Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Titel: Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Wimmern. Er stolperte zurück, preßte beide Hände gegen das Gesicht und setzte sich unsanft in den Schnee. Einen Moment lang blickte Syrr ihn noch scharf an; ihre Hände waren leicht geöffnet, und auf ihrem Gesicht lag ein sonderbar angespannter Ausdruck, der Skar verriet, daß es nicht das erste Mal war, daß sie so etwas erlebte.
    Aber dann entspannte sie sich, wandte sich wieder zu ihm um und fiel neben ihm auf die Knie. Der Ausdruck in ihren Augen wandelte sich in Schrecken, als sie sah, in welchem Zustand er war.
    »Großer Gott, Skar, was ist passiert?« stammelte sie.
    »Mein... Bein«, preßte Skar mühsam hervor. Mit aller Kraft wälzte er sich auf den Rücken, keuchte vor Schmerzen und deutete auf seinen rechten Fuß. »Ich glaube, er ist... gebrochen.«
    Das Mädchen erbleichte noch mehr, aber sie reagierte trotzdem mit erstaunlicher Kaltblütigkeit. Rasch stand sie auf, beugte sich über sein Bein und betastete den geschwollenen Knöchel; mit sehr kundigen, aber nicht sehr sanften Fingern. Skar stöhnte vor Schmerz.
    »Gebrochen ist nichts«, stellte Syrr nach einer Weile fest.
    »Aber du wirst trotzdem ein paar Tage lang nicht gehen können.«
    Skar keuchte, als sie die Hand auf seinen Knöchel legte und ganz sacht zudrückte, um ihre Worte zu beweisen. »Verdammt, paß doch auf!« keuchte er. »Was tut ihr überhaupt hier? Ich hatte euch befohlen, bei den Felsen auf mich zu warten!«
    »Du bist nicht gekommen«, antwortete Syrr stirnrunzelnd.
    »Und dann haben wir Schreie gehört und wollten wissen, was... was geschieht.« Sie stockte, richtete sich ein wenig auf und wandte den Kopf nach rechts und links.
    Sie brauchte nur Sekunden, um die Lichtung zu überblicken, aber in diesen wenigen Momenten ging eine erschreckende Veränderung in ihrem Gesicht vor sich. Skar sah, wie ihre Erleichterung erst in Schrecken und dann in pures Entsetzen umschlug. »Was ist... passiert?« stammelte sie.
    »Wir waren verschiedener Meinung, was die Pferde anging«, sagte Skar gepreßt. Schwärze stieg aus seinem Inneren auf, wollte seine Gedanken ersticken, aber das durfte er nicht zulassen.
    Nicht jetzt. Wenn er das Bewußtsein verlor, würde er vielleicht nicht nieder aufwachen. Trash lebte noch. Und er hatte ein Pferd. Er würde wiederkommen.
    »Sie wollten mir kein Tier leihen, weißt du«, keuchte er. »Und da mußte ich grob werden.«
    Syrr starrte ihn an, als zweifelte sie an seinem Verstand.
    »Du... du hast sie... erschlagen?« murmelte sie. »Du allein?
    Du... du hast zwei Quorrl erschlagen und...«
    »Und einen Satai«, fügte Talin hinzu.
    Syrr erstarrte vollends. Einen Moment lang blickte sie Skar aus geweiteten Augen an, dann flog ihr Kopf mit einem Ruck in den Nacken. Mit einem einzigen Schritt trat sie über Skar und den Kadaver des Hundes hinweg und beugte sich über den Toten. »Er ist ein Satai!« sagte Talin noch einmal. »Sieh! Er trägt ihr Zeichen!« Seine Hand deutete aufgeregt auf das schmale Stirnband des Toten. »Er... er hat einen Satai erschlagen! Mit bloßen Händen!«
    »Aber das ist unmöglich!« stammelte Syrr. Sie richtete sich auf, blickte Skar an, dann den Toten, dann wieder Skar. Ihr Gesicht hatte alle Farbe verloren. Und in ihren Augen stand ein Ausdruck, den Skar nur zu gut kannte:
    Angst.
    Angst vor ihm.
    »Du hast einen Satai erschlagen«, wiederholte sie die Worte ihres Bruders. »Mit bloßen Händen. Niemand kann das. Niemand außer-«
    »Einem Satai«, sagte Skar. Alles drehte sich. In seinem Mund war Blut. Ihm wurde übel. »Ich bin Satai, ja. Aber darüber können wir später reden. Wir müssen... fort. Einer der Quorrl ist entkommen.« Er versuchte, sich auf die Ellbogen hochzustemmen, und irgendwie gelang es ihm sogar. Talins und Syrrs Gestalten begannen vor seinen Augen zu zerfließen. Die Schwäche ließ häßliche Grimassen aus ihren Gesichtern werden.
    »Du bist... Satai?« wiederholte Syrr ungläubig. Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern.
    Skar nickte. »Helft mir... auf«, sagte er müde. »Die Quorrl werden zurückkommen. Wir müssen... fort. Helft mir auf ein... ein Pferd.«
    Syrr trat auf ihn zu. Ihr Gesicht war starr, wie eine Maske aus Stein, in der das Entsetzen für alle Zeiten eingefroren war.
    Und plötzlich blieb sie stehen, bückte sich und hob einen fast armdicken, qualmenden Ast aus dem Feuer. »Satai«, sagte sie noch einmal.
    Etwas im Klang dieses Wortes warnte Skar.
    Er sah den Schlag kommen. Aber er hatte nicht einmal mehr die Kraft, den Kopf zur

Weitere Kostenlose Bücher