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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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überleben lassen. Schon allein als Abschreckung: damit die Menschheit weiß, wie sehr sie uns Satai braucht — die Quorrl könnten schließlich wieder ausbrechen und Enwor erneut verwüsten, wenn wir nicht auf sie aufpassen.«
    Skar starrte ihn fassungslos an. »Weiß dein verbündeter Quorrl-Führer, dass ihm das Schicksal eines Reservatsleiters bevorsteht?«
    »Das weiß er nicht, weil es ihn ja auch nicht trifft«, knurrte Marna. »Es gibt immer eine Ausnahme. Hauptsache, die Quorrl-Gefahr als solche ist gebannt.«
    »Und die Digger sind die Krone der Schöpfung, dazu auserwählt, Marnas Richtspruch zu vollstrecken«, spottete Skar. »Mach dich doch nicht lächerlich,
Skarissa.
Die Digger sind eine viel größere Gefahr für Enwor, als es die Quorrl je werden könnten.«
    Marna drehte seinen Kopf genau in seine Richtung, und als er weitersprach, klang seine Stimme so eiskalt, dass sie jede Menschlichkeit verloren hatte. »Du bist verwirrt, Skar. Etwas ist in deinen Geist eingedrungen und lässt dich Dinge sagen und vor allem
tun,
die uns alle ins Verderben stürzen könnten, wenn ich dich nur ließe.«
    »Was soll ein einziger Mensch schon gegen dich und deine Quorrl-Freunde ausrichten?«, fragte Skar verächtlich. »Ich habe keine Armee und keinen Rückhalt auf dieser Welt.«
    »Oh doch, den hast du«, sagte Marna. »Du hast einen gewaltigen Rückhalt, weil wir Satai dich wider besseren Wissens in den Himmel gelobt haben. Wir brauchten eine Identifikationsfigur, um unsere Ideen weiterzutragen. Ich fürchte, wir haben schlecht gewählt, als wir dich dazu auserkoren haben. Aber es konnte ja niemand ahnen, dass dieses Gerede von deiner Wiederkunft tatsächlich wahr werden könnte.«
    »Wo wir schon gerade dabei sind: Wieso bist du dir so sicher, dass ich wirklich Skar bin — und nicht irgendein dahergelaufener Betrüger. Schließlich entspricht es nicht gerade der menschlichen Erfahrung, dass ein Toter nach ein paar Jahrhunderten wieder aufersteht.«
    Marna stieß ein hartes, metallisches Lachen aus. »Das ist hart, Skar«, sagte er dann. »Aber wenn du es nicht selber weißt: Von mir wirst du dazu nicht mehr erfahren.«
    Er stieß einen schnalzenden Laut aus und sprengte ohne ein weiteres Wort davon.
    Für einen Moment hatte Skar Schwierigkeiten die Veränderung der Landschaft in ihrer ganzen Tiefe zu begreifen, zu verstehen, dass der graue, düstere und wenig einladende Wald nicht nur kurzfristig von ein paar bunten Blumen und ebenmäßig gewachsenem Buschwerk aufgelockert wurde, sondern dass sich etwas Wesentliches verändert hatte und dass optimistische Farbenpracht und prachtvolle Gewächse hier so selbstverständlich waren wie noch kurz zuvor das eintönige Braun und Grün einer tristen Monokultur. Sie waren dem jetzt breiten und gut ausgebauten Weg auf den Kamm eines dünn bewaldeten Hügels gefolgt, hinein in einen vollkommen veränderten und immer lieblicher anmutenden Landstrich, in dem Laub- und Nadelbäume harmonisch nebeneinander wuchsen wie zwei befreundete Völker und in dem eine erstaunliche Vielzahl von Blumen, Farnen und Pilzen ebenso zum Bild gehörte wie sirrende Insekten, die hauptsächlich damit beschäftigt zu sein schienen, die verschiedenen Pflanzen zu bestäuben.
    Skars rechte Hand hatte es mittlerweile geschafft, sich immer weiter nach hinten zu schieben, an die Stelle, an der in seinem Gürtel das Messer steckte, das Esanna nicht wieder hatte zurücknehmen wollen angesichts des Quorrls, den er mit einem entschlossenen Schnitt in seine Halsschlagader von seinem Leiden befreit hatte. Jetzt war er froh darüber, dass Esanna in diesem Moment so emotional reagiert hatte. Der Quorrl, der ihn grob und voll unverhohlener Wut entwaffnet hatte, hatte ihn nicht gründlich abgetastet, sondern es dabei belassen, ihm nach der Entwaffnung einen kräftigen Hieb gegen die Brust zu verpassen, der ihm die Luft aus den Lungen geschlagen hatte.
    Das war Glück gewesen. Ein noch größeres Glück war, dass es ihm jetzt tatsächlich gelang, Esannas Messer aus der versteckten Position zu ziehen und unbemerkt nach vorne zu bringen. Er wusste, dass er sich beeilen musste; der Regen hatte bereits nachgelassen und die Sicht wurde zunehmend besser — wodurch auch die Gefahr bestand, dass einer der ihn umgebenden Reiter auf seinen Befreiungsversuch aufmerksam wurde. Er drehte das Messer, sodass die Klinge auf seine Handfesseln zielte, und schrappte so lange über die Lederfesseln, bis das Material genug

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