergang an Bord gingen, waren sie schon halb blau. Außerdem schleppten sie mehrere Kühlboxen mit sich, die ein sattes Gewicht haben mussten, so plagten sie sich damit ab. Wetten, dass darin Alkohol steckte? Eine Angelausrüstung hatten sie nicht dabei. Der einzige Grund für ihren Ausflug auf See war ein mehrstündiges Sauf und Bumsgelage, so wahr er Hatch Walker hieß. Er war unschlüssig gewesen, ob er ihnen das Boot überhaupt vermieten sollte, aber seine fast leere Kasse verlieh seiner Überzeugung Nachdruck, dass sie nicht völlig betrunken waren.
    Seine strenge Anweisung, auf seinem Boot während der Fahrt nicht zu trinken, hatten sie mit dem falschen Lächeln von Teppichhändlern quittiert und ihm versichert, derlei käme ihnen nie und nimmer in den Sinn. Einer verbeugte sich tief mit mühsam unterdrücktem Lachen. Die Lektion des alten grauen Sacks musste ihm urkomisch erschienen sein. Der andere meinte mit einem forschen Salut: »Aye, aye, Sir!«
    Während Hatch der jungen Frau aufs Boot half, hoffte er inständigst sie wüsste, was ihr bevorstand. Allerdings wirkte sie durchaus so. Auch sie hatte er schon hier gesehen. Viele Male. Mit jeder Menge Männer. Eine Augenklappe bedeckte mehr Haut als ihr Bikinihöschen. Und Hatch hätte sich nicht mehr einen Kerl nennen dürfen, wenn er nicht bemerkt hätte, dass sie auf das Oberteil ebenso gut hätte verzichten können.
    Was sie dann auch bald tat.
    Noch ehe sie aus dem Hafenbecken waren, riss ihr einer der Männer das Oberteil weg und schwenkte es wie ein Siegesbanner über dem Kopf. Ihre Versuche, es zurückzubekommen, endeten mit spielerischem Klapsen und Kitzeln.
    Kopfschüttelnd hatte Hatch zugeschaut, wie das Boot zum Jachthafen hinaustuckerte, und sich dabei glücklich geschätzt, dass er nie eine Tochter gehabt hatte, deren Jungfernschaft es zu schützen galt.
     
    Schließlich lag nur noch eine Sardine in der Dose. Mit zwei Fingern fischte Hatch sie aus dem Öl, legte sie quer über einen Cracker, packte den letzten Bissen Gurke und ein Eckchen Käse dazu, tränkte alles tüchtig mit Tabasco, stapelte einen weiteren Cracker oben drauf und steckte sich das Ganze in den Mund. Anschließend wischte er sich die Krümel aus dem Bart.
    Während er zufrieden kaute, warf er zufällig einen flüchtigen Blick Richtung Hafeneinfahrt. Der Anblick ließ das Sandwich in seinem Hals stecken bleiben. Als er es mit Gewalt hinunterzwang, zerkratzte ihm ein Stück Cracker die Speiseröhre. »Verdammt noch mal, was macht denn der da?«, stieß er hervor.
    Kaum hatte Hatch den Gedanken ausgesprochen, warf ihn ein lang gezogenes Tuten des Signalhorns vom Hocker. Das Boot kam immer näher.
    Aber er wäre sowieso aufgesprungen. Das unzerkaute Sardinensandwich hatte kaum seinen Magen erreicht, da war Hatch bereits zur Türe des verwitterten Schuppens, der seinen Bootsverleih beherbergte, hinaus und walzte wütend den Kai hinunter. Er ruderte wild mit den Armen und brüllte den Fahrer an, er komme viel zu schnell in den Jachthafen hinein und verursache viel zu viel Kielwasser. Dieser Leichtsinn koste ihn eine Geldstrafe, vielleicht sogar ein paar Nächte im Kittchen. Vermutlich ein Tourist aus einem dieser quadratischen Binnenstaaten, der noch nie eine größere Wasserfläche als die auf einem Viehtrog gesehen hatte.
    Erst dann erkannte Hatch das Boot wieder. Es war seines. Seins!

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