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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auf die gleiche Weise wie sie zuvor, aber er sah an der Reaktion auf ihrem Gesicht, daß sie den Unterschied genau spürte — »aber du hast immer noch nicht begriffen, was wir wirklich sind. Sowenig«, fügte er, leiser und nach einer genau bemessenen Pause hinzu, »wie du jemals begreifen wirst, was eine
Errish
ist. Es gehört mehr dazu, eine Ehrwürdige Frau zu werden, als Krankheiten zu heilen und ein wenig Hokuspokus aufführen zu können, so wie mehr dazu gehört, als ein Schwert zu führen, um ein Satai zu sein. Härte, Gowenna. Vela konnte dich schlagen, weil sie
hart
ist, und ich werde sie besiegen, weil ich ebenso hart bin. Nicht Härte anderen gegenüber, sondern dir selbst gegenüber. Erst, wenn du begriffen hast, daß dein eigenes Leben nichts, absolut nichts wert ist, erst dann kannst du wirklich stark werden.«
    »Und das bist du, ja?« fragte Gowenna spöttisch. Er hatte sie in die Enge getrieben, und sie flüchtete sich in Sarkasmus und Hohn. »Der große, tapfere Satai. Der Supermann. Warum hast du sie nicht getötet, Satai, wenn du so verdammt stark bist? Warum hast du sie nicht erschlagen? Du hast mehr Grund als ich, sie zu hassen, und einer dieser Gründe heißt Del. Sie hat dich dazu gebracht, einem Mann, den du als deinen Freund bezeichnest, in einem Kampf auf Leben und Tod gegenüberzutreten. Warum hast du sie nicht getötet, wenn dir dein eigenes Leben so wenig gilt?
Du kannst es nicht, Skar. Ein kleiner Liebeszauber, von dem du nichts gemerkt hast — ich hoffe, du verzeihst mir diesen kleinen Kunstgriff«,
versuchte sie Velas Worte nachzuäffen. »Aber sag mir, Satai, wie kann man einen Mann behexen, der keine Gefühle kennt?
    Man kann es — jedenfalls bei dir. Sie hat es bei eurem zweiten Treffen in Ikne getan, und du hast es nicht einmal gespürt. Ich hätte es auch tun können, Skar. Ich kann alles, was sie kann. Hätte ich gewollt, würdest du mich abgöttisch lieben und im Staub kriechen, wenn ich nur mit den Fingern schnippe. Aber ich wollte, daß du mir freiwillig hilfst. Ich wollte keine Marionette, sondern einen
Freund.«
    Plötzlich kam Skar ihre Unterhaltung absurd vor, absurd und lächerlich. Sie waren beide mehr tot als lebendig, Gowenna verbrannt vom Säureatem des Drachen, er noch immer verseucht von dem Gift, das in seinen Adern pulsierte, und sie hatten nichts Besseres zu tun, als sich zu streiten. Er lachte.
    Gowenna preßte die Lippen zusammen. »Verzeih mir, wenn ich etwas Dummes gesagt habe, Satai«, sagte sie. »Aber ich bin nur ein naives Mädchen, vergiß das nicht.«
    Skar schüttelte den Kopf. »Das war es nicht, Gowenna. Ich habe mich nur für einen Moment gefragt, warum wir nicht aus den Sätteln steigen und uns mit Sand bewerfen.«
    Gowenna starrte ihn verständnislos an, und sein Lächeln erlosch schlagartig. »Verzeih«, murmelte er. »Das war unfair.
    Ich ... ich wollte dir nicht weh tun.«
    »Doch, Skar, das wolltest du. Und du hast es erreicht. Du wolltest mich verletzen, so wie ich dich vom ersten Tage an verletzen wollte.«
    »Und jetzt?« fragte Skar. »Willst du es nicht mehr?«
    Gowenna schüttelte verwirrt den Kopf. »Ich .. . versuche es nicht mehr zu wollen«, sagte sie stockend. »So, wie —«
    »So, wie du versuchst, Vela zu hassen«, vollendete Skar den Satz. »Und du kannst beides nicht. Und das ist auch der Grund, aus dem du sie niemals besiegen wirst, Gowenna. Vielleicht wirst du deine Worte wahr machen und sie bis ans Ende der Welt jagen und töten. Aber
besiegen
wirst du sie nie.«
    Er sah an ihrem Blick, daß sie etwas darauf erwidern wollte, aber bevor sie Gelegenheit dazu bekam, zwang er sein Pferd herum und ritt schnell zu El-tra an die Spitze der Kolonne.

W ieder träumte er, aber diesmal konnte er sich hinterher an den Traum erinnern. Er lief über eine gewaltige schwarze Ebene, die mit Trümmern und formlosen, brennenden Dingen übersät war. Tuan und nicht Tuan, oder wenn doch, dann ein Tuan, das er niemals wirklich gesehen hatte, ein Totes Land, wie es vielleicht ausgesehen hatte, als es noch nicht tot oder gerade im Sterben begriffen war. Feuer fiel vom Himmel, und im ersten Moment glaubte er, wieder in Combat zu sein, aber alles um ihn herum war schwarz und geduckt, und der Boden zuckte und bebte unter seinen Füßen wie ein gewaltiges lebendes Wesen, das sich in Krampten wand. Vor ihm war etwas Schwarzes und Monströses, das sich seinen Blicken beständig entzog, aber trotzdem auch immer da war, egal, wohin er sah. Er
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