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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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in der sich ein Lager mit Lebensmitteln, Feuerholz und Wasser befand. Skar wurde von seinen sechs Wächtern sorgfältig abgeschirmt und bekam nicht einmal Gelegenheit, auch nur einen Blick mit Gowenna oder einem der Sumpfleute zu wechseln. Wasser und Schalen mit kaltem Fleisch wurden herumgereicht, aber Skar lehnte beides ab, obwohl ihn der Ritt erneut hatte hungrig werden lassen. Er hockte sich in eine Ecke, schloß die Augen und versuchte die Anwesenheit seiner Bewacher so gut es ging zu vergessen. Trotz allem forderten die zwei Tage und Nächte, die er jetzt fast pausenlos auf den Beinen war, nun ihren Preis — er schlief ein, schrak aber fast sofort wieder hoch, als das Geräusch von Schritten in seinen Schlummer drang. Im ersten Moment sah er nichts als graue Schemen. Er blinzelte, fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen und erkannte einen verschwommenen roten Fleck.
    »Ich höre, daß du nicht ißt und trinkst«, sagte Tantor.
    Skar fuhr sich noch einmal mit den Knöcheln über die Augen, gähnte ungeniert und setzte sich auf. Sein Gesicht befand sich jetzt mit dem des Zwerges auf gleicher Höhe.
    »Offenbar redest du auch nicht mehr«, fuhr Tantor fort, als Skar nach einer Weile noch nicht geantwortet hatte.
    Skar lächelte, setzte sich noch weiter auf und bettete den Kopf gegen den kühlen Stein. Die Soldaten hatten ein Feuer entzündet, aber seine Wärme reichte nicht, um das klamme Gefühl aus Skars Gliedern zu verjagen.
    Tantor maß ihn mit einen undefinierbaren Blick, wandte sich dann in einer abrupten Bewegung an die sitzenden Krieger und stieß einen scharfen Befehl aus. Die Männer erhoben sich stumm und gingen.
    Skar runzelte die Stirn. »Du schickst deine Wachhunde weg?« fragte er mit gespielter Überraschung. »Hast du keine Angst, daß ich endlich das tue, was ich in Ikne versäumt habe, und dir den Hals umdrehe?«
    Tantor grinste. »Es ist nicht notwendig, daß du den starken Mann spielst, Skar«, antwortete er. »Du bist es nicht. Außerdem sind wir allein, und du hast kein Publikum.«
    Skar starrte den Zwerg finster an. »Was willst du?« fragte er grob.
    »Mit dir reden, was sonst?« Tantor zuckte mit den Achseln, ließ sich dicht neben dem Feuer nieder und kreuzte die Beine. Sein Umhang klaffte ein wenig auseinander, und Skar sah, daß er trotz der Kälte darunter nur ein dünnes, ärmelloses Hemd trug.
    Er hatte nie zuvor bemerkt, wie dürr der Zwerg wirklich war. Tantor schien nicht mehr als ein mit Haut überzogenes Skelett zu sein; selbst sein Kopf, nur so groß wie der eines Kindes, wirkte auf diesem Körper wie der Schädel eines Riesen. Für einen Moment überkam Skar fast so etwas wie Mitleid. Jemand, den das Schicksal mit einem so mißgestalteten Körper geschlagen hatte, konnte vielleicht gar nicht anders sein, als böse und verschlagen.
    Tantor beugte sich ächzend zur Seite, nahm eine Bratenscheibe aus der Schale, die die Krieger stehengelassen hatten, und begann lustlos daran herümzüknabbern.
    »Willst du nicht doch?« fragte er mit einer einladenden Geste.
    »Es nutzt dir nicht viel, wenn du in einen Hungerstreik trittst, weißt du?«
    Skar schüttelte ärgerlich den Kopf. »Du wolltest mit mir reden«, sagte er grob. »Also rede, oder laß mich in Ruhe!«
    Tantor starrte ihn einen Herzschlag lang verblüfft an und begann plötzlich aus vollem Hals zu lachen. »Ich glaube, du änderst dich nie, Skar. Wüßte ich es nicht besser, dann kämen mir ernsthafte Zweifel, wer von uns beiden der Besiegte ist.«
    »Besiegt hast du mich nicht, Tantor«, sagte Skar mit Nachdruck.
    Tantor machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das spielt wohl im Moment keine Rolle«, sagte er. »Außerdem — du bist in meiner Gewalt, und das allein zählt.«
    »Wenn du gekommen bist, um mir nur das zu sagen, dann verschwendest du deine Zeit«, knurrte Skar. »Ich habe es bemerkt.« »Leider zu spät«, erwiderte Tantor gelassen. »Du hättest wirklich auf meinen Rat hören und nach Hause gehen sollen, Satai. Damals meinte ich es ehrlich.«
    »Und jetzt nicht mehr?«
    Tantor setzte sich auf, warf den Rest seines Fleisches ins Feuer und wischte sich die Hände an einem Zipfel seines Umhangs ab. »Meine Absichten spielen jetzt keine Rolle mehr«, sagte er ernsthaft. »Ich habe einmal gegen Velas Willen gehandelt, und du kannst gewiß sein, daß ich es kein zweites Mal mehr tun werde. Mach mich nicht für das verantwortlich, was jetzt geschehen ist. Ich bin nur Velas Arm, mehr nicht. Täte ich

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