Enwor 2 - Die brennende Stadt
gib mir endlich die Informationen, die ich brauche, um ihn auszuführen!« fauchte er. Seine Worte waren weder besonders klug noch wirkungsvoll gewählt, sondern bloßer Ausdruck seiner Wut. Er wußte es, und es machte ihn noch wütender.
Gowenna lächelte. »Selbstverständlich, Kommandant.«
Die Art, in der sie das letzte Wort aussprach, reizte Skar noch mehr.
»Ich bin nicht sonderlich scharf auf das Kommando, wenn es das ist, was dich ärgert«, sagte er wütend. »Ich trete es gerne an dich ab.«
Gowenna zog es vor, nicht zu antworten. Sie wandte den Kopf, ließ ihren Blick eine Zeitlang über die Ebene gleiten, als hielte sie nach etwas ganz Bestimmtem Ausschau, und deutete schließlich auf einen hohen, nahezu rechteckigen Felsen, der wenig höher als dreißig Meter vor ihnen in den Himmel ragte.
»Reiten wir dort hinüber«, sagte sie. »Der Platz scheint mir ge-
eignet für ein Nachtlager.« Sie ritt los, ohne auf Skars Antwort zu warten. Die drei Sumpfmänner folgten ihr wie dunkle, gesichtslose Schatten.
Skar rammte seinem Pferd wütend die Fersen in die Flanken und sprengte hinter ihnen her. Der Zwischenfall war nicht unbemerkt geblieben, aber das war ihm mittlerweile egal. Es war kein Geheimnis, wie Gowenna und er zueinander standen, und Arsan hatte am vergangenen Abend eigentlich nur das ausgesprochen, was alle bereits wußten. Wahrscheinlich war der Augenblick für eine Konfrontation denkbar ungünstig gewählt, aber wenn Gowenna ihren Kampf haben wollte, würde sie ihn bekommen. Zu seinen Bedingungen.
Er sprang aus dem Sattel, riß mit einer wütenden Bewegung den Umhang von den Schultern und stapfte zu den anderen hinüber. Gowenna blickte ihm mit steinernem Gesicht entgegen. Der Widerschein Combats tauchte ihr Haar in Flammen.
»Also«, begann er übergangslos. »Ich denke, es ist an der Zeit, die Karten offen auf den Tisch zu legen. Einer von uns kennt diese Stadt besser, als er bisher zugegeben hat. Und ich will jetzt wissen, was uns erwartet.«
Er beobachtete gespannt die Reaktion auf den Gesichtern der anderen.
Beral sog überrascht die Luft ein und fuhr sichtlich zusammen. In Nols Augen blitzte es bloß spöttisch auf, als hätte er als einziger längst gewußt, wie die Dinge lagen, und amüsiere er sich nun im stillen über Skars Ärger, während Arsan und Gerrion überhaupt keine Reaktion zeigten.
Gowenna lächelte, trat einen Schritt zurück und klatschte in die Hände. »Bravo, Satai. Ein durchaus eindrucksvoller Auftritt. Ich wußte noch gar nicht, daß du einen so ausgeprägten Sinn für das Dramatische hast.« Sie lachte leise und wurde übergangslos ernst, ehe Skar zu einer Erwiderung ansetzen konnte. »Aber du hast recht, Satai. Ich war schon einmal hier, und nicht nur hier, sondern weiter. Ich war in der Stadt.«
»Dann ... ist es möglich'?« keuchte Beral überrascht. »Es gibt einen Weg, Combat zu betreten?«
»Wäre es nicht so, wäre ich jetzt nicht hier, oder?« antwortete Gowenna spöttisch. »Außerdem fällt es dir reichlich spät ein, diese Frage zu stellen, Beral.«
»Komm zur Sache«, knurrte Skar. »Was erwartet uns dort drinnen?«
»Der Tod«, antwortete Gowenna, und die Art, in der sie es sagte, überzeugte Skar davon, daß sie diese beiden Worte genauso meinte, wie sie sie aussprach. »Feuer, Hitze und Tod«, fuhr sie fort. »Wir werden uns jeden Schritt, den wir tun, dreimal überlegen müssen, und auch dann noch kann es der falsche sein. Jeder Fußbreit Boden kann das Verderben in sich bergen. Die Flammen, die ihr seht, sind nicht die einzige Gefahr.«
»Ich möchte keine Rätsel hören«, zischte Skar. »Wenn du dort warst, warum hast du den Stein nicht geholt? Ist er bewacht?« Gowenna schüttelte den Kopf. »Nicht mehr als die ganze Stadt, Skar. Ich habe es versucht, aber es ist mir nicht gelungen. Ich habe ihn nicht gefunden.«
Skar brauchte einige Sekunden, um wirklich zu begreifen, was Gowennas Worte bedeuteten. »Soll das heißen, du ... weißt nicht einmal, wo er ist?« keuchte er.
»Ja«, antwortete Gowenna. »Das soll es heißen, Skar.«
Beral schnappte hörbar nach Luft. »Aber wie…«, begann er, brach aber sofort wieder ab, als Gowenna eine ungeduldige Handbewegung machte.
»Wir werden ihn finden«, sagte sie überzeugt. »Wenn überhaupt jemand eine Chance hat, ihn zu finden, dann wir. Ich habe es damals nicht geschafft, weil ich Dinge, die ich heute weiß, noch nicht wußte. Ich weiß nicht, wo der Stein exakt ist, aber ich weiß,
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