Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 2 - Die brennende Stadt

Enwor 2 - Die brennende Stadt

Titel: Enwor 2 - Die brennende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Riesenhand wirkte. Lebend mußte das Ungeheuer eine Spannweite von gut zwanzig Metern haben.
    Aber es lebte nicht mehr. Irgend etwas hatte es umgebracht, so rasch und lautlos, daß sie nicht das leiseste Anzeichen des Kampfes mitbekommen hatten, obwohl er praktisch unter ihren Augen stattgefunden hatte. Der Boden rings um den Kadaver war zerwühlt, dunkel von halbgeronnenem Blut und noch etwas anderem, das Skar in der unsicheren Beleuchtung nicht richtig erkennen konnte. Die beiden hinteren Beinpaare der Bestie schienen mehrfach gebrochen zu sein; das Chitin unter dem glitzernden Pelz war zermalmt, gesplittert wie unter einem ungeheuren Druck. Ein schwacher, rauchiger Geruch hing in der Luft.
    Skar erwachte erst aus seiner Erstarrung, als die anderen hinter ihm der Reihe nach auf den Felsen gestiegen waren und, je nach Temperament und Veranlagung, stumm auf das tote Ungeheuer hinunterstarrten oder erschrockene Rufe ausstießen.
    »Bei den Sümpfen von Cosh!« stieß Beral hervor. »Was ist hier geschehen?«
    Skar wandte sich hastig um. Sein Blick begegnete für eine halbe Sekunde dem Gowennas, und er sah das gleiche Erschrecken und die gleiche bange Furcht, die auch er verspürte, in ihren Augen. Ihre Hand zuckte instinktiv zum Schwertgriff, die Lippen waren zu einem dünnen, blutleeren Strich zusammengepreßt. Ihr Blick wan-derte an ihm vorbei und bohrte sich in die undurchdringliche Dunkelheit vor ihnen.
    »Sie ist tot«, sagte er hastig. »Es besteht keine Gefahr mehr. Tantor ist nur erschrocken. Aber das kann man ihm wohl kaum verübeln«, fügte er mit einem absichtlich übertriebenen Lächeln hinzu. Beral wirkte totenbleich. Seine Lippen zitterten. »Aber wieso…« »Ich dachte, sie verlassen ihre Höhlen niemals«, murmelte Nol verwirrt.
    Skar zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Diese hier schon«, sagte er. »Und vielleicht ist ihr gerade das zum Verhängnis geworden.« Er grinste, trat näher an den Rand des Felsens heran und stellte sich so, daß er wie durch Zufall den direkten Blick auf das tote Untier versperrte.
    »Ihr seht«, sagte er mit erhobener Stimme, »es gibt keinen Grund zur Unruhe oder gar Furcht. Wahrscheinlich liegt sie schon seit Tagen hier. Wenigstens wird der Rückweg ungefährlicher.«
    Beral versuchte sich an ihm vorbeizuschieben, aber Skar blieb unverrückbar stehen und tat so, als würde er es gar nicht bemerken. »Geht zurück zum Lager«, sagte er. »Es gibt hier nichts zu sehen. Und wir werden unsere Kräfte morgen brauchen.«
    »Ich verstehe nicht, warum sie herausgekommen ist«, murmelte Beral kopfschüttelnd. »Sie leben nur in ihren Höhlen und…«
    »Sie ist aber herausgekommen«, antwortete Skar ungeduldig.
    »Und jetzt ist sie tot. Seid froh, daß wir ihr nicht früher begegnet sind. Und nun geht zurück und bereitet das Lager vor. Jemand«, fügte er spöttisch hinzu, »sollte Tantor begleiten, damit er keinen Herzschlag bekommt, wenn er einen Schatten sieht.«
    »Wir ... sollten-Wachen aufstellen«, sagte Arsan zögernd.
    »Wozu?« Skar deutete mit einer Kopfbewegung auf das tote Ungeheuer. »Schneespinnen leben allein, und es gibt nie mehr als eine auf einem Gebiet von zehn Meilen im Quadrat.«
    »Sie kann Junge haben.«
    »Sicher. Aber die werden sich oben in den Bergen herumtreiben.
    Es gibt hier unten keine Beute für sie. Dieses Tier ist vielleicht hergekommen, um zu sterben. Vielleicht war es krank. Oder einfach alt.«
    »Trotzdem —«
    »Du kannst ja bis morgen früh wachen, wenn dir danach ist«, fiel ihm Skar scharf ins Wort. Arsan zuckte sichtlich zusammen, und Skar spürte, daß ihn seine Worte und ihr ungewohnt scharfer Tonfall verletzten. Doch er hatte keine Wahl. »Aber du wirst es im Lager tun, wie die anderen. Geht jetzt!«
    Arsan schien noch etwas sagen zu wollen, doch Skar wandte sich mit einem Ruck ab. Sein Blick suchte wieder den Gowennas. Sie nickte, unmerklich und sehr rasch. Sie hatte verstanden.
    »Geht jetzt«, sagte er noch einmal. »Ich werde noch einen Moment hierbleiben und nach Spuren Ausschau halten. Ich komme gleich nach.«
    Zwei, drei Sekunden rührte sich keiner der Männer, dann wandten sie sich der Reihe nach um und verschwanden in der Dunkelheit. Skar atmete innerlich auf.
    Er wartete, bis ihre Schritte auf dem harten Boden verklungen waren, ging in die Hocke und fuhr mit den Fingerspitzen über den dunklen Fleck, den er die ganze Zeit mit dem Fuß verborgen hatte. Es war Blut. Kein menschliches Blut, sondern das Blut der

Weitere Kostenlose Bücher