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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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viele, und in den letzten Jahren ist ihre Zahl weiter gesunken. Vielleicht leben noch einmal so viele verstreut in den Sümpfen, aber ich glaube nicht, daß ihre Zahl die Hundert überschreitet. Warum, glaubst du, verlassen sie so selten diese Sümpfe?«
    »Nur hundert...«, murmelte Skar.
    »Nur hundert«, bestätigte Gowenna. »Und die Hälfte von ihnen wird vielleicht sterben, bevor die Sonne aufgeht. Es geht hier nicht um verletzten Stolz, Skar. Es ist ein Kampf ums Überleben. Das Überleben eines ganzen Volkes!«
    Skar starrte sie weiter ungläubig an. »Nur hundert...«, sagte er zum dritten Mal, noch immer ungläubig, schockiert.
    »Sie waren niemals ein großes Volk, Skar«, sagte Gowenna leise. Ihr Tonfall klang jetzt fast versöhnlich, aber Skar wußte, daß das nur an den Worten lag, die sie sprach. Es war nicht das, was sie fühlte. »Die Legende von ihrer Unbesiegbarkeit war ihr Schutz; eine Festung aus Mythen und Legenden, hinter der sie sicher waren. Sie haben sie sorgsam gepflegt. Aber vielleicht endet dieser Mythos morgen.« Sie seufzte, beugte sich wieder herab und begann, einen frischen Verband um Skars Beine zu wickeln; dünn und sehr eng anliegend diesmal, so daß er darüber noch seine Stiefel tragen konnte.
    »Ich würde dir raten, im Sattel zu bleiben, wenn es zum Kampf kommt«, sagte sie, plötzlich das Thema wechselnd. »Zu Fuß würdest du keine sehr gute Figur machen, fürchte ich.«
    Skar hörte ihre Worte kaum. Er spürte auch kaum, wie Kor-tel die Hütte betrat und damit begann, Gowenna zur Hand zu gehen. Als sie fertig waren, stand er auf, zog sich an und verließ ohne ein weiteres Wort die Hütte.
    Er wußte nicht, welche der grauen Gestalten, die sich auf der Lichtung eingefunden hatten, El-tra war, und so hielt er den nächstbesten Sumpfmann an und fragte nach ihm.
    »Sprich, Bruder«, sagte der Sumpfmann. »Was immer du El-tra sagen willst, er wird es wissen.«
    Skar schüttelte den Kopf. »Ich weiß«:, murmelte er. »Aber ...« »Ich verstehe«, sagte der Sumpfmann, als Skar nicht weitersprach. »Ihr Menschen seid es gewohnt, mit Namen zu reden, nicht mit Personen. Komm.« Er wandte sich um, machte eine einladende Geste und führte Skar über den Platz. Andere Sumpfmänner kamen ihm entgegen, und obwohl Skar sich einzuhämmern versuchte, daß es nicht so sei, glaubte er einen stummen Vorwurf in ihren Blicken zu spüren.
    El-tra erwartete ihn am jenseitigen Rand der Lichtung. Sechs andere Sumpfmänner standen bei ihm, doch sie gingen, als Skar näher kam, und auch sein Führer entfernte sich rasch, um ihn und El-tra allein zu lassen.
    »Du wirst uns also begleiten«, begann El-tra.
    »Ja«, sagte Skar. »Aber das ist es nicht, worüber ich mit dir reden wollte.«
    »Ich weiß, Bruder.«
    Skar senkte den Blick und scharrte betreten mit der Fußspitze im Boden. »Können wir ... irgendwo hingehen, wo wir allein sind?« fragte er.
    »Wir können es. Aber ...«
    »Ich weiß, daß ich zu euch allen rede, wenn ich mit dir spreche«, sagte Skar hastig. »Aber es wäre mir trotzdem lieber.«
    El-tra nickte. Sie verließen die Lichtung und drangen ein paar Schritte weit in den Wald ein. Der Boden federte unter Skars Schritten, und ein schwerer, süßlicher Geruch schlug ihm entgegen, der Geruch von Feuchtigkeit und Leben und Verwesung, gemischt mit Dunkelheit und den verwobenen Geräuschen des nächtlichen Waldes. Erst als die roten Lichtpunkte der Fackeln hinter ihnen erloschen waren, drehte sich El-tra um und blieb stehen. »Wir sind allein, Bruder«, sagte er. »Sprich.«
    Etwas Seltsames geschah. Die Dunkelheit hatte den Sumpfmann vollends verschluckt, und Skar erkannte nur noch am Klang seiner Stimme, wo er stand. Aber selbst diese Stimme schien plötzlich nicht mehr die eines einzelnen Mannes zu sein; es war, als spräche der Wald selbst mit ihm, als forme das Wispern und Raunen der Blätter Worte und Gedanken, die von überallher gleichzeitig auf ihn eindrangen.
    »Gowenna hat mir erzählt, daß euer Volk klein ist«, begann er, »und daß —«
    »Gowenna weiß nicht alles, Skar«, unterbrach ihn El-tra sanft. Aber war es überhaupt noch El-tra, der da sprach? Oder hörte Skar die Stimme des Sumpfes?
    »Unser Volk ist klein, doch was zählt, sind nicht seine Männer, Skar. Auch die Satai sind nicht viele.«
    »Es ist nicht euer Krieg, den ihr führen wollt«, widersprach Skar. »Erinnerst du dich an das, was du selbst zu mir gesagt hast? Ihr könnt diesen Kampf für mich

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