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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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des Sturmes erhoben sich zwei mächtige gedrungene schwarze Schatten. Das Wetterleuchten der Blitze spiegelte sich auf glänzendem Horn und reißenden Stacheln, die sechsfingrigen Hände, vorhin noch zu Fäusten geballt, waren jetzt ausgestreckt und zu tödlichen Klauen verkrümmt.
    Die schwarzen Giganten waren zum Leben erwacht!
    Alles schien gleichzeitig zu geschehen — ein hoher, knisternder Laut, ein Geräusch, als zerbreche irgendwo eine gewaltige Eisscholle unter dem Griff einer Titanenhand, ließ das Heulen des Orkans für eine Sekunde verstummen. Skars Pferd bäumte sich auf, stieg, mitten im Galopp, auf die Hinterläufe und schleuderte ihn aus dem Sattel, gleichzeitig kreischten Gowennas und El-tras Tiere wie unter unerträglichem Schmerz, brachen nach rechts und links aus und warfen auch ihre Reiter ab. Die schwarzen Giganten kamen näher, mit einer Leichtfüßigkeit, die ihrem plumpen Äußeren Hohn sprach, drangen mit weit ausgebreiteten, tödlichen Krallenhänden auf Skar und die anderen ein, in ihrem Gefolge Sturm und Chaos bringend. Skar prallte schmerzhaft auf dem eisernen Boden auf, rollte sich instinktiv zu einem Ball zusammen und kam, den Schwung seines Sturzes ausnutzend, wieder auf die Füße. Vor seinen Augen wirbelten Schnee und Schwärze, durchzogen von blitzenden roten Fäden aus Schmerz; er ahnte den schwarzen Giganten mehr, als er ihn sah. Und in ihm erwachte etwas. Die Entwicklung war abgeschlossen. Die Puppe brach auf und gebar etwas Dunkles, Grauenhaftes.
    Er wich zurück, prallte gegen das brusthohe Geländer der Brücke und sah sich verzweifelt nach Gowenna und den anderen um. Einer der Sumpfmänner kam dicht neben ihm auf die Füße; nicht mehr länger Verion oder Bren, sondern wieder ein Mann aus Cosh mit flinken Bewegungen und einem Schattengesicht; Gowenna und der zweite Sumpfmann waren irgendwo im Sturm verschwunden. Skar konnte nur hoffen, daß sie den Sturz unverletzt überstanden hatten.
    »Skar! Vorsicht!«
    El-tras Schrei ließ ihn herumfahren. Etwas Schwarzes, Gigantisches wuchs vor ihm empor, griff mit schrecklichen Händen nach ihm und verfehlte ihn, als er sich blitzschnell zur Seite kippen ließ. El-tra stieß einen gellenden Kampfschrei aus, setzte über ihn hinweg und warf sich dem Panzerriesen entgegen. Sein Schwert blitzte auf, zerschnitt den wirbelnden Schnee und prallte mit ungeheurer Wucht gegen den Helm des Giganten.
    Skar wartete den Erfolg von El-tras Angriff nicht ab. Noch während er fiel, riß er sein Tschekal aus dem Gürtel, packte die Klinge mit beiden Händen und hieb nach den Füßen des Riesen. Es gab einen Laut, als hätte er gegen Stahl geschlagen. Das Tschekal sprang zurück, wurde ihm aus der Hand geprellt und verschwand klappernd in der Dunkelheit. Ein lähmender Schmerz schoß durch seine Hände. Er stemmte sich hoch, fiel mit einem Schmerzenslaut erneut auf die Knie und stürzte vollends, als seine Handgelenke unter dem Gewicht seines Körpers nachgaben. Einen Moment war er gelähmt vor Schmerzen und Überraschung, aber die Schwäche verging so schnell, wie sie gekommen war. Er sprang auf, brachte sich mit einem verzweifelten Satz vor den zuschnappenden Klauen des Riesen in Sicherheit und suchte nach seinem Schwert. Aber als ob sich nun auch noch die Elemente gegen sie verschworen hätten, brüllte der Sturm plötzlich mit doppelter Macht los, riß ihn erneut von den Beinen und trieb ihn von dem Panzerriesen, aber auch von der Stelle, an der seine Waffe liegen mußte, fort. Wieder stürzte er, und diesmal war der Aufprall so hart, daß er sekundenlang benommen liegenblieb. In seinem Inneren war ein Schrei, ein stummes, wortloses Lachen, die Stimme seines Dunklen Bruders, der endlich wieder aus seinem Schlaf erwacht war.
    Aber es war nur dieser Schrei, mehr nicht. Der Strom von Kraft, von Wildheit und Energie, auf den er jetzt zum ersten Mal, seit er Bekanntschaft mit der furchtbaren Macht, die in ihm schlummerte, gewartet hatte, blieb aus. Er spürte ihn, fühlte die Anwesenheit seines Dunklen Bruders wie einen lautlosen Zwilling, der in ihm, hinter und neben seinen Gedanken war, lauerte, aber es war keine Verbindung zwischen ihnen, sie schienen nichts als zwei verschiedene, grundverschiedene Wesen zu sein, die sich nur durch Zufall den gleichen Körper teilten. Er fühlte sich im Gegenteil mit einem Mal kraftlos — nein, nicht kraftlos — gebunden, als lägen plötzlich zentnerschwere unsichtbare Ketten auf seinen Gliedern. Das Monstrum

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