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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihm.

S ie waren noch ungefähr dreihundert, als sie die Insel betraten. Die meisten Quorrl waren in Panik geflohen, als die Brücke aufauchte, und spätestens danach, als die Drachen erschienen; und von denen, die geblieben waren, hatten wiederum die meisten Titchs Befehl mißachtet, vielleicht gar nicht gehört, so daß sich in Skars Begleitung weniger als ein Zehntel des ursprünglichen Heeres befand.
    Aber das war mehr als genug. Wahrscheinlich, dachte er, hätte es keines einzigen dieser Krieger bedurf, um es zu Ende zu bringen, und für einen ganz kurzen Moment war er sogar nahe daran gewesen, Titch zurückzuschicken.
    Sie waren nicht noch einmal angegriffen worden. Hinter den Zinnen und Wehrgängen des festungsähnlichen Tempelkomplexes bewegten sich Schatten, und dann und wann huschten un-heimliche Lichtreflexe über den Himmel. Manchmal hörten sie Geräusche: Laute, wie sie seit Äonen kein lebendes Wesen mehr gehört hatte, und die nicht nur Skar schaudern ließen. Das unheimliche rote Licht war nicht erloschen, sondern erhellte jetzt den gesamten Tempelkomplex, und ein paarmal hatten sie winzige schwebende Gestalten über den schimmernden Kuppeldächern gesehen.
    Skar war der erste, der von der lebenden Brücke herunter —und rasch ein paar Schritte zur Seite trat, um Titch und seinen Quorrl Platz zu machen. Er fror. Es war kalt gewesen über dem Fluß. Ein eisiger Wind hatte an ihren Kleidern gezerrt und versucht, sie von der Brücke zu stoßen, und das Toben des Flusses hatte noch nicht ganz aufgehört; manchmal hatte die lebende Brücke unter ihren Füßen wie ein waidwundes Tier gezittert, und zwei- oder dreimal hatten sich gewaltige Wogen an ihren Flanken gebrochen und sie mit eisigem Wasser überschüttet. Er wußte nicht, wie lange sie gebraucht hatten, um die Insel zu erreichen, aber es mußte
lange
gewesen sein; trotz allem hatten sich die Quorrl nur sehr langsam bewegt, und mehr als einer war auf halber Strecke wieder umgekehrt, fast wahnsinnig vor Angst oder Entsetzen. Der Himmel im Osten färbte sich grau, und in einer Stunde würde der Tag heraufziehen.
    Er winkte Kiina zu sich und wartete geduldig, bis auch der letzte Quorrl von der Brücke heruntergetreten war. Obwohl auf ein Zehntel seiner ursprünglichen Größe zusammengeschmmpft, war es noch immer ein mächtiges Heer, und doch schien es vor dem zyklopischen Tempelgebäude zu einem Nichts zusammenzuschrumpfen.
    Erst jetzt, als sie ihm ganz nahe waren, sah Skar,
wie
gewaltig der Goldene Tempel der Quorrl wirklich war: die Insel war gut dreihundert Fuß breit und vielleicht fünfmal so lang, aber der Tempelkomplex bedeckte sie zur Gänze, ausgenommen des schmalen sandigen Streifens, auf dem sie standen. Das knappe Dutzend goldgedeckter Kuppeln und Dächer mußte sich eine halbe Meile über ihnen befinden, und wohin er auch blickte, sah er Gold und andere edle Metalle. Und nichts war so, wie er es sich vorgestellt hatte — der Tempel war von geometrischer Strenge, alle Linien klar und gerade und bar jedes barbarischen Zierrates und Schmuckwerks, wie er es unwillkürlich bei einem von Quorrl erschaffenen Heiligtumes angenommen hatte. Es gab nur ein einziges — allerdings
gigantisches
Tor, das die fugenlosen Mauern durchbrach. Zu Skars Erstaunen war es nicht einmal geschlossen. Die beiden dreißig Meter hohen Flügel aus goldbedecktem Holz standen weit offen und gaben den Blick auf einen weitläufigen, von einer verwirrenden Symmetrie kleiner ineinandergeschachtelter Gebäude umschlossenen Innenhof frei. Schatten bewegten sich darauf, und manchmal blitzte etwas im Widerschein des unheimlichen roten Lichtes und verriet, daß der Hof nicht ganz so leer war, wie es im ersten Moment den Anschein gehabt hatte.
    Als sie sich langsam dem Tor näherten, schlugen Flammen aus dem Boden.
    Eine zehn Meter hohe Feuerwand brach aus dem Sand, grelles Licht und sengende Hitze ergoß sich wie der Atem eines zornigen Drachen über Skar und die vordersten Krieger. Einige der Quorrl schrien auf und ergriffen die Flucht, und auch Titch prallte entsetzt zurück und riß beide Arme in die Höhe, um sein Gesicht zu schützen.
    Skar ging fast gelassen weiter. Er spürte die Hitze wie die Quorrl, und das Licht stach wie mit Dolchen in seine Augen.
    Er konnte nicht mehr atmen; als er es versuchte, schienen sich seine Lungen mit Flammen zu füllen. Und trotzdem wußte er, daß nichts davon real war. Es gab dieses Feuer sowenig, wie es die Drachen gegeben hatte.

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