Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
dieser Krieg tobte, geschweige denn,
worum
er gefochten wurde, und mehr: die unbekannten Länder auf den anderen, unbekannten Kontinenten jenseits der Meere, die eisigen Inseln des Nordens, die fruchtbaren Ebenen des südlichen Kontinents und die Länder und Meere auf der anderen Seite der Welt, und selbst dann wäre dieses Waffenarsenal der Hölle nicht leer, sondern noch immer bereit, Enwor ein drittes und viertes und fünftes Mal zu verbrennen, immer und immer und immer wieder.
    Wahnsinn,
dachte er.
Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn.
Vielleicht
waren
die
Sternengeborenen
Götter gewesen, aber wenn, dann Götter aus einem Universum des Irrsinns, Götter, die nicht von den Sternen, sondern aus der Hölle herabgestiegen waren, und die gar keine andere Wahl gehabt hatten, als sich am Schluß selbst zu vernichten.
    Welches Erbe habt ihr uns hinterlassen?
    Plötzlich ertrug er den Anblick nicht mehr. Er fuhr herum, rannte den stählernen Tunnel zurück und floh aus seiner Nähe, rannte, so schnell er konnte, bis seine Beine sich einfach weigerten, ihn weiter zu tragen, und seine Lungen bei jeden Atemzug unerträglich schmerzten.
    Keuchend sank er gegen die Wand, schloß die Augen und zwang sich, tief und gleichmäßig zu atmen. Das Zittern seiner Glieder beruhigte sich allmählich, aber die Bilder hinter seiner Stirn verblaßten nicht, sondern wurden immer schlimmer: er sah die geflügelten Todesboten, aber er sah auch Gesichter, das goldene Antlitz Ennarts, zu einem höhnischen, irren Lachen verzerrt, den Haß in Ians Augen, und den bösen Triumph darin, selbst im Moment seines Todes, und den funkensprühenden Feuerkörper des Dämonen, den er in Ennarts Turm im Tal der Drachen gesehen hatte, eine Warnung, die er zu spät, viel zu spät begriffen hatte. Und das Gesicht eines alten Mannes. Er hatte etwas zu ihm gesagt, etwas, das wichtig war, unglaublich wichtig, aber er hatte es… vergessen. Er hatte es einfach vergessen.
    Bis jetzt.
    Als er die Augen öffnete, stand sie vor ihm.
    Skar erschrak nicht. Er hatte gewußt, daß sie ihre Ungeduld nicht mehr länger zügeln und ihn
holen
würde, wenn er zu lange damit zögerte, zu ihr zu kommen, und sie hatte Erbarmen mit dem winzigen verbliebenen menschlichen Teil in ihm und hatte eine Gestalt angenommen, die ihn nicht erschreckte — schlank, kleiner als er selbst und von fast menschlichen Proportionen, wenn auch unfertig, wie eine Puppe aus schwarzem Lehm, deren Schöpfer sich nicht die Mühe gemacht hatte, ihr ein Gesicht oder Finger zu geben, erinnerte sie mehr an den
Daij-Djan
als wirklich an einen Menschen. Aus ihrem Rücken ragte ein fingerdicker Strang schwarzen, pulsierenden Fleisches, wie der Faden einer Marionette.
    Das Geschöpf hatte keinen Mund, um mit ihm zu sprechen, und es machte auch keine Bewegung, sondern stand einfach nur da und schien ihn anzublicken, aber Skar wußte auch so, warum es gekommen war. Er dachte an Kiina, und eine tiefe Trauer überkam ihn, als er sich von der Wand abstieß und dem Boten der
Sternenkreatur
folgte.
    Der Weg war nicht mehr sehr weit.
    Der Gang endete nach knapp hundert Schritten vor einer runden Tür aus Stahl, die Tonnen wiegen mußte, sich aber lautlos und wie von Geisterhand bewegt öffnete, als Skar und sein dämonischer Führer sich ihr näherten. Und noch ehe er sie durchschritt, wußte er, daß er sich nun im Herzen dieser unterirdischen Welt befand, dem Ort, an dem schon einmal über das Schicksal der Welt entschieden worden war.
    Der Raum war klein; verglichen mit dem, was er auf dem Weg hierher gesehen hatte. Blinkende Lichter und unverständliche Geräte und Apparaturen füllten die Wände, und genau gegenüber der Tür befand sich ein Tisch mit einer geneigten Platte, in die Schriftzeichen einer längst untergegangenen Sprache eingraviert waren.
    Die
Sternenkreatur
erwartete ihn, und als Skar sie sah, war er im ersten Moment beinahe enttäuscht, denn auch sie ähnelte einem Menschen, wie das Geschöpf, das geschickt worden war, um ihn zu holen. Aber dann wurde ihm klar, wie unbedeutend ein
Körper
war. Sie konnte jedes beliebige Aussehen annehmen, sie war der
Dronte
gewesen, das gigantische schwarze Gespinst unter dem Wald von Cearn, und die Brücke, die Titchs Heer auf die Inseln gebracht hatte, und auch diese Gestalt hatte sie nur gewählt, um mit ihm zu reden, ihm in einem Aussehen gegenüberzutreten, das dem seinen entsprach. Sie hätte nicht einmal hier unten auf ihn warten müssen, dachte er. Sie hatte kein

Weitere Kostenlose Bücher