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Enwor 2 - Die brennende Stadt

Enwor 2 - Die brennende Stadt

Titel: Enwor 2 - Die brennende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schmolzen und flössen ab.
    Gegen Mittag rasteten sie im Schutz eines mächtigen, gezackten Felsens. In seinem Schatten lag noch Schnee, und Skar spürte erst jetzt, wie warm es geworden war. Er saß ab, nahm den fellgefütterten Umhang von den Schultern und verstaute ihn nach kurzem Zögern in seinem Gepäck. Er würde ihn nicht mehr brauchen, nicht, bis sie ihren Auftrag erledigt und den Rückweg angetreten hatten. Sie aßen schweigend — Salzfleisch, trockenes Fladenbrot, und tranken abgestandenes Wasser aus ihren Feldflaschen. Keiner von ihnen hatte Lust auf eine Unterhaltung. Wieder fühlte Skar diese seltsame, mit Angst gemischte Beklemmung, die wie eine schleichende Krankheit von der Gruppe Besitz ergriffen hatte.
    Er aß langsam und ohne Appetit, wickelte die Reste sorgfältig in ein Tuch und verstaute sie wieder in den Satteltaschen, die dünn geworden waren. Die Vorräte reichten noch für drei Tage, und selbst das nur bei größter Sparsamkeit. Auf dem Rückweg würden nicht nur Kälte und Sturm, sondern auch der Hunger ihr Begleiter sein. Als Skar zu seinem Platz zurückkehrte, erwartete ihn Gowenna. Auch sie hatte ihren Mantel abgelegt, trug darunter aber nicht wie Skar und die anderen ein langes, fellgefüttertes Hemd, sondern nur den glänzenden Brustharnisch und ein seidenes, halb durchsichtiges Etwas, das sicher sehr dekorativ, aber alles andere als den Temperaturen angemessen war. Sie zitterte. Auf ihren nackten Unterarmen war eine Gänsehaut, und als sie sprach, tat sie es in der schnellen, hastigen Art eines Menschen, der verhindern möchte, daß seine Stimme vor Kälte schwankte.
    »Wir sollten miteinander reden«, sagte sie.
    Skar ging an ihr vorbei, hockte sich auf einen Felsen und zog die Knie an den Körper. Der Stein unter ihm war feucht und kalt, und er drehte sich so, daß der warme Wind aus dem Tal die Breitseite seines Körpers traf. »Du fängst ein wenig spät damit an«, sagte er, ohne Gowenna anzusehen. Der Unterton von Feindseligkeit in seiner Stimme war nicht zu überhören, und er gab sich auch gar keine Mühe mehr, sich zu verstellen.
    Es war nicht Gowenna, der sein Haß gelten sollte. Sie war nur ein Werkzeug wie er, wenn auch vielleicht im Gegensatz zu ihm ein williges. Es war eine andere, die er hassen sollte, mit jeder Faser seiner Seele. Aber er konnte es nicht. Trotz allem, was sie ihm angetan hatte, hatte sie in seinen Gedanken noch immer die Aura des Unantastbaren, Heiligen. Sie war eine
Errish,
und er hatte gelernt, den Ehrwürdigen Frauen aus Elay mit Achtung und Ehrerbietung zu begegnen, sie — wenn schon nicht als Götter — so doch als Vertreter einer anderen, besseren Menschheit zu betrachten. Er hatte gelernt, daß eine
Errish
niemals etwas Schlechtes oder Verwerfliches tun würde — tun
könnte —
und nicht einmal das, was geschehen war, hatte diesen Glauben erschüttern können. Er wußte es besser, aber irgend etwas war in ihm, das den Glauben an das Gute in den
Errish
noch nicht verloren hatte. Er hätte sie hassen müssen, wollte sie hassen, aber er konnte es eben nicht. Und so entlud sich sein Zorn ganz auf Gowenna. »Wir sind seit mehr als vierzig Tagen unterwegs, aber ich habe bereits bezweifelt, daß du überhaupt meinen Namen weißt.«
    Gowenna gab ein unwilliges Geräusch von sich. »Ich habe nicht vor, um deine Freundschaft zu buhlen, Satai«, sagte sie scharf.
    »Aber es gibt ein paar Dinge, die wir klären müssen, bevor wie die Stadt erreichen.«
    Skar unterdrückte den Impuls, zu nicken. Es gab diese Dinge wirklich, aber sie waren wahrscheinlich anderer Natur als die, über die Gowenna mit ihm reden wollte. Die Spuren im Schnee zum Beispiel, der flüchtige Schatten, den er zu sehen geglaubt hatte, bevor sie in den Talkessel ritten . ..
    »So?« erwiderte er.
    »Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, wie du in die Stadt hineinkommen willst, ohne sofort zu Asche verbrannt zu werden ?«
    Skar verneinte. »Warum auch? Du wirst uns sagen, wie es zu bewerkstelligen ist, denke ich.«
    In Gowennas Gesicht zuckte es. Über ihrem linken Auge war eine frische, kaum verkrustete Wunde von ihrem Sturz auf den Stein am vergangenen Abend.
    »Ich hätte gute Lust, es dir nicht zu sagen«, zischte sie.
    »Ach?« sagte Skar. »Und dann vor Vela zu treten und ihr zu erklären, daß das Unternehmen fehlgeschlagen ist, weil du mich haßt?« Er lächelte, drehte sich wieder um und starrte mit unbewegtem Gesicht ins Tal hinunter. »Wo ist dieser geheime

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