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Enwor 2 - Die brennende Stadt

Enwor 2 - Die brennende Stadt

Titel: Enwor 2 - Die brennende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Treppe hinauf in den breiten, von Fackeln und Kohlebecken erhellten Rundgang, der die Arena umgab. Auch hier waren überall Soldaten, Hunderte, wie es schien, die in kleinen Gruppen oder einzeln vor Türen und Treppenaufgängen standen und ihnen neugierig nachstarrten. Ein Ruf wie der unsere, dachte Skar sarkastisch, hat auch gewisse Nachteile. Wer als unbesiegbar gilt, erhält erst gar keine Gelegenheit, diese Tatsache unter Beweis zu stellen.
    »Meine Geduld ist bald erschöpft«, murrte Del neben ihm.
    »Wenn mich nicht gleich jemand aufklärt, schnappe ich mir einen von diesen Spielzeugsoldaten und prügle die Wahrheit aus ihm heraus.«
    Skar bedachte ihn mit einem spöttischen Seitenblick. Ihre Eskorte blieb stehen, und einer der Soldaten deutete stumm in die Halle, in der sie erst vor kurzem darauf gewartet hatten, in die Arena hinauszugehen. Skar und Del traten gehorsam durch die niedrige Tür.
    Die großen Tore waren jetzt geschlossen. Der Raum war von unzähligen Fackeln taghell erleuchtet, und ein Geruch nach Feuchtigkeit und brennendem Teer hing in der Luft. Längs der Wände waren an die hundert Soldaten postiert, und ein zweiter, kaum weniger starker Trupp hatte hinter dem Mann Aufstellung genommen, der ihnen finster entgegenblickte. Skar näherte sich ihm bis auf vier, fünf Schritte, blieb stehen und legte herausfordernd die Hand auf den Schwertgriff; eine Geste, die angesichts der hoffnungslosen Übermacht, der sie gegenüberstanden, allenfalls symbolische Bedeutung hatte. Trotzdem schien sie die beabsichtigte Wirkung nicht zu verfehlen.
    »Es freut mich, daß Ihr vernünftig wart und meinen Soldaten keinen Widerstand entgegengesetzt habt«, sagte der Kommandant. Er war ein kleiner, zerknittert wirkender alter Mann mit strähnigem Haar und entzündeten Augen. Seine Gestalt schien in der wallenden roten Toga, in die er sich gehüllt hatte, schier zu ertrinken, und der barbarische Helm auf seinem Haupt wirkte schlichtweg lächerlich. Aber seine Stimme war fest, und irgend etwas an seiner Art sagte Skar, daß er sich den Rang des Stadtkommandanten erkämpft und nicht erschlichen hatte. Ein Mann, vor dem er auf der Hut sein mußte.
    »Wir konnten der freundlichen Einladung nicht widerstehen«, sagte Skar spöttisch. »Um so mehr, als wir immer noch nicht wissen, welchem Umstand wir diese Ehre zu verdanken haben.«
    Zwischen den Brauen des Kommandanten entstand eine steile Falte. »Es ist Euer gutes Recht, Euch zu verteidigen, Satai«, sagte er scharf, »aber versucht nicht, mich für dümmer zu halten, als ich bin.«
    Del wollte auffahren, aber Skar brachte ihn mit einem zwingenden Blick zum Schweigen.
    »Verzeiht«, sagte er betont freundlich, »wenn dieser Eindruck entstand. Wir wollten Euch nicht beleidigen. Aber wir wären Euch dankbar für eine Erklärung.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf die Soldaten, die hinter und neben ihnen Aufstellung genommen hatten. »Ich nehme an, daß wir uns als festgenommen betrachten können.«
    »Das könnt Ihr, Satai.«
    »Und warum?« fragte Skar. »Ich meine — welches Verbrechen werft Ihr uns vor?«
    Der Kommandant antwortete nicht gleich. Die letzte Spur von Freundlichkeit wich aus seinem Gesicht, und seine Stimme klang schärfer als vorher, als er antwortete. »Wenn es Euch beliebt, den Narren zu spielen — bitte«, sagte er. »Wir werfen Euch vor, das Volk von Ikne betrogen zu haben.«
    Skar lächelte sanft. »Mehr nicht?«
    »Euer Plan war nicht einmal sonderlich intelligent«, fuhr der Kommandant fort. »Aber es ist nicht meine Aufgabe, über Eure Motive nachzudenken. Ich stelle nur die Tatsachen fest und übergebe Euch den Gerichten. Obgleich es mir, offengestanden, ein Rätsel ist, daß zwei Männer wie Ihr sich auf ein so dummes Unterfangen eingelassen haben.«
    Skar seufzte. »Ich weiß zwar immer noch nicht, wovon Ihr redet, aber —«
    »Stellt Euch nicht dumm!« zischte der Kommandant. Für einen Moment huschte ein Schatten von Wut über seine Züge, aber er hatte sich sofort wieder in der Gewalt. »Ihr hättet diesen Kampf gewinnen müssen, Satai. Selbst mit verbundenen Augen und nur einem Arm. Sogar mein zehnjähriger Enkel hätte gegen diese Kohoner eine bessere Figur abgegeben als Ihr und Euer Kamerad!«
    »Wenn es Kohoner gewesen wären!« fiel ihm Del hitzig ins Wort. »Ihr wißt so gut wie wir, daß wir getäuscht wurden!«
    Ein dünnes, beinahe nachsichtiges Lächeln huschte über das Gesicht des Kommandanten. »Es tut mir leid, wenn

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