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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kann seit Tagen herrenlos hier herumirren.«
    El-tra schüttelte überzeugt den Kopf. »Er ist hier«, murmelte er. »Ich weiß es. Dort.« Er löste die Hand mit einer bedächtigen Bewegung vom Kopf des Tieres und deutete nach Süden, dorthin, woher die Spuren des Pferdes kamen, Spuren, die nur hier und da als einzelner Hufabdruck in einem Häufchen pulverisierten Glases oder als halbrunder Riß im porösen Grün des Grundes sichtbar waren und trotzdem in dieser Einöde auffielen, als wären sie mit Leuchtfarbe gemalt. Skar widersprach nicht — er hatte ihr gemeinsames Erlebnis vom vergangenen Abend nicht vergessen, und das Gefühl, beobachtet zu werden, war noch immer da.
    Er nickte, drängte sein Tier herum und zögerte noch einmal.
    »Was ist mit ihm?« fragte er mit einer Kopfbewegung auf das herrenlose Pferd.
    El-tra schwieg einen Moment und zog dann sein Schwert unter dem Mantel hervor. Skar wandte sich ab. Der Sumpfmann hatte natürlich recht — sie hatten weder die Zeit noch die nötigen Mittel, um sich um das Tier zu kümmern; wenn sie es versorgten, würden sie seine Qual nur verlängern. Trotzdem schien sich in ihm etwas zu verkrampfen, als er den schneidenden Laut und den dumpfen Aufprall des schweren Körpers hörte. Er liebte Tiere, Pferde vor allem. Er war zu oft in Situationen gewesen, in denen sein Überleben einzig und allein von der Schnelligkeit und Treue seines Pferdes abgehangen hatte. Dazu kam, daß er Pferde fast mehr achtete als die meisten Menschen, die er kannte. Ein Tier — und ganz besonders ein Pferd — war ehrlich. Er hatte noch nie ein Pferd kennengelernt, das ihn betrogen hätte.
    Sie galoppierten weiter, schneller als zuvor, obwohl es eigentlich keinen Grund zu solcher Eile gab. El-tra deutete auf eine Ansammlung flacher schwarzer Ruinen, ähnlich denen, in deren Schutz sie übernachtet hatten, und wich erneut in westlicher Richtung aus, um sie zu umgehen und sich ihnen von hinten zu nähern
    - ein im Grunde lächerliches Unterfangen, denn es gab auf der vollkommen flachen Ebene keinerlei Deckung. Aber Skar hätte auch dann nicht protestiert, wenn er noch die Energie dazu gehabt hätte.
    Er ritt langsamer und ließ sein Tier die letzten hundert Fuß im Schrittempo gehen. Sein Blick tastete aufmerksam über die geschwärzten, runden Buckel, die wie steinerner Ausschlag aus dem grünlichen Glas Tuans wuchsen. Der Schneesturm hatte kleine, weiße Dreiecke in Winkeln und unter Kanten zurückgelassen und die Spuren des Pferdes — wenn es jemals hier gewesen war — längst verweht. Er stieg aus dem Sattel, schlug seinen Mantel zurück und zog das
Tschekal
aus der Scheide. Vorsichtig, immer wieder nach rechts und links sehend, stieg er über die kaum wadenhohe erste Mauer und drang tiefer in das steinerne Labyrinth ein. Das Feuer schien hier nicht mehr mit der gleichen Urgewalt zugeschlagen zu haben wie weiter im Norden — da und dort waren ganze Wände stehengeblieben oder wenigstens nur geringfügig beschädigt worden, an anderen Stellen brachen die dunklen Linien der Grundmauern plötzlich ab und verschwanden in runden, schimmernden Teichen, in denen der Sand wie Wasser gekocht haben mußte, ehe er zu Glas erstarrte.
    Skar drang etwa zwanzig Schritte in das steinerne Labyrinth ein, ehe er stehenblieb und sich vorsichtig aufrichtete. Von El-tra war keine Spur mehr zu sehen; er mußte mittlerweile die Rückseite der Ruine erreicht haben und näherte sich nun von dort.
    Dann hörte er das Geräusch. Es wehte mit der Stimme des Windes zu ihm herüber, leise und kaum wahrnehmbar, aber Skars angespannten Sinne nahmen es trotzdem auf: ein leises Schaben, das Geräusch von Leder und Eisen, die über glasierten Stein schrammten, dazwischen etwas wie Schritte. Skar drehte sich einmal im Kreis. Die Ruine war leer bis auf den nie endenden Tanz von Licht und Staub, und von Zeit zu Zeit schien ein lautloses Grollen durch den Boden zu laufen. Skars Hand krampfte sich fester um das Schwert, während er sich einem der weniger zerstörten Teile des Gebäudes näherte. Er hörte das Geräusch nicht noch einmal, aber er wußte auch so, daß er sich diesmal nicht getäuscht hatte.
    Gebückt duckte er sich unter einem niedrigen, halb zerschmolzenen Torbogen hindurch. Ein Schatten lag auf dem glasierten Boden dahinter, der verzerrte, graue Schatten eines Menschen ...
    Seine eigenen Reaktionen spielten ihm einen Streich. Er dachte nicht mehr, sondern handelte, kaum mehr Mensch, sondern ein

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