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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einziger, blitzartiger Reflex. Sein Schwert zuckte hoch, beschrieb einen rasenden Halbkreis und prallte mit vernichtender Wucht gegen El-tras Klinge. Der Schlag war so gewaltig, daß der Sumpfmann drei, vier Schritte weit zurücktaumelte und mit einem unterdrückten Schmerzenslaut seine Waffe fallen ließ.
    Skar blieb mitten in der Bewegung stehen, ließ das
Tschekal sinken
und starrte El-tra mit einer Mischung aus Verblüffung und Schrecken an. Der Sumpfmann hatte sich wieder gefangen und sein Schwert aufgehoben, schien aber nicht minder überrascht zu sein als Skar. Sein Schattengesicht kochte.
    »Ich ...«, murmelte Skar verwirrt, »Verzeih. Ich sah nur einen Schatten und —«
    Er brach ab, schob sein Schwert mit einer linkischen Bewegung in die Scheide zurück und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Er hätte sich selbst ohrfeigen können — ein Fehler wie dieser war ihm noch nie unterlaufen. Hätte hinter der Mauer statt des Sumpfmannes ein normaler Mensch gestanden, wäre er jetzt tot. Nicht einmal die Reaktionen eines Satai wären schnell genug gewesen, den blitzartigen Hieb aufzufangen oder ihm auszuweichen.
    »Es tut mir leid«, sagte er noch einmal.
    El-tra winkte ab. »Schon gut«, murmelte er. »Aber du solltest besser auf dich selbst achtgeben.«
    Skar nickte. Jeder andere hätte ihn jetzt mit Vorwürfen überhäuft, aber die ruhige, selbstverständliche Art, mit der der Sumpfmann den Zwischenfall abtat, traf ihn fast härter. Er war froh, als El-tra sich umwandte und ohne ein weiteres Wort zurück in die Richtung ging, aus der er gekommen war.
    Sie überquerten einen flachen Innenhof, gingen durch eine beinahe unbeschädigt gebliebene Galerie und betraten schließlich einen trapezförmigen, an einer Seite offenen Raum, der wohl einmal Teil eines weitaus größeren Gebäudes gewesen sein mochte, jetzt jedoch als einziges Zeugnis einstiger Größe übriggeblieben war. Auch hier hatte der Sturm weiße Dünen aus Pulverschnee abgeladen und die zerborstenen Mauern mit einem schimmernden Panzer überzogen, aber im Gegensatz zu dem Teil der Ruine, den Skar bisher zu Gesicht bekommen hatte, war die Schneedecke zertrampelt und mit dunklen Flecken von Unrat und Schmutz besudelt.
    In einem geschützten Winkel dicht neben dem Eingang lag ein Mann. Er war tot, das sah Skar sofort. Er lag auf dem Bauch, das Gesicht tief im weichen Schnee vergraben, die Hände blau und an den Fingerspitzen schwarz angelaufen, erfroren, zu Krallen verkrümmt, die sich tief in den Schnee gewühlt hatten, flache, blutige Krater hinterlassend. Seine Kleider waren schwarz, oder waren es einmal gewesen, bevor er sie in einem vielleicht Tage währenden Todeskampf mit Blut und seinem eigenen Schmutz besudelt hatte. Skar tauschte einen fragenden Blick mit El-tra, aber der Sumpfmann zuckte nur die Achseln. Er mußte den Toten gefunden und sofort weitergegangen sein, um Skar zu rufen.
    Skar kniete zögernd neben dem Leichnam nieder. Er mußte schon lange tot sein; Tage, wenn nicht Wochen, aber die eisige Luft und der Schnee hatten den Moment seines Todes festgehalten, und Skar glaubte in seinen gebrochenen, weit aufgerissenen Augen noch die Mischung aus Unglauben und Schrecken zu lesen, die ihn überkommen hatte, als er begriff, daß er starb. Er zögerte, beugte sich dann vor und drehte den Toten auf die Seite.
    Die steifen, gleichermaßen von Totenstarre wie von Kälte gelähmten Glieder ließen den Leichnam zu einer grauenhaften Skulptur werden, und Skar lockerte unwillkürlich seinen Griff, als hätte er Angst, die steifen Glieder könnten bei einer zu heftigen Berührung wie sprödes Glas brechen.
    El-tra kniete nieder und fuhr prüfend mit der Handfläche über den Brustpanzer des Toten; es knirschte; Metall auf Glas, nicht Fleisch auf Leder oder Eis.
    Es war das erste Mal, daß Skar Gelegenheit hatte, sich einen der Krieger wirklich in Ruhe anzusehen. Es war einer von Velas Reitern, darin bestand kein Zweifel — der gleiche hochgewachsene, kräftige Typ, den die Errish für ihre Privatarmee zu bevorzugen schien, der gleiche schwarze Panzer aus Leder und hineingearbeitetem Metall, die gleiche durchbrochene Gesichtsplatte, jetzt zur Seite gerutscht und von verkrustetem Eis und Blut zu einer bizarren Larve geworden, die ihren Träger noch im Tod zu verspotten schien. Trotzdem hatte Skar das Gefühl, zum ersten Mal bewußt einen der Krieger zu sehen; während des Kampfes hatte er keine Gelegenheit gehabt, sie genau zu

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