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Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Titel: Enwor 4 - Der steinerne Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Leben erwachter Berg über ihr aufragte und Skar und Herger aus ausdruckslosen Augen anstarrte.
    »Die Theorie, die du vorhin entwickelt hast«, fuhr Legis, an Herger gewandt, fort, »ist nicht uninteressant — von deinem Standpunkt aus. Aber ein wenig kurzsichtig — ich hätte dir mehr Intelligenz zugetraut. Auch ich wurde nicht mit dem Schwert in der Hand geboren, aber ich ergreife es, wenn es notwendig ist.« Herger erbleichte noch mehr. Vergeblich versuchte er, dem Blick der dunklen Augen Legis' standzuhalten. »Ich ... verstehe nicht...«, murmelte er.
    Legis verzog abfällig die Lippen. »Du verstehst sehr gut«, sagte sie. »Und spiele bitte nicht den Narren — dazu bist du nämlich nicht klug genug. Und du beleidigst mich, wenn du glaubst, ich würde darauf hereinfallen.«
    »Wie lange hast du uns schon belauscht?« fragte Skar.
    »Lange genug«, antwortete Legis knapp.
    »Du scheinst jedes Wort gehört zu haben«, murmelte Skar. »Mein Kompliment — es geschieht nicht of, daß sich jemand so lange in meiner Nähe aufhält, ohne daß ich es merke.«
    Legis lächelte flüchtig. »Aus dem Munde eines Satai stellen diese Worte wohl ein besonders großes Lob dar, wie?« sagte sie. »Wir mußten lernen, mit den Schatten zu gehen und so leise wie der Wind zu sein, wenn wir überleben wollen. Und um deine Frage zu beantworten — wir waren schon hier, als ihr gekommen seid.« Sie schwieg einen Moment, um sich über Skars offenkundige Verblüffung zu amüsieren. »Dein Freund wäre um ein Haar über mich gestolpert, als er wutentbrannt in die Nacht hinausgestürmt ist. Wir beobachten euch schon seit Tagesanbruch. Ihr wart nicht sehr vorsichtig für Männer, die auf der Flucht sind.« »Ihr?« fragte Skar. »Wer ist das — ihr? Du lebst doch nicht allein mit diesen Quorrl hier draußen.«
    Legis hob ungeduldig die Hand. »Deine Fragen werden beantwortet werden, ebenso wie die Frage, was mit euch geschehen wird. Aber nicht von mir und nicht hier und jetzt. Ihr werdet uns begleiten.«
    »Wohin?«
    »Zu unserem Lager. Es ist nicht weit von hier. Und nun kommt
    - wir haben schon zuviel Zeit verloren.« Ohne auf eine Antwort zu warten, wandte sie sich um und sagte ein paar Worte in der Sprache der Quorrl. Ihr Begleiter unterstrich den Befehl mit einer raschen Geste. Skar beobachtete die Art, in der er sich bewegte, genau. Alles an dem Quorrl schien Kraft zu sein; er kam Skar wie ein Krafpaket auf zwei Beinen vor, das beim geringsten Anstoß explodieren konnte.
    Skar bückte sich, hob seine Decke auf und rollte sie zusammen, aber Legis rief ihn mit einem knappen Befehl zurück, als er zu seinem Pferd gehen wollte.
    »Die Tiere bleiben hier«, sagte sie. »Nehmt ihnen das Zaumzeug ab und laßt sie laufen. Sie werden ihren Weg finden. Um den Krieger kümmern wir uns.«
    Skar runzelte verwirrt die Stirn. »Aber —«
    »Ihr werdet gehorchen«, unterbrach ihn Legis, plötzlich scharf und mit erhobener Stimme. Der riesige Quorrl hinter ihr drehte sich herum und sah Skar unbewegt an. Fünf, zehn, fünfzehn endlose Sekunden lang bohrte sich sein Blick in den Skars. Auf seinen Zügen zeigte sich nicht die geringste Regung, aber gerade das war es, was Skar erschreckte. Der Quorrl hatte es nicht nötig zu drohen — er war eine Drohung, allein durch seine gewaltige Erscheinung. Skar atmete innerlich auf, als sich der Quorrl — nach einer Ewigkeit, wie es ihm vorkam — umwandte und zu seinen Kameraden hinüberging. Skar wußte, daß er das stumme Duell nicht mehr länger durchgehalten hätte. Hätte der Quorrl nur noch wenige Atemzüge ausgeharrt, hätte Skar den Blick vor ihm senken müssen; zum ersten Mal in seinem Leben.
    Verwirrt — ein Gefühl irgendwo zwischen Irritation und mit Unglauben gemischter Furcht — trat er einen Schritt zurück und sah sich beinahe hilfesuchend um. Herger schien von dem wortlosen Kampf zwischen Skar und dem Quorrl nicht einmal etwas gemerkt zu haben, aber Legis war das stumme Duell keineswegs entgangen.
    »Mork, der Kommandant unserer Quorrl-Truppen«, sagte sie. »Ich glaube, ich brauche ihn dir nicht mehr vorzustellen.«
    Skar schüttelte wortlos den Kopf. Er hatte den Namen des Quorrl nicht gewußt, wohl aber bemerkt, daß er der Anführer der Geschuppten war. Ein Mann wie er war einfach zum Führer geboren. Niemand würde es wagen, ihn anzuzweifeln — nicht wegen seiner körperlichen Stärke; das war bei Quorrl nichts Außergewöhnliches — es gab allein unter dem halben

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