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Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Titel: Enwor 5 - Das schwarze Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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das Schiff auf die Seite legte und dann langsam in zwei Teile zerbrach. Und bevor er sich dagegen wehren konnte, sah er noch einmal den schwarzen, spinnenfingrigen Riß, der die Eiswand hinauflief und Brad in die Tiefe schleuderte.
    Das Boot schwenkte auf ein gemurmeltes Kommando Rayans herum und hielt auf den Dronte zu. Der Freisegler stand auf und trat mit einem schnellen Schritt zum Bug, streckte die Arme aus und blieb in einer erstarrten, beinahe grotesk wirkenden Haltung stehen, die Hände in einer weit geöffneten, greifenden Bewegung vorgestreckt.
    Sie zitterten, als könne er es nicht mehr erwarten, den Killersegler aus allernächster Nähe zu sehen, ihn zu berühren...
    »Schneller!« Rayans Stimme krächzte.
    Der Dronte wuchs heran. Er lag tiefer im Wasser, als Skar in Erinnerung hatte. Die Wellen schwappten nur wenige Handbreit unter den Resten der verkohlten Reling gegen den schwarzen Rumpf. Eine ölige, dunkle Flüssigkeit quoll wie dämonisches Blut aus den zerbrochenen Planken und durchsetzte das Meer mit schwarzen Schlieren.
    Auch Skar hatte sich halb aufgerichtet und stand direkt hinter dem Freisegler. Seine Gedanken überschlugen sich. Unmöglich! dachte er entsetzt. Es war unmöglich. Un-mög-lich! Er hatte mit eigenen Augen gesehen, wie das Schiff unter einem höllischen inneren Feuer aufgebrochen und bis zur Unkenntlichkeit verbrannt war. Verbrannt und zerbrochen!
    Sie konnten weitere Einzelheiten erkennen, als sie näher kamen.
    Der Dronte war verwundet, tödlich verwundet. Die Masten waren zu schweren, dürren Strünken verkohlt, von denen nicht einmal mehr die Reste von Segeln hingen, die Decksaufbauten verglüht und zu unförmigen Klumpen zusammengesunken, die wie geschmolzenes und nur halb wieder fest gewordenes Wachs aussahen. Formlose, dunkle Dinge bedeckten das verschmorte Deck. Einige davon sahen aus, als wären es einmal Menschen gewesen.
    »Irgend etwas stimmt hier nicht«, murmelte Del. Er hatte unwillkürlich die Stimme gesenkt und flüsterte nur noch, als fürchte er, den schwarzen Todesengel allein durch den Klang seiner Worte aufzuwecken. Aber die spiegelnden Eismauern, die sie wie die Wände eines gewaltigen Grabes umschlossen, reflektierten seine Worte und warfen sie vielfach gebrochen und verzerrt wieder zurück. Skar schauderte. Mit einem Mal fror er wieder, aber es war nicht mehr die äußere Kälte, sondern etwas, das aus der Tiefe seiner Seele in ihm emporkroch und sich wie ein lähmendes Gift in seinen Adern ausbreitete. Er hatte das gleiche schon einmal gespürt, einen Tag bevor sie in den Kanal eingelaufen waren, nur war es diesmal ungleich stärker und furchteinflö-ßender.
    »Rayan!« keuchte er. »Kehr um. Laß uns hier verschwinden. Irgend etwas stimmt hier nicht. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie er auseinandergebrochen ist!«
    Rayan wandte mühsam den Kopf. Skar sah, wie schwer es ihm fiel, den Blick von den bizarren Umrissen des Dronte zu nehmen. Rayan machte den Eindruck eines Mannes, der aus einem tiefen, quälenden Alptraum erwachte und sich nur mühsam wieder in der Wirklichkeit zurechtfand.
    »Umkehren?« murmelte er. »Jetzt? Jetzt, wo ich ihn habe? Wo ich dieses Ungeheuer endlich erlegt habe?« Skar entging der wahre Sinn seiner Worte.
    »Du mußt zurück!« sagte er beschwörend. »Irgend etwas stimmt hier nicht. Ich spüre es, Rayan. Glaube mir — ich habe gesehen, wie er verbrannt ist, vor meinen Augen!«
    »Du... du mußt dich getäuscht haben«, sagte Rayan mühsam. »Die Flammen können einem Dinge vorgaukeln, die nicht da sind. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr, ob das Schiff verbrannt ist oder nicht.
    Seine Besatzung ist es. Niemand kann den Brand überlebt haben. Sie sind tot.«
    Skar ballte in hilfloser Verzweiflung die Fäuste. Er wußte, was er gesehen hatte. Der Dronte war verbrannt, tatsächlich, nicht etwa in seiner Einbildung und nicht als Trugbild der Flammen. Aber er wußte auch, wie sinnlos es war, weiter mit Rayan reden zu wollen.
    Gowennas Worte fielen ihm ein. Besessen, hatte sie gesagt. Ja, das war er wohl — besessen. Aber besessen wovon? Von Rache? Rache für den Tod seines Sohnes? dachte er. Kaum.
    Das Boot stieß mit dumpfem Knirschen gegen das Wrack, und Rayan sprang mit einem kraftvollen Satz auf das Deck des Dronte hinauf. Skar, Helth und zwei der Matrosen folgten ihm, während die beiden anderen Seeleute und Del auf einen knappen Wink des Veden hin zurückblieben, um ihnen für alle Fälle den Rücken zu

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