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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vorge-gaukelt hatte, aber er wußte einfach, daß er den Ungeheuern jetzt wirklich gegenüberstand; drei titanischen schuppengepanzerten Kolossen, deren Augen voller tückischer, böser Intelligenz auf ihn und die Quorrl herabstarrten und in deren Nacken drei gewaltige, goldschimmernde Gestalten saßen.
    »Das… das ist Ennart!« flüsterte Kiina fassungslos. Sie war neben ihn getreten, und Skar sah erst jetzt, daß sie verletzt war: quer über ihren Hals und die linke Wange zog sich eine dünne, aber tiefe und heftig blutende Wunde, und eine Strähne ihres blonden Haares war verkohlt, ihr Gewand voller Blut. Aber ihre rechte Hand hielt noch immer den Scanner. Skar hielt ihren Arm fest, als sie die Waffe heben und auf die vorderste Drachenbestie zielen wollte.
    Über den drei Ungeheuern begannen sich Schatten zu bilden.
    Wie Rauch, der aus dem Nichts kam, begannen wolkige dunkle Schemen über den Köpfen der drei Bestien und ihrer Reiter zu wogen, zogen sich zusammen, trieben wieder auseinander, ballten sich erneut zu vergänglichen Formen…
    Das Blitzen von Gold, der Farbe der Ssirhaa… Ein riesiges, ins Ungeheuerliche vergrößertes Gesicht, halb Mensch, halb Quorrl, und gleichzeitig auch etwas anderes, etwas gleichermaßen Fremdes und Böses wie auch Edles und unbeschreiblich Schönes…
    Skar sah aus den Augenwinkeln, wie einer der Quorrl aufschrie und auf die Knie fiel. Andere schleuderten ihre Waffen fort und flohen oder erstarrten einfach zur Reglosigkeit, als sich die Gestalt eines Ssirhaa aus den Schatten bildete, ein fast absurd großer Koloß, halb so hoch wie der höchste Turm des Goldenen Tempels und mit Ennarts Gesicht.
    Ihr Verfluchten!
dröhnte eine Stimme über den Hof, die Stimme eines Gottes, eines
zornigen
Gottes, laut und mächtig genug, sich die Quorrl vor Schmerz krümmen zu lassen.
Ihr wagt es, unser Heiligtum zu schänden! Ihr werdet den Zorn der Götter spüren!
    Skar ließ das Schwert sinken. Rings um ihn herum fuhren die Quorrl fort, auf die Knie zu sinken oder einfach zu fliehen, aber er selbst spürte nichts als eine große, fast friedvolle Ruhe. Er begriff plötzlich, wie verzweifelt Ennart sein mußte, zu diesem letzten, fast schon lächerlichen Mittel zu greifen.
    »Gib auf, Ennart«, sagte er. »Wir glauben deinen Lügen nicht mehr.«
    Er hatte nicht einmal laut gesprochen. Trotzdem wandten sich die drei goldenen Gesichter über den Drachenköpfen in seine Richtung; und Augenblicke später auch das übermannsgroße Antlitz der Göttergestalt.
    Du wagst es, dich den GÖTTERN in den Weg zu stellen?
dröhnte die Stimme.
Dann wirst du sterben, so wie alle anderen!
Die Riesengestalt beugte sich vor. Ihre Hand senkte sich, und der ausgestreckte Zeigefinger berührte einen Quorrl-Krieger, der dicht neben Titch auf die Knie gesunken war.
    Der Quorrl starb.
    Er mußte so gut wie Skar wissen, daß das Abbild des gigantischen Ssirhaa nichts als ein weiterer Trick war, eine Illusion wie die Drachen und das Feuer, aber dieses Wissen nutzte ihm nichts. Er stand seinem
Gott
gegenüber, dem Inbegriff all dessen, woran er je geglaubt — und was er je gefürchtet! — hatte, und er spürte seinen Zorn und dann seine Berührung, und sie tötete ihn.
    Und dies war wirklich der letzte Fehler, den Ennart beging.
    Titch schrie auf, als wäre
er
es gewesen, den die Hand des zornigen Gottes berührte, aber es war keine Furcht, sondern Zorn, alles hinwegfegender, kochender Zorn, der ihn aufbrüllen ließ. Seine Hand riß den Bogen vom Rücken und tastete nach einem Pfeil.
    Aber Skar war schneller.
    Sein Schwert klirrte zu Boden, als er zum Gürtel griff und einen weiteren
Shuriken
aus seiner Schlaufe löste. Einer der Ssirhaa vor ihm fuhr mit einem Mal herum und riß den Arm in die Höhe, etwas Kleines, Silbernes blitzte in seiner Hand, aber die Bewegung schien mit einem Mal lächerlich langsam zu sein, als hätte sich die Zeit geteilt, und Skar befände sich auf der anderen, schnelleren Seite: er riß den Arm in die Höhe, bewegte die Finger in schnellen, zahllose Male geübten Gesten — und schleuderte den Wurfstern.
    Die fünfzackige Scheibe aus
Sternenstahl
traf den Hals des Drachenungeheuers und bohrte sich hinein. Ihre Wucht war kaum groß genug, die Hornplatten der Bestie zu durchdringen, und wahrscheinlich spürte das Tier nicht einmal Schmerz — aber es war auch nicht der
Shuriken,
der es tötete.
    Es war Skar.
    Etwas in ihm. Die ungeheure, finstere Macht, die sein Dunkler Bruder ihm

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