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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hatte, und ihm blieb nichts anderes übrig, als in sich selbst zu verharren und immer mehr Teil seines eigenen Untergangs zu werden, der ihn immer stärker herabriss, in eilender Fahrt auf die tiefste Stelle des Schlunds zu, der ihn verschlingen würde, auf ewig…
    »Was ist mit dir los, Skar?«, fragte Esanna. »Was, bei allen Göttern, ist mit dir los?!?«
    Da stand dieses schwache, aus einer klaffenden Gesichtswunde blutende Digger-Mädchen vor ihm, schwankend und so erschöpft, dass es sich kaum auf den Beinen halten konnte: Und dann fragte es ihn, was mit
ihm
los war? Das war grotesk.
    »Wo sind Daral und Berat?«, fragte Kama. Seine Stimme klang kein bisschen vorwurfsvoll, sondern nur leicht besorgt, aber das war viel schlimmer, als wenn er Skar bitterste Vorwürfe entgegengeschrien hätte.
    »Ich«, begann Skar heiser und kämpfte gegen das Gefühl an, das ihn erbarmungslos immer tiefer in sich hineinzuziehen versuchte und gleichzeitig seine Beine so kraftlos machte, dass er kaum noch stehen konnte, sondern hinabsinken wollte in die Tiefe…
    »Wo sind Daral und Berat?« Kamas Stimme klang jetzt so schneidend, dass Skar abgelenkt wurde von dem lockenden Sog, der ihn mit sich ziehen wollte, immer tiefer, tiefer und tiefer…
    »Ich weiß nicht«, sagte Skar. Er hätte Kama die Wahrheit entgegenschreien können oder zumindest die halbe Wahrheit, ihm sagen können, sie seien abgestürzt — doch er brachte es nicht über sich. Die Lüge glitt ihm so leicht über die Lippen… aber dann erkannte er in Kamas Augen, dass er ihm seine Worte nicht abnahm und Übelkeit hämmerte von innen an seine Schädeldecke.
    »Sie seien doch mit dir mitgegangen«, beharrte Kama.
    »Wo also sind sie geblieben?«
    Bei einer anderen Gelegenheit hätte sich Skar über seine Besorgnis gewundert angesichts der Tatsache, dass der Nahrak ohne Skrupel seinen schwer verletzten Männern die Kehlen durchgeschnitten hatte. Doch jetzt wand er sich nur innerlich vor Pein.
    »Ich… ich weiß es nicht.« Skar deutete mit einer krampfhaften Handbewegung in die Richtung dieses monströsen Lochs, in dem es krabbelte und wimmelte, und während er dorthin deutete, wurde er sich auch bereits bewusst, dass es ein Fehler war, dass er ein erbärmlicher Lügner war und er fragte sich, ob er es nicht dem letzten Rest seiner Selbstachtung schuldig war, Kama ganz einfach die Wahrheit zu sagen.
    Doch statt
Ich habe sie hinabgestoßen
herauszuschreien, sagte er nur: »Sie waren da drüben. Ich… ich habe mich… um Kiina gekümmert… und dann… dann hörte ich auf einmal diesen Schrei.«
    Es war eine erbärmliche Vorstellung und ein Blick in Kamas Augen genügte, um ihn erkennen zu lassen, dass der Nahrak ihm kein Wort glaubte.
    »Etwas hat die
Khtaäm
erweckt«, stellte Kama fest.
    »Leben gegen Leben. Du hast ihr Leben gegeben, um dir ein bereits verdammtes Leben wieder zu nehmen.«
    Skar starrte ihn mit offenem Mund und vollkommen entsetzt an. »Nein«, stieß er hervor. Er begriff nicht, was Kama meinte, nicht wirklich, und doch war da eine Ahnung tief in seinem Herzen, die zu unglaublich war, um sie wirklich fassen zu können. »Sie sind… es war ein Unglück.«
    »Ja«, sagte Kama. »Ein Unglück. Ein Unglück, bei dem du nachgeholfen hast.«
    »Ich? Nein…« Skar warf einen hilflosen Blick auf Esanna, aber das Mädchen schien vor Schreck wie gelähmt zu sein und immer noch tropfe Blut von ihrem Gesicht herab, benetze wie ein Leben verströmender Regen ihr sowieso schon eingerissenes und besudeltes Gewand. Statt von ihr Hilfe zu erwarten, hätte er ihr eigentlich beistehen müssen.
    »Du hast nachgeholfen, damit
Khtaam
das da formt«, sagte der Nahrak und deutete an Skar vorbei auf Kiina. »Und das da und das da und das da.« Sein Zeigefinger glitt anklagend von Nische zu Nische.
    »Ich habe… ich habe das nicht gewollt.«
    »Ihr Satai nie wolltet etwas. Ihr immer nur töten.« Kama atmete tief durch. »Es reicht. Ich habe Hilfe gerufen. Wir müssen sehen, dass wir so lange leben, bis sie kommt.«
    Skar verstand immer weniger; wollte ihm Kama etwa drohen und von welcher Hilfe sprach er? Sein Inneres war ein einziges Wirrwarr widersprüchlichster Gefühle und Gedanken und in seinem Mund war der Geschmack bitterer Galle. Er spürte, wie sich ein unbestimmtes Wissen aus den Tiefen seiner Persönlichkeit zu seinem Bewusstsein hochdrängte, und er versuchte dieses Wissen zu ignorieren, aber es nagte unablässig an ihm, gleich einer in die Nebel der

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