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Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Titel: Enwor 4 - Der steinerne Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Dutzend, das Legis begleitete, zwei, die ebenso groß und vielleicht noch breitschultriger waren als er —, sondern einfach deshalb, weil dieses Wesen Willenskraft und Macht ausstrahlte wie kaum jemand, dem Skar zuvor begegnet war.
    Mühsam wandte Skar den Blick von der Stelle, wo Mork verschwunden war. »Ein ... erstaunlicher Mann«, sagte er. Seine Stimme verriet mehr von seiner Erregung, als er wollte.
    Legis nickte. »Ein gefährlicher Mann«, fügte sie hinzu. »Er ist stark und wild, wie man sich einen Quorrl vorstellt, aber auch intelligent. Du solltest ihn nicht unterschätzen.« Sie befestigte den Schleier wieder vor dem Gesicht und nahm mit einer raschen Bewegung das Diadem vom Kopf. Ihre Gestalt schien wieder mit dem Grau der Nacht zu verschmelzen.
    »Und wer bist du?« fragte Skar.
    »Eine
Errish«,
antwortete Legis. »Der Krieger hat die Wahrheit gesagt — aber nun komm. Du wirst alles erfahren, wenn wir im Lager sind. Und wir müssen es vor Sonnenaufgang erreichen.« Diesmal folgte ihr Skar widerspruchslos. Einer der Krieger blieb zurück und trat sorgsam das Feuer aus; zwei andere ergriffen die Trage mit ihrem bewußtlosen Kameraden und trugen sie zwischen sich, als wäre sie gewichtslos.
    Herger drängte sich eng an Skar. Er schwieg, aber sein Blick irrte unstet zwischen den vor ihnen gehenden Quorrl und der blauverhüllten Gestalt der
Errish
hin und her. Seine Rechte war noch immer um den Schwertgriff gekrampft, jetzt aber nur noch deshalb, um ihr Zittern zu verbergen.
    Sie gingen etwa hundert Schritte in östlicher Richtung und blieben auf ein Zeichen von Legis stehen. Die
Errish
und Mork verschwanden hinter einem mächtigen, halbrunden Felsbuckel, den Skar erst wahrnahm, als sein Schatten die beiden Gestalten verschluckte. Sie blieben eine Zeitlang dort.
    Skar wartete. Er glaubte ein schwaches Geräusch zu hören — ein Schleifen von Leder und Metall über Stein —, dann trug der Wind einen scharfen, fremdartigen Geruch heran.
    Hinter dem Felsen wuchs ein bizarrer Schatten auf. Im ersten Augenblick glaubte Skar, einen Riesen vor sich zu haben — einen gewaltigen, zweieinhalb Meter hohen Giganten in einem ledernen Mantel. Dann trat eine zweite gleiche Gestalt ins schwache Sternenlicht heraus, und Skar erkannte, was sie vor sich hatten.
»Daktylen!«
keuchte er ungläubig.
    Herger fuhr zusammen und wich einen halben Schritt zurück, gab aber keinen Laut von sich. Skar starrte weiter auf die gewaltigen Flugechsen. Er hatte von diesen Tieren gehört und sie sogar einmal — wenn auch nur von weitem — selbst gesehen, aber es war das erste Mal, daß er den geflügelten Bestien so nahe gegenüberstand. Sie waren weit über zweieinhalb Meter groß, titanische, häßliche Reptilienvögel mit Fledermausflügeln und Hammerköpfen, die ihn und Herger aus winzigen roten Augen musterten. Im ersten Moment erinnerten sie ihn an die gewaltigen Hoger, auf die Del und er in der Nonakesh-Wüste gestoßen waren, aber als sie näher kamen, erkannte er Unterschiede. Sie waren knochiger, und ihr Echsen-Erbe trat deutlicher zutage. Ihr Körper war schlank und bewegte sich auf zwei muskulösen Beinen; sie waren eher zum Laufen als zum wirklichen Fliegen geeignet.
    Auf ihren Rücken waren Sättel, und als eines der Tiere in einer spielerischen Bewegung die Flügel entfaltete und damit schlug, berichtigte Skar seine Meinung. Die gewaltigen ledrigen Schwingen teilten die Luft mit ungeheurer Macht; der Luftzug ließ Skar taumeln.
    »Ich hoffe, ihr seid beide schwindelfrei«, sagte Legis spöttisch. Skar registrierte erst jetzt, daß der Quorrl und sie wieder hinter dem Felsen hervorgetreten waren. Sowohl sie als er führte jeder eine der gewaltigen Flugechsen am Zügel.
    »Ihr wollt...«
    »Fliegen«, bestätigte Legis ungerührt. »Es sind sechzig Meilen bis zu unserem Lager. Dachtet ihr, wir laufen bis dorthin?«
    Skar schluckte schwer. Die Sättel waren Beweis genug gewesen, aber er hatte sich an die Hoffnung geklammert, daß die
Errish
und ihre Begleiter die Daktylen als Reittiere benutzten; so, wie die Ehrwürdigen Frauen auf ihren Drachen ritten. Aber sie würden fliegen. Er hatte davon gehört, daß einige besonders wilde Quorrl-Stämme aus dem Norden Daktylen als Flugtiere benutzten, aber er hatte es nicht geglaubt. Er hatte es nicht glauben wollen.
    »Du wirst mit mir fliegen«, bestimmte Legis. »Dein Freund ist leichter — er kann mit einem der Krieger reiten. Und nun kommt.« Skar bewegte sich

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