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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ließ, und plötzlich, von einer Sekunde auf die andere, machte sich ein dumpfer, quälender Schmerz in ihm bemerkbar, eine völlig neue Art der Pein, fast, als begriffe er erst jetzt wirklich, was er dort vor sich hatte.
    Es war so etwas wie die Brutstätte dieser Monster, die sich da unter ihm auftat. Vielleicht lag sie noch viele Meilen unterhalb dieser gigantischen Höhle, aber sie war hier, dessen war er sich absolut sicher. Die Frage war nur, was er mit seinem Wissen anfing. Einen Augenblick lang war er versucht nach einen Felswulst Ausschau zu halten, der ihn nach unten führen konnte, aber dann verwarf er den Gedanken sofort wieder. Selbst, wenn er besser in Form gewesen wäre, wäre es mehr als fraglich, ob ihm ein Abstieg in dieses gigantische Loch gelingen würde. Es war nicht nur die mehr als riskante Kletterpartie als solche, es waren auch die abertausende kleinerer und größerer Kreaturen, die dort auf den Vorsprüngen lauerten, an denen er gezwungenermaßen vorbeikommen musste — oder in die er sogar treten musste, so dicht, wie dort das Gewimmel war.
    Er konnte sich nur zu gut vorstellen, dass auch einige
Wächter
unter ihnen waren, die nur darauf lauerten, dass sich ein Unbefugter zur Brutstätte durchzuschlagen versuchte, um dann gnadenlos über ihn herzufallen. Skar konnte sich nicht an einen einzigen kollektiven Brutplatz erinnern, der nicht hervorragend gesichert gewesen wäre —dass die
Khtaam
ihren Stammplatz um ein Vielfaches heftiger verteidigen würden als ein Adler seinen Horst, lag dabei auf der Hand.
    Das drängende Pochen in ihm zog ihn sowieso in eine andere Richtung. Es waren die in ihrer Ebenmäßigkeit fast künstlich wirkenden Nischen, deren Fädengeflecht sanft und unregelmäßig, aber in einem erkennbaren Rhythmus pulsierte, die ihn anzogen. Der Anblick hatte bereits beim Betreten der Höhle einen fernen Widerhall in seiner Erinnerung ausgelöst, so als hätten sie einen sehr starken Bezug zu seiner Vergangenheit, obwohl Form und Zusammenhang ganz anders waren…
    Fast behutsam richtete er sich wieder auf, warf noch einmal einen letzten Blick in die Tiefe und in das gespenstische Treiben auf den Steinadern, das so vollkommen selbstverständlich wirkte wie der Verkehr auf den breiten Straßen einer großen Stadt wie Besh-Ikne und doch zehnmal erschreckender und hundertmal widerwärtiger war als alles, was er bislang erlebt hatte, und ging dann ein paar Schritte zurück in Richtung der Nischen, die jetzt eine geradezu morbide Anziehungskraft auf ihn ausübten.
    Je näher er kam, umso mehr fiel ihm auf, dass die krabbelnde Flut in diesem Bereich der Höhle vor ihm zurückwich. Es war keine Flucht und es war auch kein Anzeichen von Furcht oder gar Panik in ihren Bewegungen erkennbar, sondern eher das Ausweichen wie vor einem Artgenossen, der vollkommen selbstverständlich respektiert wurde. Was für ein grässlicher, widerlicher Gedanke.
    Als er der ersten Nische näher kam, erkannte er, dass das feine Gespinst eher einem Kokon glich als irgendetwas anderem, einer Hülle, wie sie Insekten um ihre Eier spannen. Einen Augenblick fürchtete er, das sich raschelnd bewegende Geflecht würde in allen Nischen gleichzeitig aufplatzen und eine Horrorarmee schwarzer, chitingepanzerter Insektenkrieger mit riesigen Klauen und scharfkantigen Scheren hervorspucken, aber natürlich geschah nichts dergleichen. Trotzdem verstärkte sich seine Unruhe und er spürte, wie sich seine brennende Kehle zuschnürte.
    Der Griff zu seinem Schwert brachte ihm diesmal keine Beruhigung; als er es zog und spielerisch in der Hand wog, fühlte er sich sogar unruhiger als zuvor, so als habe er Angst davor, dass er mit ihm irgendeinen Unsinn anstellen konnte. Er hatte keine Wahl, wollte er herausbekommen, was es mit diesen verfluchten eingewebten Nischen auf sich hatte, und dennoch scheute er davor zurück, die Distanz endgültig zu überwinden, die ihn noch von dem Kokon trennte.
    Die letzten wenigen Schritte wurden zur aufreibenden Qual. Beim Anblick des feinen Gewebes, das nach unten viel weitmaschiger wurde, als er es von weitem erkannt hatte, spürte er förmlich, wie ihm das rußig trübe Grau unter die Haut kroch und ihm der säuerliche Geruch, der von ihm ausging, Nase und Kehle verklebte. Sein Blick suchte in dem glänzenden, weißen Kokon ein Zeichen, einen Hinweis darauf, was sich dahinter verbergen könnte. Die zitternden, unregelmäßigen Bewegungen des Geflechts schienen nicht von innen zu kommen,

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