Enwor 5 - Das schwarze Schiff
sein Schwert entfiel ihm und er begann sich zu winden, aber Helth vollzog jede seiner Bewegungen mit unglaublicher Schnelligkeit nach und verdrehte seinen Arm weiter. Der Schmerz wurde unerträglich. Eine Winzigkeit mehr, und sein Ellbogengelenk würde zerbrechen wie eine Nußschale.
Dann verschwand der Druck von seinem Arm. Skar brach mit einem krächzenden Laut vollends zusammen, wälzte sich auf den Rük-ken und versuchte, die blutigen Schleier vor seinen Augen wegzublinzeln. Helth war zurückgetaumelt. Eine frische blutende Schnittwunde zog sich quer über seine Stirn, blendete das rechte Auge und verlief weiter über seine Wange bis zum Hals hinunter, aber der Mann, der den Hieb geführt hatte, lag reglos zu seinen Füßen. Sein Schwert war zerbrochen. Das Eis unter seinem Kopf rötete sich. Ein zweiter Freisegler drang — wie Skar mit Schild und Schwert bewaffnet — auf den Veden ein, hackte nach seinem Kopf und duckte sich blitzschnell hinter seinen Schild, als Helth sich wegduckte und gleichzeitig zurückschlug. Sein Hieb ließ den Schild erbeben und brach den Arm, der ihn hielt. Der Mann keuchte, torkelte mit schmerzverzerrtem Gesicht zur Seite und verlor seine Waffe. Helth sprang zu ihm hin und stieß die Hand nach dem Gesicht des Kriegers; Daumen, Ring- und kleinen Finger einwärts geknickt, Zeige- und Mittelfinger wie tödliche Dolche ausgestreckt. Der Freisegler schrie auf, taumelte ein paar Schritte, stürzte auf die Knie und schlug die Hände vor seine leeren, blutenden Augenhöhlen.
Helth setzte ihm abermals nach, bückte sich nach seinem Schwert und riß die Waffe mit einem triumphierenden Schrei hoch. Ein weiterer Freisegler starb, so schnell, daß Skar den Hieb, der ihn tötete, nicht einmal
sah.
Die anderen wichen angstvoll zurück und ließen die Waffen sinken.
Der Vede drehte sich herum und kam mit wiegenden Schritten auf ihn zu. Skar versuchte sich aufzusetzen und gleichzeitig nach seinem Schwert zu greifen, aber er führte die Absicht nicht zu Ende. Helth lachte, aber seine Lippen bewegten sich nicht dabei. Sein rechtes Auge war blind, die Wange darunter von einem Schwerthieb zerfetzt, so tief, daß Skar den Knochen darunter erkennen konnte. Seine Halsschlagader war zerrissen, und seine rechte Körperhälfte begann sich in ein bizarres Netz roter Linien zu verwandeln. Aber er lebte weiter.
»Du wolltest den Kampf, Satai!« krächzte er. Seine Finger schlossen sich um den Schwertgriff, zermalmten ihn. Die Waffe polterte zu Boden. »Du wirst sterben — du und alle, die bei dir sind. Niemand wird je-«
Ein silberner Blitz fegte auf ihn zu und traf seinen Leib eine Handbreit unterhalb des Nabels. Helth brüllte vor Schmerz und Zorn, torkelte zurück und zerrte mit beiden Händen an den rasiermesserscharfen Zacken des
Shuriken,
den Del nach ihm geschleudert hatte. Del kam mit einem unartikulierten Laut auf die Füße, packte ihn mit der Rechten zwischen den Schenkeln und verkrallte die andere Hand in seine Kehle. Helth kreischte. Del riß den Veden wie ein Spielzeug in die Höhe, hielt ihn eine halbe Sekunde hoch über dem Kopf in der Schwebe und schleuderte ihn mit aller Macht zu Boden. Helth überschlug sich mehrmals, bevor er mit haltlos zuckenden Gliedern liegenblieb. Del war sofort wieder über ihm, trat nach seinem Gesicht und ließ sich nach vorne fallen. Seine Knie trafen Helth' Brustkorb mit der ganzen Wucht seines Körpergewichts und brachen seine Rippen.
Helth versuchte nach seinen Augen zu stechen, wie zuvor nach denen des Matrosen; Del schlug seine Hand mit einem wütenden Knurren zur Seite, legte die Hände um seinen Hals und drückte mit seiner ganzen gewaltigen Kraft zu, um dem Veden das Rückgrat zu brechen. Helth' Genick brach nicht. Skar wußte,
wie
stark Del war; er hatte gesehen, wie der junge Satai armdicke Balken mit der Kraft seiner gewaltigen Pranken zerbrochen und massive Eichentüren mit bloßen Fäusten eingeschlagen hatte, manchmal nur zum Spaß. Aber Helth war stärker. Langsam, Millimeter für Millimeter, stemmte er sich hoch, stützte sich mit Händen, Füßen und Ellbogen auf dem Eis ab und drückte seinen Gegner zurück. Del begann vor Anstrengung zu keuchen. Skar sah, wie sich seine Nacken- und Schultermuskeln spannten, als würden sie jeden Moment zerreißen. Schweiß perlte auf seiner Stirn. Aber Helth drängte ihn weiter zurück. Dels Knie rutschten von seiner Brust, dann verlor er vollends den Halt, kippte zur Seite, kam aber mit einer Rolle wieder
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