Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 2 - Die brennende Stadt

Enwor 2 - Die brennende Stadt

Titel: Enwor 2 - Die brennende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Ein warmer, böiger Wind schlug Skar entgegen, und aus dem Abgrund jenseits des Plateaus drang ein dumpfes, vibrierendes Grollen herauf, ein Geräusch, als rege sich dort unten ein mächtiger, feuergeborener Drache.
    Der Himmel war mit schweren, dunkelgrauen Wolken bedeckt, die im Widerschein eines gewaltigen Feuers gelb und rot und orange glühten.
    Sie ritten bis in die Mitte der Ebene, stiegen von ihren Pferden und gingen nebeneinander auf den Abgrund zu.
    Unter ihnen, wie ein vom Himmel gefallener brennender Stern tief in das schimmernde Glas Tuans eingegraben, lag Combat. Minutenlang sprach keiner von ihnen ein Wort. Jeder von ihnen hatte ein anderes Bild der Stadt mit hierhergebracht, und jedes mochte gewaltiger und schrecklicher sein als das andere. Aber die Wirklichkeit übertraf alles.
    Skar hatte nie an die alten Legenden und Mythen geglaubt, selbst während der letzten Tage noch nicht, als das flammende Fanal Combats ihnen bereits den Weg gewiesen hatte. Er hatte gewußt, daß es Combat gab, natürlich, aber er hatte all die Geschichten und Mythen, die sich um die Brennende Stadt rankten und die die Leute nur hinter vorgehaltener Hand zu erzählen wagten, wie alle Legenden für übertrieben und falsch gehalten.
    Sie waren es nicht.
    Er wußte im gleichen Moment, in dem er die Stadt sah, daß die Wirklichkeit noch viel bizarrer und erschreckender war als die Legenden, daß die menschliche Phantasie nicht ausgereicht hatte, die Schrecken der Vergangenheit zu schildern. Er hatte geahnt, daß Combat gewaltig war, aber auch dieses Won reichte nicht aus. Die Stadt war ungeheuerlich. Ein Monstrum aus Glas und Kristall und Stahl und Marmor, selbst jetzt noch hundertmal größer als die gewaltigste Stadt, die er je erblickt hatte.
    Skar suchte vergeblich nach einem passenden Vergleich, etwas, das an Größe und Schrecklichkeit dem brüllenden Scheiterhaufen der Götter dort unter ihm standhalten konnte. Selbst die mächtigen Mauern Iknes mußten gegen diese ungeheuerliche Ansammlung von Türmen, Mauern und Quadern zu einem lächerlichen Nichts zusammenschrumpfen.
    Die Stadt war kreisförmig angelegt. Der äußere, Meile um Meile durchmessende Ring bestand aus einer Unzahl niedriger runder Türme, die durch wuchtige Mauerstücke verbunden waren. Dahinter, wie die Speichen eines Rades dem Zentrum zustrebend, zogen sich Hunderte und Aberhunderte von Straßen dahin, gesäumt von Gebäuden, die an Größe und Form alles übertrafen, was Skar jemals erblickt hatte. Gigantische Türme, Nadeln aus blausilbernem, gleißendem Stahl gleich, ragten hoch in den Himmel, untereinander verbunden mit einem Netzwerk von Brücken und Stegen aus glitzernden, spinnwebdünnen Kristallfäden. Trotz der großen Entfernung glaubte er eine Unzahl von Details zu erkennen, Dinge, die wie durch einen geheimnisvollen Zauber selbst durch den Vorhang aus wabernder Glut und Hitze hindurch sichtbar blieben, als hätten die Erbauer Combats dafür Sorge getragen, daß die Größe und Pracht ihrer Schöpfung selbst jetzt noch zu bestaunen war. Die Stadt war da, wo sie nicht aus Stahl und Kristall bestand, ganz aus weißem Marmor erbaut, gigantische Gebäude, die sich neben- und



übereinander erhoben, ineinander verzahnt, verwachsen in einer Architektur, die gleichzeitig abstoßend fremd wie faszinierend schön war, mit ihrem makellosen Weiß das Blaken der Flammen widerspiegelnd, als wollten sie dem Feuer spotten, das seit Jahrtausenden an ihnen fraß und ihnen doch keinen Schaden hatte zufügen können. Dazwischen zogen sich gewaltige breite Alleen dahin, Prachtstraßen, eingesäumt von himmelstürmenden Reihen titanischer weißer Säulen, auf denen Skulpturen wie stumme Wächter standen: Menschen, Tiere, aber auch bizarre Fabelwesen, längst ausgestorben oder auch niemals wirklich am Leben gewesen. Es gab Plätze, unendliche leere Flächen, künstliche Flüsse und riesige marmorne Springbrunnen, aus denen nun Feuer statt Wasser sprudelte. Im Zentrum der Stadt schließlich, funkelnd wie ein riesiges lohendes Auge, lag die Kuppel, niedriger als die Türme und doch gewaltiger, ein titanischer Edelstein aus Millionen und Abermillionen gleichförmig geschliffener Facetten, die im grellen Widerschein der Flammen wie geschäftige kleine Kristallkäfer hin und her zu eilen schienen.
    Skar stand lange am Rande des Plateaus, unfähig, sich zu rühren oder etwas anderes zu empfinden als Staunen und ein Gefühl ungläubigen Entsetzens. Er wußte nicht einmal

Weitere Kostenlose Bücher