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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich gegen eine innere Ordnung, gegen die zu verstoßen nur Unheil heraufbeschwören konnte.
    Als er die Waffe wieder zurücklegte und sich aufrichtete, verschwamm für ein, zwei Sekunden die Umgebung um ihn und ein buckliger, schwarzer Schatten schien in ihn einzusickern, vollkommen substanzlos und doch von beinahe fassbarer Konsistenz, und gleichzeitig erschien es ihm, als beginne ihn der Boden aufzusaugen. Es war ganz ähnlich und doch vollkommen anders als ein paar Minuten zuvor.
    Er starrte auf den Boden und um ihn war nichts als Schwärze, eine so tiefe, allumfassende Schwärze, wie er sie nie zuvor erblickt hatte. Etwas schien sich in der Dunkelheit zu bewegen, ein gewaltiger Strudel aus nichts, der sich schwarz auf noch dunklerem Hintergrund drehte, der lockte und rief…
    …
und er rutschte ab, verlor sich in dem Nichts, wurde von ihm aufgesogen und eins mit ihm und er machte irgendetwas, ohne zu verstehen, was er da tat, und die Welt hörte auf zu existieren und machte etwas anderem Platz, etwas, das ihm trotz aller Fremdartigkeit Heimat und Zufluchtsort zu sein schien…
    …
und dann hörte es so plötzlich auf, wie es begonnen hatte, und stieß ihn wieder aus, zurück auf den feuchten Boden, auf dem er nun hockte wie ein kleines Kind, das sich im feuchten Erdreich gesuhlt hatte.
    Zitternd und erschöpft richtete er sich wieder auf. Er hatte keine Ahnung, was mit ihm geschehen war, und mit Verwunderung wie auch mit Ekel starrte er auf seine schmutzigen, erdverkrusteten Hände, die im Boden gewühlt zu haben schienen. Als sich sein Blick weiter klärte, erkannte er auch tatsächlich zwei Löcher in dem weichen Waldboden, tiefe, schwarze Schlünde, die mit der grauen Umgebung verschmolzen, ohne dass er erkennen konnte, wie weit sie hinabreichten.
    Das Knacken von Zweigen, das säuselnde Geräusch, mit dem sich ein paar Blätter heftiger als normal bewegten, warnte ihn; er trat schnell und beinahe schuldbewusst auf die Löcher, sodass sie von seinen Füßen fast vollständig bedeckt wurden.
    »Wie sieht's aus?«, fragte Esanna, während sie ein paar Zweige zur Seite schob, um auf die Lichtung zu treten — mit ihrem Messer in der Hand, als erwarte sie eine unangenehme Überraschung. »Wird uns der Gaul tragen?«
    Skar verschränkte seine Hände hinter dem Rücken und begann sie aneinander zu reiben, um den Dreck zu lösen. »Alles klar«, meinte er. »Aber ein Gaul ist das nun wirklich nicht. Es ist ein erstklassiges und ausdauerndes Reitpferd.« »Wie schön«, sagte Esanna in einem Tonfall, der Ärger versprach. »Die Frage ist nur, wohin wir mit dem Vieh reiten werden.«
    »Das fragst du noch?«, fragte Skar verwundert, ohne auf die Provokation in ihrer Stimme einzugehen. »Wir wollten sowieso zu Marna. Jetzt ist es noch dringender geworden: Wir werden den Auftrag des toten Satais erfüllen und Marna die Warnung überbringen. Diese Botschaft ist ein Geschenk des Himmels; sie wird uns alle Türen öffnen.«
    »Aber…«
    »Nichts aber. Begreifst du denn gar nicht?« Als Esanna den Kopf schüttelte, fuhr Skar fort: »Wenn sich die Quorrl tatsächlich sammeln, um die Satai überraschend zu schlagen, dann müssen wir sie unbedingt und so schnell wie möglich warnen.«
    »Diese Worte klingen aus deinem Mund nicht sehr überzeugend«, meinte Esanna. »Bislang hast du doch alles getan, um deine Quorrl-Freunde zu schützen.«
    »Quorrl-Freunde«,
sagte Skar verächtlich, während er an Titch dachte, den Quorrl-Rebellen, dessen Gebeine schon seit dreihundert Jahren in irgendeiner abgelegenen Gegend vermoderten und der wohl der einzige Quorrl gewesen war, den er je als Freund betrachtet hatte. »Ich habe keine Freunde unter den Quorrl, ich habe überhaupt keine Freunde mehr auf dieser Welt.«
    »Wenn das so ist, alter Mann: Warum rührst du dann überhaupt eine Hand für Enwor? Warum gehst du nicht einfach wieder und lässt uns unser Leben leben?«
    Die Hieb saß und Skar hätte beim besten Willen keine vernünftige Antwort darauf gewusst, selbst dann nicht, wenn er nicht hektisch damit beschäftigt gewesen wäre, die verräterischen Schmutzspuren an seinen Händen so gut wie möglich zu beseitigen. Und dennoch: In ihm war dieses brennende Bedürfnis, das ihn gegen alle Zweifel, gegen alle Einwände dazu trieb, sich dem Vernichtungskampf zwischen Satai und Quorrl entgegenzustellen. »Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um dieses wahnsinnige Blutbad zu verhindern.«
    »Indem du den Satai Informationen

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