Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Ich —«
    Skar schüttelte sie so heftig, daß sie mit einem schmerzhaften Keuchen verstummte. »Du weißt es ganz genau«, sagte er wütend. »Und ich will endlich wissen, was hier los ist! Verdammt, Gowenna, ich habe dir gesagt, daß du mich nicht länger belügen sollst!«
    El-tras Erscheinen bewahrte Gowenna für den Moment davor, antworten zu müssen. Der Sumpfmann stürzte heran, eilte ohne ein erklärendes Wort oder Geste an Skar vorüber und bückte sich nach Del. Skar wollte ihm helfen, aber El-tra winkte hastig ab und warf sich Del wie ein Spielzeug über die Schulter. »Geh voraus!« sagte er befehlend. »Dort entlang!«
    Skar stürmte wortlos in die Richtung, in die der Sumpfmann gedeutet hatte. Er begriff schon nach wenigen Augenblicken, warum El-tra diesmal darauf bestanden hatte, daß er vorausging. Der Wald wurde wieder dichter, so daß Skar sich schon nach kurzer Zeit gezwungen sah, sein Schwert zu ziehen und eine Gasse durch das glitzernde Unterholz zu hacken. Der Kristall zersplitterte schon bei der geringsten Berührung, aber die Schläge kosteten trotzdem Kraft, und sie kamen nicht halb so rasch voran, wie Skar sich gewünscht hätte. Zudem verursachten sie einen höllischen Lärm. Das Klirren, mit dem die Kristallgewächse zerbarsten, mußte meilenweit zu hören sein.
    Skar wußte hinterher nicht, wie weit sie gelaufen waren — zwei, drei, vielleicht fünf Meilen, vielleicht aber auch nicht einmal eine. Irgendwann konnte er einfach nicht mehr. Er blieb stehen, taumelte gegen einen Baum und ließ kraftlos die Arme sinken. Sein Schwert schien plötzlich Zentner zu wiegen. Sein Herz schlug so hart, daß er jeden einzelnen Schlag mit fast schmerzhafter Intensität spürte, und in seiner Kehle stieg schon wieder Übelkeit empor. Das Klirren und Tönen in seinen Ohren blieb. Er atmete zehn, fünfzehnmal hintereinander tief durch, schloß die Augen und versuchte, das Schwindelgefühl zu vertreiben, das sich hinter seiner Stirn breitmachte. Jemand berührte ihn an der Schulter und schüttelte ihn; die Bewegung ließ Wellen von Übelkeit in ihm aufsteigen, und als er die Augen öffnete, sah er im ersten Moment nichts als wogende Schatten.
    »Wir müssen weiter, Skar!« Er erkannte El-tra nur an seiner Stimme, und sein Nicken war keine Zustimmung, sondern nur noch ein Reflex; der Instinkt zu überleben, der ihm so lange eingehämmert worden war, bis er selbst dann noch funktionierte, wenn sein Wille längst aufgegeben hatte. Er stieß sich von dem Baumstamm ab, wankte und wäre gestürzt, wenn El-tra ihn nicht aufgefangen hätte. Das Klingen in seinen Ohren wurde stärker.
    Irgend etwas bewegte sich vor ihm.
    Unendlich müde schob er die Waffe in den Gürtel zurück, griff blindlings nach Gowennas hilfreich ausgestreckter Hand und taumelte, halb auf sie gestützt, halb mit der anderen Hand Halt an Bäumen und gläsernem Buschwerk suchend, weiter.
    »Es ist nicht mehr weit. Halte durch.« Diesmal durchbrachen El-tras Worte den Mantel aus Erschöpfung, der sich um sein Bewußtsein gelegt hatte.
    »Cosh?«
    Der Sumpfmann nickte. »Zwei, vielleicht drei Meilen. Wir haben Glück.«
    Skar hatte plötzlich das Bedürfnis zu lachen — zwei Meilen oder die andere Seite des Schattengebirges, das blieb sich gleich. Er würde keine zwei Schritte mehr gehen können. Nicht jetzt; vielleicht überhaupt nicht mehr. Er wankte, ließ Gowennas Hand los und fiel schwer auf die Knie. Zum ersten Mal, seit er Ikne verlassen hatte, dachte er ernsthaft daran, aufzugeben.
    Gowenna versuchte ihn auf die Füße zu zerren, aber er war zu schwer. »Bitte, Skar«, sagte sie verzweifelt. »Reiß dich zusammen! El-tra kann dich nicht auch noch tragen!«
    Skar stützte sich schwer mit den Handknöcheln auf dem eisenharten Boden ab, hob den Blick und sah Gowenna an. Der Boden vibrierte noch immer, und die Bewegung pflanzte sich durch seine Hände und die bis zur Grenze des Erträglichen gespannten Arm-und Schultermuskeln fort und erfüllte ihn mit einem nicht einmal unangenehmen Kribbeln.
    »Geht allein weiter«, murmelte er. »Bringt... Del in Sicherheit.
    Ihr könnt mich später holen.«
    »Es wird kein Später für dich geben, du verdammter Idiot!« schrie Gowenna. »Das hier ist kein Spiel, begreifst du das nicht? Wir sind in Gefahr!«
    »Ach«, machte Skar. »Seit wann?«
    Gowennas Gesicht verdüsterte sich. Sie schwieg einen Moment, fuhr dann mit einer blitzartigen Bewegung herum und krallte die Linke in Dels Haar. In ihrer

Weitere Kostenlose Bücher