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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vierzig der Sumpfleute zusammengekommen waren; mehr als er jemals auf einmal gesehen hatte.
    Die meisten von ihnen drängten sich eng um Gowenna, die noch immer auf dem Rücken ihres Pferdes saß und mit erhobener Stimme auf die Menge einredete. Skar verstand die Worte nicht, aber ihrer Gestik und der erregten, schnellen Art, in der sie sprach nach zu urteilen, schienen es keine guten Nachrichten zu sein, die sie brachte.
    Als sie Skar sah, sprang sie mit einer zornigen Bewegung aus dem Sattel, bahnte sich einen Weg durch die Sumpfleute und kam mit weit ausgreifenden, energischen Schritten auf ihn zu.
    »Du hast es also wirklich getan!« begann sie übergangslos.
    Skar blinzelte. »Was?« fragte er verwirrt. »Ich habe geschlafen, bis du angefangen hast, den halben Sumpf zusammenzuschreien und —«
    »Du weißt genau, was ich meine!« unterbrach ihn Gowenna.
    Ihre Stimme zitterte vor Erregung. Als sie näher kam, sah Skar, daß ihre Kleider in großen, dunklen Flecken an ihrem Körper klebten. Sie mußte wie von Furien gehetzt geritten sein. »Du hast ihn gehenlassen! Kor-tel hat es mir gesagt. Du hast Del fortgeschickt.«
    »Ich habe ihn nicht fortgeschickt«, sagte Skar ruhig. »Er ist gegangen.«
    »Hör auf!« schrie Gowenna. »Ich habe keine Lust mehr, mir deine Haarspaltereien anzuhören. Du hast ihn weggeschickt, und er ist jetzt wahrscheinlich schon auf halbem Wege zu dieser Hexe! Du verdammter Narr hattest nicht einmal genug Geduld, meine Rückkehr abzuwarten.«
    Skar trat mit einem raschen Schritt auf sie zu, packte ihr Handgelenk und drückte es so kräftig, daß sich ihr Gesicht vor Schmerz verzerrte. »Ich habe dir gesagt, du sollst nicht in diesem Ton mit mir reden«, zischte er. »Was zwischen Del und mir ist, geht dich nichts an. Du bist vielleicht meine Verbündete, aber nicht mein Vormund, Gowenna.«
    Aber diesmal prallte sein Zorn von ihr ab. Gowenna riß ihre Hand los, wich einen halben Schritt zurück und funkelte ihn wütend an. »Narr«, sagte sie leise. »Ich habe dich für klug gehalten, Skar, aber es scheint, daß ich mich getäuscht habe. Soll ich dir sagen, was dein Del getan hat? Dein Freund, der nur irregeleitet ist? Er hat seine Bewacher getötet, kaum daß er fünf Meilen vom Lager entfernt war. Er hat sie umgebracht, heimtückisch und brutal !«
    Ein Schlag vor die Stirn hätte Skar nicht härter treffen können. »Das... das ist nicht wahr«, stammelte er hilflos. »Du lügst!« Gowenna lachte abfällig. »Es ist wahr. Wir haben ihre Leichen gefunden. Wahrscheinlich ist er jetzt bereits bei Vela und erklärt ihr den Weg hierher in allen Einzelheiten.«
    »Aber das ist unmöglich!« keuchte Skar. Sein Schreck begann sich in Entsetzen zu verwandeln. Sein Herz pochte, jeder Schlag war ein dünner, blitzender Schmerz, der ihn zusammenzucken ließ.
    »Warum sollte es unmöglich sein?« fuhr Gowenna gnadenlos fort. »Nur weil sie Sumpfmänner waren und er nur ein gewöhnlicher Mensch? Du vergißt anscheinend, daß Del dein Schüler ist, dein bester Schüler, Skar. Einem Mann wie ihm dürfte es nicht schwerfallen, vier Ahnungslose zu ermorden. Selbst wenn sie Sumpfmänner sind.«
    »Das glaube ich einfach nicht«, sagte Skar hilflos. »Del ist kein Mörder.«
    »Du glaubst es nicht? Warum? Weil du dann zugeben müßtest, daß dich die Schuld am Tod der vier Sumpfbrüder trifft? Oder weil es dein Stolz nicht zuläßt, einzugestehen, daß du einen Fehler begangen hast?«
    »Aber Del —«
    »Der Del, den du kanntest, existiert nicht mehr, Skar«, unterbrach ihn Gowenna. »Er starb in Ikne, im ersten Augenblick, in dem er Vela gegenüberstand. Du hattest die Chance, ihn wieder zum Leben zu erwecken, aber du wolltest es ja nicht.« Sie schwieg einen Moment, erregt und schnell, beinahe hastig atmend. Sie war erschöpft gewesen, als sie vom Pferd stieg, und die kurze Rede hatte sie noch mehr Kraft gekostet. Skar sah, daß ihre Hände zitterten. »Du kannst ihn selbst fragen, Skar«, fuhr sie fort. »Er wird hierherkommen, schon bald. Vielleicht bist du bereit, mir zu glauben, wenn Vela mit ihren Kriegern und ihrem Drachen auf diese Lichtung gestürmt kommt. Sie sind auf dem Weg hierher.«
    »Sie —«
    »Das war der Grund für mein Fortgehen«, sagte Gowenna ein wenig ruhiger, aber noch immer erregt. »Ich wollte mich selbst davon überzeugen, was sie tat. Sie hat den Kristallwald umgangen und die Grenzen von Cosh überschritten. Sie, der Drachen und vierzig Krieger, die ihr geblieben sind.

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