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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nur das ferne Echo von ein paar Alpträumen, sondern etwas entsetzlich Anderes, musste er sich selber in der Höhle und schließlich aus ihr herausbewegt haben. Seine Finger fuhren zu seinem Mund und entfernten irgendwelche Dreckreste, die ihm in den Mundwinkeln hingen. Das Knirschen zwischen seinen Zähnen war immer noch da, aber es hatte sich verändert. Es fühlte sich nicht mehr wie feiner Wüstensand an, sondern eher wie ein ekelhaftes Gemisch von Dreck, Erdklumpen und etwas Anderem, Undefinierbarem, dessen Beschaffenheit er lieber nicht hinterfragte.
    Er spukte im hohen Bogen aus und dann nochmals und immer wieder, bis er den größten Teil des Dreckszeugs aus seinem Mund entfernt hatte. Anschließend fuhr er sich mehrfach mit dem Handrücken über die Lippen, bis er die verräterischen Spuren —
wieso verräterisch? —
zum größten Teil beseitigt hatte. Es wäre ihm peinlich gewesen, wenn ihn Esanna so überrascht hätte und gleichzeitig war er sich bewusst, dass er sich schwachsinnig verhielt, aber es war eine Art innerer Logik in seinen Handlungen und Empfindungen, die er nicht leugnen konnte und denen er nachgeben musste, weil der dumpfe Druck in seinem Kopf ihn dazu zwang.
    Schließlich wischte er sich mit dem Zipfel seines Umhangs noch einmal über die Mundwinkel, drehte sich aus der Eiseskälte der feuchten Nacht heraus, um wieder in die Höhle zurückzukehren. Obwohl er sich auf der einen Seite noch immer benommen fühlte und ihm ein Gefühl von Realitätsverlust und Unwirklichkeit zu schaffen machte, war er auf der anderen Seite doch hellwach und geradezu euphorisch. Es war wie ein Fieber, als würde die Zeit selbst brennen. Alles in ihm war aufgewühlt, aber auf eine unglaublich faszinierende Art. Das Grauen der Nacht erschien ihm plötzlich meilenweit entfernt zu sein und statt unglaublichem Schrecken war es jetzt ein wahnsinniges Gefühl der Erleichterung und des Triumphs, das ihn durchströmte, als hätte er eine Quelle neuer Kraft angezapft, die alle Gefahren und Herausforderungen der nächsten Zeit zur harmlosen Spielerei werden ließ.
    Doch die Wirklichkeit schien nur darauf zu warten, ihn mit grausiger Wucht wieder einzuholen…
    Er hatte kaum die Hälfte des Weges zur mittlerweile nur noch schwach glimmenden Feuerstelle zurückgelegt, als das passierte, was er die ganze Zeit über insgeheim erwartet hatte. Ein fast unhörbares Scharren warnte ihn, eine kaum wahrnehmbare Bewegung zu seiner Linken. Er reagierte darauf mit einer erstaunlichen Ruhe und Heiterkeit, die den Ereignissen der letzten Nacht geradezu Hohn sprachen. Als Esanna aus ihrem Versteck hervorstürmte, einem kleinen Felsvorsprung, hinter dem sie nur mit Mühe Schutz gefunden haben konnte, erwartete er sie bereits, sicher, dass sie die Klinge in seine Richtung vorschnellen lassen würde, und genauso sicher, dass er ihr Handgelenk im ersten Ansatz packen konnte, um sie so zu zwingen die Waffe fallen zu lassen.
    Doch es kam anders. Esanna wollte sich nicht auf einen Nahkampf mit ihm einlassen und sie war gut beraten, es auch gar nicht erst zu versuchen. Stattdessen verriet ihre schwungvolle Armbewegung, dass sie das Messer werfen wollte, und es lag so viel Kraft und Geschicklichkeit in dieser Bewegung, dass Skar verwundert den Kopf geschüttelt hätte, wenn er die Zeit dazu gehabt hätte.
    Die Klinge sauste mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf ihn zu. Und doch erschien sie ihm langsam, fast träge —ein Phänomen, dass er schon öfters an sich beobachtet hatte im Anblick größter Gefahr, inmitten eines Kampfes gegen überlegene Gegner, wenn sein Zeitgefühl sich auf einer anderen Ebene zu befinden schien als das seiner Umgebung.
    Diesmal jedoch war es noch viel krasser. Er
wusste,
dass das Messer so schnell auf ihn zuflog, dass kaum jemand noch die Chance gehabt hätte ihm auszuweichen. Aber er wusste auch genauso, dass es für ihn keine Gefahr darstellte. Mit einer geradezu spielerischen Bewegung fischte er es aus der Luft.
    Esanna stürzte sich mit einem Aufschrei auf ihn, hämmerte mit ihren Fäusten gegen seine Brust. »Du Schwein«, schrie sie mit überschnappender Stimme. »Lass mich endlich in Ruhe.«
    Skar stieß sie auf Armlänge zurück. »Nun übertreib mal nicht. Ich habe nicht vor, dir irgendetwas zu tun. Und außerdem habe ich es dir freigestellt zu gehen.«
    Die Sätze schienen nicht bis zu Esanna vorzudringen. Mit verzerrtem Gesicht stürzte sie sich erneut auf Skar, ihre Hände Quorrl-Klauen ähnlich, mit

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