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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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es eine Waffe.«
    »Eine Waffe, die Stein zu Glas zerschmilzt und ein ganzes Land verbrennt?« fragte Gowenna zweifelnd.
    »Was ist daran absurder als an der Vorstellung einer Stadt, die groß wie ein Land ist, absurder als an der Vorstellung einer Stadt, die brennt, ohne jemals zu verbrennen, oder eines Kristalls, der tötet, wenn man ihn berührt?« gab Skar zurück. »Diese Ruinen begleiten uns, seit wir die Berge verlassen haben, Gowenna. Diese Stadt muß mehr Einwohner gehabt haben als Besh-Ikne, Malab und Endor zusammengenommen.«
    »Das hat sie sicher«, nickte Gowenna. »Combat war nur ihr Zentrum, das Herz Tuans, das Stadt und Land in einem war. Eine Festung. Weißt du, daß Combat in der Sprache der Alten nichts anderes als
Kampf
bedeutet?«
    »Ich dachte, du weißt nichts über dieses Land«, erwiderte Skar überrascht.
    »Ich weiß auch nichts darüber«, antwortete Gowenna ruhig.
    »Eine Legende, mehr nicht. Das Praktische an Legenden ist, daß man sich immer die für wahr heraussuchen kann, die einem am dienlichsten erscheint.« Sie lachte, stockte für die Dauer eines Atemzugs und begann dann plötzlich und scheinbar ohne jeden Grund zuerst zu schluchzen, dann zu weinen. Ihre Schultern bebten.
    Skar lenkte sein Tier näher an das Gowennas heran, streckte die Hand aus und berührte sie flüchtig an der Schulter. Gowenna fuhr auf, schlug seinen Arm beiseite und wandte sich mit einem Ruck ab.
    »Laß mich, Satai!« stieß sie hervor. »Ich brauche dein Mitleid nicht! Deines am allerwenigsten!«
    Skar erstarrte. »Das glaube ich dir gerne, Gowenna«, sagte er gepreßt. »Du hast genug davon in dir. Wer so viel Selbstmitleid hat wie du, braucht das anderer nicht mehr. Er hat auch kein Anrecht mehr darauf.«
    Seine Worte trafen sie wie ein Schlag ins Gesicht. Sie fuhr herum, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, brachte aber nur ein schmerzhaftes Krächzen zustande. Ihr unverletzt gebliebenes Auge sprühte vor Zorn.
    »Satai!« zischte sie, und diesmal klang es, wie es gemeint war: als Beschimpfung. »Ihr versteht nichts.
Nichts.
Ihr wißt ein Schwert zu führen, aber was wißt Ihr von einem Menschen?« »Genug«, antwortete Skar so ruhig, wie er konnte. Die Kluft zwischen ihnen war wieder da, unüberbrückbar wie zuvor, und Skar begriff plötzlich, daß alles, was er bisher gefühlt — nicht einmal
wirklich
gefühlt, sondern nur zu fühlen geglaubt hatte — nur eine barmherzige Lüge gewesen war. Sie waren von einem Moment zum anderen von Feinden zu Verbündeten geworden, aber es war nur ein Burgfrieden, eine aus Not geschmiedete Gemeinschaft, und die alte Feindschaft war noch da und würde immer da sein, ganz egal, wie lange sie zusammen blieben. »Genug jedenfalls«, fuhr er fort, »um zu wissen, daß weder Selbstmitleid noch blinder Haß eine Lösung sind. Wenn du ein Ziel erreichen willst, dann nur durch Härte. Ich weiß, daß du stark wie ein Mann und stolz darauf bist, aber das ist es nicht, was ich meine.« Die Flamme brannte höher, griff gierig nach der Nahrung, die er ihr so lange vorenthalten hatte.
    Er hatte Gowenna vom ersten Tag an zur Zielscheibe des Hasses gemacht, der Vela gebührt hätte. Ohne daß er sagen konnte warum, hatte es ihm stets ein Gefühl der Befriedigung bereitet, sie zu quälen, zu schlagen, wenn schon nicht mit Fäusten, so mit Worten, und trotz allem, was geschehen war, bereitete es ihm noch immer dasselbe boshafte Vergnügen, zu sehen, wie sie unter seinen Worten zusammenzuckte, obwohl auch jetzt in seinem Inneren eine Stimme war, die ihn anschrie, aufzuhören, sie nicht weiter zu peinigen.
    »Du glaubst, Vela zu hassen«, fuhr er fort, »und nicht einmal das ist wahr. Der einzige Mensch auf der Welt, den du haßt, bist du selbst. Du haßt dich, weil du weißt, daß du nie wieder unter Menschen treten kannst, ohne daß man dir Blicke nachwirft und dir entweder Ekel oder Furcht entgegenbringen wird. Du haßt dich, weil du es nie wieder wagen wirst, in einen Spiegel zu schauen. Und du haßt dich, weil du versagt hast.«
    »Ich habe —«
    »Du
hast
versagt, Gowenna. Ich rede nicht von Combat. Du wußtest vorher, daß ich es sein würde, der den Stein holt. Ich rede davon, daß Vela dich betrogen hat. Dafür haßt du dich. Nicht sie. Was sie getan hat, ist ihre Sache, aber du wirst dir — dir selbst, Gowenna — niemals verzeihen,
daß
sie es tat.
Deshalb
habe ich dein Angebot abgelehnt, in deine Dienste zu treten. Du verachtest uns
Satai« —
er betonte das Wort

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