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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wird dir nichts tun.
    Keinem von euch.«
    Titch starrte ihn an, aber er rührte sich nicht von der Stelle.
    Sein Blick glitt über die schwarze, zuckende Masse aus lebendem Gewebe, dann wieder über Skars Gesicht und schließlich wieder über die Brücke. »Was… was ist das, Skar?« stammelte er.
    Skar antwortete nicht. Wie konnte er Titch erklären, was er selbst noch nicht verstand? Oh, er
wußte,
was es war — nichts anderes als der
Dronte,
nichts anderes als die
Ultha
und die zahllosen anderen Gestalten, die es angenommen haben mochte im Laufe der Äonen — aber das war es nicht, was Titch wissen wollte.
    Mit klopfendem Herzen machte Skar den letzten Schritt und setzte den Fuß auf die Brücke. Er hörte, wie Titch hinter ihm einen kleinen, entsetzten Schrei ausstieß, und plötzlich hatte auch er selbst Angst; und sei es nur, weil er jetzt vielleicht zum ersten Mal wirklich begriff, wie groß, wie ungeheuer
mächtig
die Kreatur war. Selbst diese monströse Nabelschnur war ein Nichts gegen ihre wirkliche Größe.
    »Skar!«
    Er blieb abermals stehen und drehte sich um, als Kiina mit einem Schrei zwischen den Quorrl auftauchte. »Skar, was —?!« Wie Titch zuvor blieb sie mitten im Schritt stehen, und für Sekunden malte sich das gleiche, ungläubige Entsetzen auf ihren Zügen ab, das er auch im Gesicht des Quorrl gelesen hatte. Aber Kiina fand ihre Fassung weitaus rascher wieder als der Quorrl; vielleicht, weil sie weniger als er begriff, was sie
wirklich
sah. »Großer Gott, was ist das?« flüsterte sie. Ihre Augen wurden groß. »Du… du willst doch nicht wirklich über… über dieses
Ding
gehen?«
    »Ich muß es«, antwortete Skar traurig.
    Kiina wollte weitergehen, aber Titch riß sie mit einer groben Bewegung zurück. »Keiner von uns wird auch nur einen Fuß darauf setzen!« sagte er.
    »Dann wird Enwor untergehen«, sagte Skar.
    Vielleicht war es die
Art,
in der er die Worte aussprach: ruhig, fast gelassen, aber ohne die Kälte, die in den letzten Tagen in seiner Stimme gewesen war. Sie hatten nichts von einer Drohung an sich, aber es gab auch keinen Zweifel daran, daß Skar die Wahrheit sprach.
    »Die… die Männer werden mir nicht folgen«, sagte Titch unsicher. »Sie haben Angst, Skar. Sie —«
    Ein gellender Schrei übertönte das Rauschen der Strömung, ein Brüllen von solcher Urgewalt und Wildheit, daß selbst Skar im ersten Moment zusammenfahr und sich erschrocken umsah. Dann, wie ein leiseres, entsetztes Echo, schrien auch zwei, drei von Titchs Kriegern auf und deuteten mit ausgestreckten Armen über den Fluß.
    Die Brücke war nicht mehr leer.
    An ihrem jenseitigen Ende war ein unheimliches, düster-rotes Licht aufgeflammt, das Skar die Tränen in die Augen trieb und ihn blinzeln ließ. Trotzdem erkannte er die titanischen Drachenkreaturen sofort.
    Es waren nicht die Drachen, wie sie die
Errish
ritten, sondern die häßlichen, ins absurde vergrößerten Brüder der Tyrr, die Ennart und seinen Zauberpriestern als Reittiere dienten, und es war ein gutes Dutzend dieser Ungeheuer, das brüllend und mit gierig vorgestreckten Krallen über die Brücke herangetobt kam. Keines von ihnen trug einen Reiter, aber Skar glaubte eine winzige, schwebende Gestalt in der Luft über ihnen zu erkennen.
    Im ersten Moment hielt er diesen Eindruck für eine Täuschung; dann erinnerte er sich, auch Ian auf den Rücken seines Reittieres
hinaufschweben
gesehen zu haben, als er ihm das erste Mal begegnete.
    »Zurück!« befahl Titch. Plötzlich war seine Stimme voller Kraft und hatte wieder den gewohnten, befehlenden Tonfall angenommen, und noch etwas geschah — etwas, das Skar im ersten Moment in Erstaunen versetzte, ehe er begriff, warum es so war: Der Anblick der heranrasenden Bestien hätte jeden
Menschen
vollends in Panik versetzt, aber auf die Quorrl schien er genau entgegengesetzt zu wirken: einige wenige Krieger ergriffen tatsächlich die Flucht, aber die meisten folgten einfach Titchs Befehl und zogen sich nur zwanzig, dreißig Schritte weit vom Ufer zurück, ehe sie stehenblieben und ihre Waffen zogen. Der Anblick der Schwerter und Bögen kam Skar im ersten Moment fast lächerlich vor, angesichts der fünfzig Fuß großen Kolosse über dem Fluß, und doch war in den Gesichtern der Quorrl keine Angst mehr. Die Drachen waren eine Gefahr, die sie verstanden, die vielleicht unüberwindlich, aber
greifbar
war, und Quorrl hatten sich niemals vor einem Feind gefürchtet, der einen
Körper
hatte. Skar

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