Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
dachte.
    »Del hat mir alles erzählt«, sagte Vela nach einer Weile.
    Skar sah Del an, lächelte und starrte weiter wortlos in die Tiefe.
    Er spürte den unsichtbaren Hauch, der ihn — nein, eigentlich nicht ihn, sondern vielmehr seine Seele, oder etwas in seiner Seele —
    streifte, und er wußte plötzlich, daß die anderen es nicht spürten.
    Daß es trotz allem noch ein Geheimnis gab, das er nicht mit ihnen teilte.
    »Hätte ich es vorher gewußt —«
    »Dann hättest du nicht Befehl gegeben, mich zu töten?« unterbrach Skar sie kalt.
    Vela schwieg einen Moment. Irgend etwas ging in ihrem Gesicht vor, aber Skar konnte nicht erkennen, was. »Wie du willst«, sagte sie plötzlich verändert, kalt und so hart wie das Glas, über das sie geritten waren. »Ich wollte fair zu dir sein, dir eine Chance geben —«
    »Danke«, unterbrach Skar sie erneut. »Ich habe genügend Kostproben deiner Fairness bekommen. Ich brauche keine weiteren.« Er dachte an das, was ihm Tantor gesagt hatte, und jetzt wußte er, daß der Zwerg die Wahrheit gesprochen hatte. Sie war kein Mensch mehr, nicht mehr wirklich. Er hatte den Atem des Bösen gespürt, als er zum ersten Mal in eine Höhle wie diese gekommen war, jenseits der Grenzen Tuans, tief unter den Sandmeeren der Nonokesh, und er spürte ihn jetzt wieder. Vielleicht war es nicht einmal böse, sondern nur fremd. Doch wenn, dann war es so fremd, war diese Form von Leben so anders, daß sich das Ergebnis gleichblieb.
    »Was du hier siehst«, sagte Vela, wieder in anderem Tonfall, dozierend, ruhig, als erkläre sie einem Kind das kleine Einmaleins, während sie an den Abgrund trat und mir einer weit ausholenden Geste in die Tiefe deutete, »ist nur ein kleiner Teil eines gewaltigen Systems von Höhlen und Katakomben, die sich unter den Ebenen von Tuan erstrecken. Del erzählte mir, ihr wäret auf eine ähnliche Höhle gestoßen, tief im Herzen der Nonakesh.«
    Skar nickte.
    »Vielleicht ist es die gleiche«, sagte Vela versonnen. »Die Grenzen Tuans stoßen an die der großen Wüste — es wäre möglich.« »Und wenn?« fragte Skar achselzuckend. »Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst, Vela — aber ich werde dir nie dienen.«
    »Wie kommst du darauf, daß ich das im Sinn habe?« fragte Vela lauernd.
    Skar deutete auf das Geflecht aus schwarzen Strängen. In einer der mächtigen Verdickungen, nicht weit vom Rand des Simses entfernt, pulsierte etwas. »Es ist wohl kein Zufall, oder? Und es ist kein Zufall, daß die Festung am Rand der Nonakesh von den gleichen Wesen errichtet wurde, die Tuan erbauten. Nur die Rolle, die ich darin spiele, ist mir noch nicht ganz klar.«
    Vela schürzte abfällig die Lippen. »Du solltest deine Wichtigkeit nicht überschätzen, Satai«, sagte sie, so betont gleichmütig, daß dadurch schon fast wieder das Gegenteil zum Ausdruck kam. »Del erzählte mir von Urcoun und diesen närrischen Wilden, die eine verrottete Ruine als Sitz der Götter anbeten. Setz mich nicht mit dieser Närrin Coar gleich, Skar. Die Herren Urcouns waren auch die Erbauer Tuans, das stimmt, aber sie waren keine Götter. Sie waren Wesen wie wir.«
    »Wesen wie wir?« Skar dachte an die Hoger und ihre tödliche Brut, an den eisigen Hauch, der wie ein giftiger Nebel über den Ruinen Urcouns gelegen hatte, und an seinen Dunklen Bruder, dieses Etwas, das er aus der Höhle unter der Tuan mitgebracht hatte.
    »Wesen wie wir«, bestätigte Vela, »doch auf einer ungleich höheren Stufe der Entwicklung.«
    »Ja«, nickte Skar mit einem bitteren, humorlosen Lachen, »das habe ich gesehen. In Combat und auf dem Weg hierher.«
    Vela machte eine ärgerliche Geste. »Urteile nicht vorschnell, Skar. Was du gesehen hast, ist nichts als ein kümmerlicher Rest ihrer einstigen Größe. Doch selbst dieses wenige, das übriggeblieben ist, würde ausreichen, diese Welt zu retten.«
    Skar seufzte. »Schon wieder die alte Leier, Vela?« fragte er.
    »Ich bin in deiner Hand. Du hast den Stein, du hast Del und mich und Gowenna, und du hast die Macht, dir alles zu nehmen, was du willst. Es ist nicht mehr notwendig, die Heilige zu spielen.«
    Vela schwieg einen Moment. »Ich mache dir nichts vor, Skar«, sagte sie dann. »Was ich dir damals, in Ikne, gesagt habe, war die Wahrheit. Ich habe all dies getan, um diese Welt zu retten. Mit der Macht der Alten kann Enwor wieder werden, was es war — eine blühende Welt.«
    »Unter deiner Herrschaft?«:
    »Und wenn? Was ist dir lieber — ein Enwor,

Weitere Kostenlose Bücher