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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die Hände gegen die Ohren, als könnte er damit das Hämmern in seinen Gedanken eindämmen, dieses Reißen, das seinen Kopf auseinander sprengen wollte. Und wieder behauptete etwas in ihm, DASS ER UNSTERBLICH WAR.
    Nein!
    ES VERMOCHTE SICH ALLEN NUR DENKBAREN VERÄNDERUNGEN ANZUPASSEN
Nein! Untersterblichkeit — er hatte sie verweigert, irgendwann, im Angesicht der
Sternenbestie,
mit der er verschmolzen wäre, hätte er nachgegeben, auf der verbotenen Insel, die kein Mensch betreten durfte, und vielleicht war es gar keine Unsterblichkeit gewesen, sondern so etwas wie Langlebigkeit oder auch nur Lebensverlängerung, die er hätte erlangen können, oder etwas Ähnliches, aber vollkommen anderes, weil sein Menschsein nicht genügte, um es zu verstehen. Aber wieso… wieso war er dann… hier? Wenn es wirklich stimmte, dass dreihundert Jahre vergangen waren —und daran zweifelte er keineswegs, nach allem, was er gesehen hatte —, dann war seine Existenz in höchstem Maße widernatürlich. Er konnte sich nicht vorstellen, dass er tatsächlich wieder geboren worden war; das war zu phantastisch, widersprach zu sehr den Erfahrungen der menschlichen Rasse, als dass er das wirklich akzeptieren konnte. Vielleicht hatte er die ganzen Jahre in einem lebensverlangsamenden Koma gelegen, das den Alterungsprozess während dieser Zeit so sehr verlangsamt hatte, dass er all die Jahre im Tiefschlaf überstanden hatte…
    Seine Gedanken purzelten durcheinander und während er doch gleichzeitig versuchte eine Entscheidung zu treffen und irgendetwas zu tun, stand er gleichzeitig wie erstarrt da. Er war bleich, fast grau im Gesicht, fühlte sich aber dennoch erhitzt und seine Augen blickten glasig starr, als wüte ein Fieber in ihm, und dann zwang ihn wieder die Erinnerung in alte Bahnen, als wollte sie ihm damit etwas mitteilen, eine geheime Botschaft übermitteln…
    Du. hast Recht, Skar. Wir können diesen Krieg nicht gewinnen.
    War es wirklich die
Errish
Yul gewesen, die vor unendlich langer Zeit entschieden hatte, wie viel Wahrheit er in einer gewissen Zeit ertragen konnte und wie viel nicht? Vielleicht war die Erinnerung an sie jetzt nicht viel mehr als ein Aufflackern der gegenwärtigen, nicht erträglichen Wahrheit. Vielleicht war da etwas in ihm, das gerade sagte: Du hast Recht, Skar.
    Wir können diesen Krieg nicht gewinnen.
    Wir? Skar zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen. Wer war wir? Was hatte Kiina damit zu tun, was jetzt passierte, hier und heute, während er in dieser gigantischen Höhle gefangen war? Was, bei allen Göttern, hatte sie mit diesem Krieg zu schaffen, der bereits überall auf Enwor seine Spuren hinterlassen hatte, einem Krieg, den Satai und Digger gegen die Quorrl führten oder der doch nur die Spitze eines Eisbergs war, und was hatte sie zu tun mit den
Khtaäm
und dieser Höhle und dieser Brut in dem unendlichen Schacht?
    Kiina war tot und das war die ganze Wahrheit. Vor dreihundert Jahren war sie ein junges Mädchen gewesen. Was, bei allen Feuerdrachen, sollte sie dann heute sein? Was sollte sie mehr sein als eine bereits vollkommen verweste, zu Staub zerfallene Leiche?
    Während er noch fassungslos dastand, mit nicht angespannten und doch bis zum Zerreißen überanstrengten Muskeln, bemerkte er eine Veränderung in dem feinen Gespinst, die beinahe so wirkte, als ergriffe ein feiner Luftzug den Kokon und wirbele ihn durcheinander. Einzelne Fäden stießen aneinander und verklumpten, bildeten ständig wachsende Knotenstellen; wie ein Netz aus der Haut gequollener Adern, die Stück für Stück durch die ständig größer werdenden freien Stellen sichtbar wurden.
    Schon nach wenigen Sekunden schälte sich dahinter tatsächlich der Umriss eines Menschen heraus, eines schlanken, nackten Menschen, der in grotesker Erstarrung von dem jetzt gröber gewordenen Geflecht gehalten wurde.
    Jeder Knochen und jeder Muskel in Skars Körper schrie vor Schmerz, als er sie erkannte.
    Kiina!
    Es war tatsächlich seine Tochter, und zwar ganz so, wie er sie in Erinnerung hatte — auch wenn er sie nur sehr unvollkommen erkennen konnte, immer noch vollständig verhüllt von dem Netz, dessen Veränderung sich jetzt verlangsamte und dann ganz zum Stillstand kam. Der Anblick traf ihn so, wie er erwartet hatte, nur hundertmal schlimmer. Über seine Wange rann eine Träne und ein salziger Geschmack benetzte seine Lippen, während er gleichzeitig wie erstarrt dastand, unfähig, auch nur die Hand zu heben.
    Seine

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