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Enwor 2 - Die brennende Stadt

Enwor 2 - Die brennende Stadt

Titel: Enwor 2 - Die brennende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wie wir ihn finden können.«
    »Woher?« fiel ihr Skar ins Won. »Woher weißt du das alles? Woher weißt du, daß es diesen Stein überhaupt gibt, wenn du nicht einmal weißt, wo er zu finden ist?«
    »Ich weiß es, und das muß genügen«, antwortete Gowenna scharf.
    Skar schüttelte wütend den Kopf. »Das muß es nicht, Gowenna!
    Du glaubst, daß wir unser Leben aufs Spiel setzen, um —«
    »Du wählst schon wieder die falschen Worte, Satai«, sagte Gowenna ruhig. »Ich glaube es nicht. Ich weiß es. Keiner von euch hat eine andere Wahl. Und du scheinst zu vergessen, daß ich euch begleite. Ich habe zwei Jahre gebraucht, um mich von meinem ersten Versuch zu erholen. Ich würde nicht ohne die Überzeugung, den Stein zu finden, noch einmal dort hinübergehen. Wir —«
    Irgendwo aus der Dunkelheit hinter ihnen erscholl ein gellender, spitzer Schrei.
    Skar fuhr wie von einer Tarantel gestochen herum. Der Schrei wiederholte sich nicht, aber der Laut gellte noch deutlich in seinen Ohren; der Schrei eines Menschen, der Todesängste ausstand. Er riß sein Schwert aus der Scheide, gab den anderen ein Zeichen zurückzubleiben und bewegte sich vorsichtig in die Dunkelheit hinein. Seine Sinne waren zum Zerreißen angespannt. Er spürte eine dumpfe, kribbelnde Erregung, ein Gefühl, das tief in seinem Körper begann und sich wie ein vibrierender Strom bis in seinen rechten Arm fortsetzte. Irgendwo vor ihm waren Geräusche — die wispernden Stimmen des Windes, der sich an Rissen und Vorsprüngen brach, Sand, der über Stein und glasierten Fels rieselte, sich legte und wieder hochgewirbelt wurde, ein polternder Stein, Schritte und ein Rascheln wie von grobem Stoff. Ein Schatten bewegte sich durch die Dunkelheit.
    »Hierher!« schrie eine Stimme. »Kommt hierher! Rasch!«
    »Tantor!« keuchte Skar. Er rannte los, stolperte über einen Stein, fing sich wieder und lief langsamer weiter.
    »Kommt hierher! Schnell!« schrie Tantor. »Schnell!«
    Skar rannte, dicht gefolgt von den anderen, weiter in die Dunkelheit hinein. Tantors Geschrei wies ihnen den Weg. Der Zwerg brüllte ununterbrochen, immer wieder die Worte »Hierher!« und »Schnell!«, aber auch abgehackte Silben in einer fremdartig klingenden Sprache. Seine Stimme vibrierte vor Panik.
    Skar entdeckte ihn schließlich auf einem mannshohen, zertrümmerten Felsen, der sich nur als schwarzer Schatten gegen den mächtigen Umriß des Gebirges abhob. Er hüpfte unablässig von einem Bein auf das andere und deutete aufgeregt nach Westen.
    »Hierher, Satai!« kreischte er, als er Skar erkannte. »Komm hier herauf, schnell!«
    Skar rammte sein Schwert in den Gürtel zurück, griff nach oben und zog sich, Tantors hilfreich ausgestreckte Hand ignorierend, auf den Felsen hinauf.
    »Was ist passiert?«
    »Ich habe ... Krauter gesucht«, stieß Tantor atemlos hervor.
    »Für die Salbe, die ihr braucht. Und —«
    Skar umklammerte seinen Arm plötzlich so fest, daß der Zwerg mit einem keuchenden Schmerzenslaut abbrach und sich unter seinem Griff wand. Skar spürte es nicht einmal. Sein Blick saugte sich an dem gigantischen, weißen Etwas fest, das auf der anderen Seite des Felsens lag: riesig, zerfetzt und blutend, selbst im Tod noch bedrohlich und furchteinflößend, eine ungeheure weiße Scheußlichkeit, die aus gebrochenen, starren Kristallaugen zu ihnen heraufstarrte.
    »Ihr Götter!« keuchte er. »Was ist das?!«
    Tantor riß seinen Arm mit einem Ruck los und trat hastig einen Schritt zurück, als hätte er Angst, Skar könnte erneut zugreifen. »Die Schneespinne«, sagte er. »Sie muß uns gefolgt sein, nachdem wir ihre Höhle verlassen hatten.«
    Skar hörte die Worte kaum. Er war unfähig, sich zu rühren, den Blick von diesem ungeheuren, weißen… Ding zu nehmen, irgend etwas zu denken oder etwas anderes zu empfinden als Ekel und Abscheu. Der Körper des Ungeheuers war gut doppelt so lang wie ein ausgewachsener Mann, ein aufgedunsener, pelziger weißer Balg, mit Warzen, Geschwüren und Narben übersät. Aus dem dreieckigen Maul wuchsen zwei glitzernde, armlange Beißzangen, schimmernd wie geschliffene Säbel und stark genug, einen Menschen mit einem Biß zu zerteilen. Die beiden Hauptaugen, die Skar selbst im Tod noch gierig zu mustern schienen, waren groß wie Kinderköpfe. Sie war in der für ihre Art typischen Weise verendet — auf dem Rük-ken liegend, die Beine in einer letzten, zupackenden Bewegung verkrampft, so daß sie wie eine gigantische verkrümmte

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