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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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eingekerbt war, um es später mit einem Ruck durchtrennen zu können. Erst danach ließ er sein Messer unterhalb des Sattelknaufs verschwinden; ein aufmerksamer Beobachter würde es dort vielleicht entdecken, aber er ging davon aus, dass niemand eine Waffe bei ihm vermutete.
    Offensichtlich kamen sie ihrem Ziel immer näher: Der Weg war einem regelrechten, durch Schottersteine halbwegs befestigten Fahrweg gewichen, der sich im Gegensatz zu dem bisherigen verschlammten Weg auch bei schlechtem Wetter von Gespannen nutzen lassen würde. Am Wegesrand folgten mehrere Lichtungen aufeinander mit relativ frisch gehauenen Baumstümpfen oder jungen Sprösslingen, die davon zeugten, dass hier geplant Forstwirtschaft betrieben wurde. Bevor sich Skar eine Hypothese zurechtlegen konnte, auf welche Stadt oder welches Fürstentum sie wohl zuhielten, hatten sie auch schon den Scheitelpunkt des Kamms erreicht und die Pferde liefen so leicht und befreit, als würden sie bereits die Weide wittern, auf der sie sich von den Strapazen des zügigen Ritts erholen konnten.
    Als Skar über den Rücken des vor ihm reitenden Quorrl einen Blick auf das überwältigende Tal vor ihnen erhaschen konnte, verstand er die Vorfreude der Pferde. Wie von einem gigantischen Daumen in die umliegende Hügellandschaft hineingedrückt lag eine liebliche Landschaft vor ihnen:
    Neben rötlich gefärbtem Gestein am Wegesrand, das sich in ein Feld metallisch glänzender Kiesel hineingegraben hatte, wucherten wild wachsendes Korn, hohe Gräser, gelbgrüne Büsche und kleinere, kräftig aussehende Bäume unterschiedlicher Arten, die sich weit hinabzogen in den Talgrund und dort mit kleineren und größeren Gärten und quadratisch angelegten Feldern verschmolzen. Der Quorrl vor ihm schob sich viel zu schnell wieder in sein Blickfeld, um die Gebäude genauer erkennen zu können, die im Zentrum des Tals gleichermaßen ausgewogen wie imposant aufragten, aber Skar hatte einen flüchtigen Eindruck von rötlichen, goldenen Farben, geschwungenen Dächern und verspielten Verzierungen, die sich harmonisch ergänzten.
    Eine Festung war das nicht und schon gar nicht ein Dorf oder eine Stadt. Wo, zum Teufel, schleppte ihn Marna hin?
    Er brauchte nicht lange auf eine Antwort zu warten.
    Marna hatte sich ein paar Pferdelängen vor ihn gesetzt; jetzt ließ er sich zurückfallen und war schon wenige Sekunden später neben Skar.
    »Wir sind gleich da«, sagte er kühl. »Ich gebe dir einen guten Rat: Halte dich zurück beim Einreiten. Ich lasse dich töten, wenn du auch nur eine falsche Bewegung machst.
    Ganz zu schweigen von dem Mädchen und dem Nahrak.« »Was für eine falsche Bewegung sollte ich denn machen?«, knurrte Skar. »Ich bin gefesselt und inmitten einer halben Hundertschaft Quorrl. Kaum die richtige Voraussetzung, um dir die Kehle durchzuschneiden.«
    Marna lachte sein hartes, falsches und unglaublich metallisch klingendes Lachen. »Du hast das ungehobelte Benehmen eines Fischgesichts, Ahnherr aller Satai«, sagte er. »Was allerdings keinen Unterschied macht. Denn niemand weiß, wer du bist.«
    »Woher willst du dir dann sicher sein, dass ausgerechnet ich der Ahnherr deiner Satai bin?«
    »Der Nahrak war gesprächig«, sagte Marna nachdenklich. »Auch wenn wir etwas nachhelfen mussten…«
    »Aber das ist nicht alles«, vermutete Skar. »Du hattest mich sowieso schon erwartet.«
    »Natürlich ist das nicht alles«, sagte Marna ärgerlich. »Ich habe lange nach dem Original des
Elften Buches
suchen müssen, um zu verhindern, dass es in die falschen Hände fällt.« Er gab sich einen Ruck und schüttelte dann den Kopf. »Aber das ist jetzt, nachdem es wieder an seinem angestammten Platz ist, nicht mehr wichtig.«
    Skar versuchte hinter den schmalen Sehschlitzen der Wolfsmaske eine Regung zu erkennen. »Was hat es denn mit diesem
Elften Buch
auf sich?«
    »Nichts«, sagte Marna. »Rein gar nichts. Jedenfalls nichts, was dich interessieren müsste…«
    »Außer, dass es mein Schicksal beschreibt? Außer, dass du dringend danach gesucht hast, weil du dir aus ihm wichtige Hinweise erhofft hast — so wichtige Hinweise, dass du dich persönlich zum Fall am Ninga begeben hast, um dieses Buch aufzutreiben? Sonst nichts?«
    »Sonst nichts«, sagte Marna schroff. »Alles Weitere werden wir im Tempel besprechen.«
    Er wollte sein Pferd antreiben, aber Skar hatte nicht vor es soweit kommen zu lassen. »Auf ein Wort noch,
Skarissa«,
sagte er. »Was genau hast du mit mir vor?

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