Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
weiß — wenn ich mit dir zufrieden bin, dann gebe ich ihr vielleicht sogar eines Tages ihr hübsches Puppengesicht wieder.«
    Skars Hände zuckten. Hilf mir !dachte er. Gib mir Kraft, diese Bestie in Menschengestalt zu vernichten!
    Aber die Stimme seines Dunklen Bruder schwieg.

D ie nächsten zwei Tage verbrachte er in einem winzigen, fensterlosen Raum, in den ihn Del nach dem Gespräch mit Vela brachte. Jedenfalls glaubte er, daß es zwei Tage waren; er bekam viermal Essen und schlief, zuerst lange und tief, dann noch mehrmals, aber jeweils nur für kurze Zeit. Die Alpträume kamen nicht wieder, und der Heiltrank, den Tantor ihm am ersten Abend brachte, vertrieb auch das Fieber vollkommen. Weder Del noch Vela ließen sich während der Zeit seiner Gefangenschaft blicken, und die Männer, die ihm Essen und Trinken brachten, waren wie die Wächter, die sie hierhergeleitet hatten —respektvoll, freundlich, aber stumm; nicht mehr als Maschinen, die ihre Aufgaben erfüllten und kaum in der Lage waren, einen eigenen Gedanken zu denken. Der Anblick der stummen Krieger erfüllte ihn jedesmal aufs neue mit Unbehagen, schließlich mit Furcht. Er hatte Velas Worte nicht vergessen, und auch, wenn er sich im ersten Augenblick eingeredet hatte, daß ihre Drohungen ihn nicht schrecken konnten, so tat der Anblick der stummen Puppen-Menschen doch seine Wirkung. Er zweifelte keinen Moment daran, daß sie auch ihn in eine leere Hülle verwandeln würde, wenn er sie dazu zwang. Und er wußte auch, daß er sie nicht würde hintergehen können. Er hatte es versucht, Gowenna hatte es versucht, Tantor glaubte vielleicht jetzt noch, daß es ihm gelang ... Nein — wenn er sich ihr hingab, dann würde er es wirklich tun müssen. Vela gehörte zu jenen Menschen, die — ganz egal, was man tat — alles zu ihrem Vorteil ummünzen würden. Und sie wußte, daß er es wußte. Er würde ihr entweder freiwillig folgen, wie Del es tat, oder gar nicht. Die Alternative war ein Weiterleben als Zombie — oder der Tod.
    Aber vielleicht war nicht einmal das ein Ausweg. Tantor hatte gesagt, daß es nichts ändern würde, wenn er tot wäre, und je länger er in seiner Zelle saß und grübelte, desto mehr erschienen ihm die Worte des Zwerges wie eine düstere Prophezeiung. Er brauchte nicht einmal mehr einen Beweis dafür — Velas Verhalten, die trotz allem sorglose Art, in der er behandelt wurde, die Tatsache, daß sie ihm bewußt die Möglichkeit gelassen hatte, diesen letzten Ausweg zu wählen, zeigte es ihm deutlich genug. Er hatte Angst vor dem Sterben, so wie jeder andere Mensch auch, aber er war auch ein Mann, zu dessen Leben der Tod viel intensiver und direkter gehörte, als dies im allgemeinen der Fall war, und der es gewohnt war, den Tod — als letzte Konsequenz — einzuplanen und auch hinzunehmen. Nein — auch dieser Ausweg war ihm verwehrt.
    Skar schrak aus seinen Überlegungen hoch, als er das Geräusch des Riegels hörte. Ein schmaler, flackernder Lichtstreifen fiel in seine Zelle, dann trat Del gebückt, eine brennende Fackel in der Rechten, durch den niedrigen Eingang. Er blieb stehen, sah sich demonstrativ in dem winzigen, kaum fünf mal fünf Schritte messenden Gelaß um und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Tür hinter seinem Rücken. »Komm mit.«
    Skar stemmte sich langsam hoch. Seine Glieder waren steif vom langen reglosen Sitzen, und die Stunden der Ruhe schienen ihn eher geschwächt als gestärkt zu haben.
    »Ist das nicht seltsam?« sagte er. »In einem Verließ wie diesem haben wir uns kennengelernt — erinnerst du dich? Und auch damals warst du es, der mich herausgeholt hat.«
    Dels Lippen zuckten. Er versuchte vergeblich, Skars Blick standzuhalten, trat schließlich mit einer übertrieben hastigen Bewegung zur Seite und deutete erneut auf die Tür. Draußen war das Geräusch anderer Krieger zu hören. Del war nicht allein gekommen.
    »Damals war es anders«, murmelte er. »Damals war ich dir etwas schuldig.«
    »Und heute nicht?«
    »Niemand hat dich gebeten, hierherzukommen«, gab Del heftig zurück. Skar hatte lange überlegt, was er zu ihm sagen sollte, und es schien, als hätte er die richtigen Worte gewählt. »Du bist gewarnt worden. Mehr als nur einmal.«
    »Ich habe es nicht gewußt«, sagte Skar. »Und ich hätte es nicht geglaubt, wenn ich es gewußt hätte. Ich hätte nicht geglaubt, daß ein Mann von einem Augenblick zum anderen zehn Jahre seines Lebens so einfach streichen kann.«
    Del fuhr

Weitere Kostenlose Bücher