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Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Titel: Enwor 4 - Der steinerne Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gemeinsam gegen die
Errish
zu ziehen?« Er gab sich Mühe, möglichst spöttisch zu sprechen, aber seine Erschöpfung ließ seine Stimme zittern und verdarb ihm den Effekt.
    »Warum nicht?« fragte Skar ruhig. »Auch der Löwe und die Antilope fliehen gemeinsam vor dem Feuer. Warum sollten nicht Quorrl und Menschen gemeinsam gegen eine Gefahr stehen, die sie beide bedroht?«
    »Weil es idiotisch ist«, stieß Herger hervor. »Weil es eine idiotische und kindische Vorstellung ist, Quorrl und Menschen Schulter an Schulter kämpfen zu sehen — noch dazu gegen eine Gefahr, von der sie keine Ahnung haben. Das ist romantisches Wunschdenken, das nicht zu dir paßt.«
    Skar nickte. »Sowenig wie die Vorstellung eines kleinen Hehlers und Schmugglers, der plötzlich seine Existenz und sein Leben aufs Spiel setzt, um mir zu helfen«, sagte er ruhig.
    Herger schnaubte. »Ich habe meine Gründe, dir zu folgen. Aber ich glaube kaum, daß du sie verstehen würdest.«
    Skar senkte den Blick und starrte nachdenklich in die Flammen.
    Er hatte Herger nichts von den beiden toten Hornkriegern erzählt, aber er glaubte auch nicht, daß das etwas geändert hätte. Nicht wirklich. Vielleicht hätte der Schrecken ein wenig tiefer gesessen, vielleicht hätte es ein paar Stunden oder auch Tage länger gedauert — aber Hergers Reaktion wäre so oder so gekommen. »Was willst du eigentlich?« fragte er in einer Mischung aus Zorn und Resignation. »Es steht dir frei zu gehen, jetzt, morgen ... wann immer du willst.«
    »Gehen!« wiederholte Herger abfällig. »Wohin denn? Zurück nach Anchor, wo die Thbarg bereits auf mich warten? Oder in irgendeine andere Stadt? Ich gehöre zu dir, Skar, ob du willst oder nicht. Auf meinen Kopf ist der gleiche Preis ausgesetzt wie auf deinen.«
    »Es war deine Entscheidung, mir zu helfen«, gab Skar ungerührt zurück. Er war beinahe froh, daß Herger ihm — wenn auch indirekt — Vorwürfe machte. »Du hättest mich an Tantor ausliefern und ruhig deiner Wege gehen können.«
    Herger atmete hörbar ein. »Es scheint dir Spaß zu machen, mich bewußt falsch zu verstehen«, sagte er. »Ich bereue nicht, mit dir gekommen zu sein. Ich gebe zu, daß ich dir kein Wort geglaubt hätte, wenn ich nicht den Zwerg und dieses schwarze Ungeheuer mit eigenen Augen gesehen hätte. Aber ich bin hier, und ich glaube dir, und ich werde dir helfen — wenn du dir helfen läßt. Alles, was ich will, ist, daß wir diese Bestie hier zurücklassen und so schnell wie möglich verschwinden. Dieses Land ist verflucht.«:
    Skar sah auf. Herger sprach mit einem Mal vollkommen ernst, und der Ausdruck in seinen Augen unterstrich seine Worte noch. Furcht. Was Skar sah, war Furcht, eine Angst, die weit über die Angst vor dem Quorrl oder vor Velas Soldaten hinausging.
    »Was soll das heißen — verflucht?«
    Herger druckste herum. »Verflucht eben«, murmelte er. »Ich weiß nicht viel darüber — niemand weiß das. Aber es heißt, daß hier seltsame Dinge geschehen. Nichts lebt hier, und viele, die hierherkamen, sind nicht mehr zurückgekommen.«
    »Unsinn«, sagte Skar. Aber es war nur eine instinktive Reaktion auf Hergers Worte, nicht seine Überzeugung. Er hatte nie an Flüche oder die Macht von Verwünschungen geglaubt, aber er hatte gelernt, auf die Warnung zu hören, die sich hinter den meisten Legenden verbarg. Auch wenn es manchmal nur die Warnung vor dem Unbekannten war.
    »Es ist wahr«, fuhr Herger fort. »Ich ... habe nichts davon gesagt, weil du mir nicht geglaubt hättest. Du hättest gedacht, ich wollte dich nur davon abhalten, nach Norden zu reiten. Aber es ist wahr. Vielleicht ist es nur dummes Geschwätz, wie du es nennen würdest —«
    »Das ist es ganz und gar nicht«, sagte eine Stimme irgendwo hinter Skar.
    Skar sprang so schnell auf die Füße, daß er — vom Schwung seiner eigenen Bewegung mitgerissen — nach vorn taumelte und um ein Haar das Gleichgewicht verloren hätte. Herger stieß einen überraschten Laut aus, fuhr herum und trat instinktiv ins Feuer, um die Flammen zu löschen. Brennendes Holz und Funken stoben in einer lautlosen Explosion auf, und für zwei, drei Sekunden wurde es eher heller als dunkler.
    Skar fing sich im letzten Moment, federte herum, um aus dem Licht zu kommen, und riß sein Schwert aus der Scheide.
    Aus der Dunkelheit jenseits des Lagers erklang ein leises, amüsiertes Lachen. »Eine eindrucksvolle Vorstellung, Satai. Aber unnötig. Wenn wir euch hätten töten wollen,

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