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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Gegnern des soeben Gestorbenen.
    »Zu Pferd kommen wir leichter voran als zu Fuß«, sagte er.
    »Das meinst du doch nicht im Ernst«, sagte Esanna. »Sieh dir doch mal das Tier an: Es ist fertig, vollkommen ausgebrannt.«
    Skar war es mittlerweile gelungen, den Zügel des Tieres zu fassen und nun strich er mit der anderen Hand beruhigend über seine Nüstern. »Ist ja schon alles gut«, murmelte er und an Esanna gewandt: »Wir gönnen dem Tier und uns eine Rast. Die Sonne geht sowieso gleich unter. Ich werde den Braunen trockenreiben und mich um seine Verletzung kümmern und morgen sehen wir dann weiter.«
    »Morgen werden wir dann doch zu Fuß weitergehen müssen«, seufzte Esanna.
    »Nein, das glaube ich nicht«, sagte Skar. »Ich verstehe eine Menge von Pferden und auch ein bisschen von Heilkunst. Der Braune hier ist noch jung und seine Fesseln verraten, wie ausdauernd er ist. Ich bin sicher, dass wir ihn morgen dazu bewegen können, uns beide zu tragen —schließlich sind wir auch zusammen nur unwesentlich schwerer als ein Satai in voller Kampfmontur mit randvoll gepackten Satteltaschen.«
    Der nächste Morgen brachte feinen Nieselregen mit sich und düstere, graue Wolken, die sich drohend über ihnen zusammenballten wie die Vorboten eines nahenden Unheils. Sie hatten einen halbwegs geschützten Platz ganz in der Nähe des Weges gefunden aber so weit entfernt, dass sie vor einer zufälligen Entdeckung sicher waren. Nach der ersten Wache und nachdem er Esanna geweckt hatte, die trotz der aufwühlenden Ereignisse tief und fest geschlafen hatte, eingehüllt in die wärmenden und feuchtigkeitsabweisenden Decken des Satais, hatte er ihren Platz eingenommen und es ihr überlassen, bis zum Morgengrauen aufjedes verdächtige Geräusch zu achten — eine fast überflüssige Maßnahme in dieser dunklen Nacht, die wohl kaum eine der Kampfparteien nutzen würde, um meuchelnd durch den Wald zu schleichen. Und dennoch: Skar hatte unruhig geschlafen und war immer wieder hochgeschreckt; es war so, als würden tausend verschiedene Stimmen auf ihn einreden, als wollten etliche von ihnen ihm einflüstern, wie wichtig seine Mission sei und dass, sollte er scheitern, ganz Enwor der Vernichtung anheim fallen würde. Aber es waren auch andere Stimmen dabei, ein tiefes Raunen, das ihm zusäuselte es sein zu lassen, sich nicht einzumischen in die Geschicke dieser Welt, die nicht mehr die seine war.
    Außerdem war da ein beunruhigendes Gefühl des Ver-lusts in ihm, ein Bild, das in seinem Kopf wirbelte, ein Gefühl, das ihn mit der Erinnerung der letzten Nacht verband, als er und Esanna sich, gezwungen durch die Kälte und ihre tiefe Erschöpfung, stundenlang aneinander geklammert hatten.
    »Es wird Zeit«, drang Esannas Stimme irgendwann zu ihm und riss ihn damit aus einer Benommenheit, die mit Schlaf wohl kaum etwas zu tun hatte. »Nach dem Lied der Vögel zu schließen müsste eigentlich bereits die Sonne aufgegangen sein — auch wenn sie nirgends zu sehen ist.«
    Skar schlug die Decke zurück und blinzelte in das trübe Grau hinein, von dem sich Esannas helles Gesicht nur undeutlich abhob. »Dann wird es Zeit, dass wir aufbrechen«, sagte er, »es würde mich nicht wundern, wenn es hier bald nur so von Quorrl wimmeln würde.«
    »Warum sollte es das?«, fragte Esanna erstaunt.
    »Weil es auf der Hand liegt, nach dem, was wir gestern erfahren haben«, sagte Skar knapp und offensichtlich so schroff, dass Esanna keine weitere Frage mehr zu stellen wagte.
    Als er sich erhob, um nach dem Pferd des toten Satais zu sehen und sich dabei zu überzeugen, dass es sich über Nacht tatsächlich für einen Tagesritt genug erholt hatte, zwang ihn ein vollkommen unerwartet auftauchendes Schwindelgefühl, sich an einem Baum festzuhalten und ein paar Augenblicke in fast gebückter Stellung zu verharren —wenigstens außerhalb der Sichtweite von Esanna und somit außer der Reichweite jeder spöttischen oder, schlimmer noch, besorgten Nachfrage. Mit klopfendem Herzen starrte er in die graue Unendlichkeit vor sich, in der die Bäume düsteren Riesen glichen, die sich fast unmerklich aber stetig um ihn zusammenzogen, und das Unterholz einer undurchdringlichen Wand, durch die es kein Entkommen gab.
    Mit zitternden Fingern schob er den Ärmel seines Gewands nach oben und starrte auf die blutunterlaufenen dunklen Stellen auf seinem Unterarm, die sich deutlich von den Kratzern und Prellungen unterschieden, die er sich in der Höhle zugezogen hatte. Er

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